Ansage an den DMSB: Prädikate in Corona-Zeit zu teuer
Bilder wie dieses hätten die Gespannfans in Vechta gerne wieder gesehen
Der AC Vechta wollte den wegen der Pandemie nur 5000 zugelassenen Langbahn-Fans nach langer Zeit des Darbens am 11. September einiges bieten. Der rührige Club aus dem westlichen Niedersachsen meldete beim verantwortlichen DMSB in Frankfurt für sein Flutlichtrennen eine Deutsche Meisterschaft für die Solisten und auch für die Internationale Seitenwagenklasse an.
Der DMSB in Frankfurt sagte die Gespann-DM kommentarlos ab. Man könnte spötteln, dass diese Entscheidung wohl sonnenklar war, denn eine Deutsche Meisterschaft für die Seitenwagen gibt es gar nicht mehr, nur noch eine DMSB-Langbahn-Meisterschaft Seitenwagen 2021.
Normalerweise müssen sich die Teams über Vorlauf-Veranstaltungen im Rahmen regionaler Läufe wie der Nord- und Süddeutschen Bahnmeisterschaft für eine Endlauf-Veranstaltung qualifizieren. Der DMSB kann zudem weitere Fahrer nominieren, auch aus dem Ausland. Mindesten zwei Drittel der Teilnehmer sollen DMSB-Lizenznehmer sein.
Spätestens hier kommt das Geld ins Spiel. Wer bei der Meisterschaft, einem Prädikatsrennen, mitfahren will, muss eine entsprechende Lizenz vorweisen, die das ganze Jahr gilt. Das kostet für Fahrer und Beifahrer schon mal 730 Euro. Dazu kommen noch entsprechende ärztliche Bescheinigungen und Versicherungen, da ist man schnell bei 1000 € und mehr.
Von den Kosten für die Fahrt im Transporter und so weiter gar nicht mal zu reden. Da ist das vom DMSB ausgelobte Preisgeld von 5200,- Euro, welches platzierungsabhängig verteilt werden muss, geradezu ein Witz.
Eine Woche, bevor die Veranstaltung in Vechta vom dortigen Landkreis genehmigt wurde, was angesichts steigender Inzidenzwerte zu dem Zeitpunkt gar nicht sicher war, sollten die deutschen Gespannfahrer dem DMSB mitteilen, ob sie in Vechta starten wollten. Das bedeutete natürlich, eine Lizenz zu kaufen. Wäre das Rennen dann abgesagt worden, wäre das Geld für die Fahrer futsch.
Nach Recherchen von SPEEDWEEK.com besprachen sich Fahrer und machten dem Bahnsausschuss einige Vorschläge, zum Beispiel nur ein Drittel der Kosten für eine Jahreslizenz für dieses eine Rennen zu bezahlen oder die Jahreslizenz von jetzt ab auch für die Saison 2022 gelten zu lassen, von der man wegen Corona ja auch noch nicht weiß, ob und wie oft da gefahren werden kann. Oder noch besser, man würde für jede Veranstaltung, also auch für die Meisterschaft, eine Race-Card erwerben. Kosten: 19 Euro.
Die Antwort vom DMSB soll ein klares Nein gewesen sein. Motto: keinen Millimeter preisgeben. Der Hinweis, dass die Solofahrer ja ebenfalls die teure Jahreslizenz nehmen müssten, kann zumindest für die Speedwayfahrer nicht gelten, denn die haben durchaus eine Reihe von Rennen fahren können. Und den reinen Langbahnfahrern hätte man ja ebenso die vorgeschlagenen Ermäßigungen anbieten können.
Nein, nichts da. Reglement ist Reglement.
Aber, aber. Das vergangene und auch dieses Jahr sind keine Standardjahre, es herrscht immer noch Ausnahmezustand wegen Corona. Da müssen doch auch Ausnahmeregelungen möglich sein. Im Sinne des Bahnsports oder will man den Sport kaputtmachen? Sogar im Amateur-Fußball ist es momentan möglich, fünf statt bisher drei Spieler in einer Partie zu wechseln, da die Vorbereitungen und Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt waren und sind.
Eine Frage sei zudem gestattet: Wenn man bisher noch kein einziges Rennen in der Saison gefahren ist, muss man dann gleich mit einer Meisterschaft loslegen? Denn von deren Ausgang hängt dann auch gleich wieder die Teilnahme im kommenden Jahr ab.
Mein Tipp an den DMSB: Springt über euren Schatten und seid fahrerfreundlicher. Alles ist schon teuer genug, aber diese Kosten sind nicht angemessen. Den Veranstaltern sei geraten: Fahrt freie Rennen mit Race-Cards für die Fahrer. Dann halten wir zukünftig möglichst alle bei der Stange.