Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

«Ne schöne Jrooß ahn all die, die unfählbar sinn»

Kolumne von Guido Quirmbach
Der Anfang: Pilet (76) trifft Armindo (67), der schleudert in Lietz (77)

Der Anfang: Pilet (76) trifft Armindo (67), der schleudert in Lietz (77)

Zu Deutsch: Einen schönen Gruss an alle, die unfehlbar sind. Der alte Song von BAP kam nicht nur mir beim LMS-Auftakt in Paul Ricard in den Sinn.

Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht! Dies ist eine Tatsache, die vom Anfang bis zum Ende der Menschheit Gültigkeit hat. Warum ist es denn so schwer, damit zu leben?

Tagtäglich können wir in der Tagesschau beobachten, was Politik bedeutet: macht der politische Gegner einen Fehler, wird er ausgeschlachtet. Macht man selbst was falsch, wird abgestritten und schön geredet, schliesslich muss man den Nimbus des Unfehlbaren vermitteln.

Das gilt auch für die Rennleitung der LMS. Die produzierte nämlich durch einen falschen Knopfdruck einen ordentlichen Startcrash beim Saisonstart in Le Castellet. Eindeutig war die auf grün geschaltete Ampel auf den TV-Schirmen zu sehen. Was alle sahen, die Piloten und auch die Ingenieure, die das grüne Licht ihren Kutschern ins Auto funkten. Problem dabei war nur, dass eigentlich niemand den Start freigeben wollte, denn das Leading-Car war für eine weitere Einführungsrunde auf der Bahn. Dies konnten aber nur die ersten Reihen erkennen, für den Rest war die Ampel das einzige Signal.

Umso peinlicher ist der Umgang mit dem Unfall. Da werden die Teams anfangs aus der Rennleitung heraus komplimentiert mit dem Hinweis, der Start war korrekt, die zweite Einführungsrunde wurde per Funk und auf den Monitoren angezeigt. Auf den Monitoren war definitiv nichts zu erkennen, den Funkspruch hat auch niemand, den ich gefragt habe, gehört. Der Hinweis, grün musste sein, da ja die zweite Einführungsrunde gleichzeitig die erste Rennrunde sei, kann nur aus der Hoffnung ausgesprochen worden sein, dass der Betreffende glaubt, weder Teams noch Presse haben je in ein Regelbuch geschaut.

Ab der zweiten Stunde war der Startcrash übrigens aus den stündlichen Highlights im TV verschwunden. Doch zu dem Zeitpunkt waren die Bilder schon längst auf Youtube über den Globus verteilt.

Egal wer in der Rennleitung den Knopf drückte, ob er Safety-Car oder weitere Einführungsrunde haben will, grünes Licht gibt es nur bei Startfreigabe bzw. freier Strecke. Und die Piloten müssen sich darauf verlassen können, das Grün auch wirklich grün bedeutet.

Das konnten sie am Sonntag nicht. Die hauptsächlich betroffenen Fahrer Marco Holzer, Nicolas Armindo, Patrick Pilet und Richard Lietz waren nicht nur chancenlos, sie hatten Gott sei Dank auch mehr Glück als Marcel Tiemann, der heute noch an den Folgen einer, wenn auch unter anderen Umständen entstandenen, ähnlichen Startkollision laboriert.

Der Protest der Porsche-Teams war konsequent. Denn neben der Gefahr für Leib und Leben hat ihnen die Rennleitung auch erheblichen materiellen Schaden beschert. Die Summe dürfte bei den vier Unfallwagen irgendwo zwischen einer halben und einer Million Euro liegen.

Doch warum hatte niemand aus der Rennleitung von sich aus Grösse zu sagen, hier haben wir Mist gebaut, was können wir für eine Lösung finden? Den Lauf nicht zu werten, ist natürlich unrealistisch. Der Kompromiss mit dem Streichresultat kam erst zustande, nachdem die protestierenden Teams drohten, notfalls bis zur letzten Instanz, sprich der FIA, zu gehen.

Der ACO verlangt von allen Beteiligten seiner Serien absolute Professionalität. Die liess er selbst am Sonntag aber ebenso vermissen wie menschliche Grösse.

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