Moto-e World Cup 2019: Heute ein Test in Aragón
So sieht ein Energica-E-Bike aus
Wegen des wachsenden Interesses an der automobilen Formel E, an der sich im fünften Bestandsjahr immer mehr Werke beteiligen (bald auch Mercedes und Ferrari) wollen, plant jetzt MotoGP-Promoter Dorna einen «Moto-e World Cup» – für die Saison 2019.
Es sollen insgesamt sechs Rennen im Rahmen der europäischen Grand Prix bestritten werden. Es ist ein Marken-Cup geplant, ein exklusiver Hersteller soll alle 18 Fahrer ausrüsten – mit voll-elektrifizierten Maschinen mit mehr als 130 PS.
Der Motorradweltverband FIM hat 2013 schon einmal eine E-Bike-Serie veranstaltet, aber diese erwies sich als Flop, denn es gab nicht genügend Teams und Bikes und zu wenige Veranstalter.
Schon der Name der Serie war ein Reinfall: «FIM eRoad Racing World Cup». Es sollten vier Rennen in Nordamerika und vier in Europa stattfinden, unterschiedliche Hersteller konnten mitmachen.
Aber schließlich fanden nur zwei Rennen in Nordamerika statt, eines davon beim MotoGP-Event in Laguna Seca. Die US-Serie gewann Eric Bostrom auf einer Icon Brammo, der Chinese Ho Chi Fung auf Zongshen gewann die Europa-Serie.
Deshalb nimmt jetzt die Dorna das Konzept in die Hand, es wirkt wesentlich durchdachter und zukunftsträchtiger.
Heute soll vor dem Grand Prix in Aragón ein weiterer Test absolviert werden. Mit der Traditionsmarke Sarolea hat ein neuer Hersteller von E-Motorrädern Interesse gezeigt.
Während in der automobilen Formel E pro Weekend zwei Rennläufe stattfinden, aber die Teams zwei Fahrzeuge einsetzen müssen, weil die Batteriekapazität nicht reicht für beide Rennen, plant die Dorna nur einen Lauf pro Wochenende – eventuell am
Samstagnachmitttag nach dem ersten Red Bull-Rookies-Lauf.
«Wir müssen auch auf die Fahrerlager-Kapazitäten achten, wenn wir die Rennen vergeben», betont Pau Serracanta, Managing Director im Commercial Department von Dorna Sports S.L.
2018 sollen bereits erste Moto-e-Prototypen startklar sein, mit denen MotoGP-Helden wie Kevin Schwantz, Mick Doohan, Max Biaggi oder Wayne Gardner am Sonntag vor dem Moto3-WM-Lauf eventuell ersten Demo-Runden drehen werden.
Welcher Hersteller die Maschinen für 2019 liefert, steht noch nicht fest. Es bestehen aber zum Beispiel bereits enge Kontakte zur italienischen Firma Energica Ego, zu Lightening in Amerika und jetzt zu Sarolea sowie Meteor in England.
Dort sind Ingenieure am Werk, die 40 Jahre lang Rennfahrzeuge für die Formel 1 und für die 24 Stunden von Le Mans entwickelt haben.
Jetzt gilt dort ein neues Motto: massive Leistung, null Emissionen.
Das grüne Herz der Elektro-Motorräder von Energica Ego ist eine ölgekühlte Antriebsquelle mit permanentem Batterieantrieb. Die Leistung: 100 kW (136 PS) zwischen 4900 und 10.500/min, das Drehmoment wird mit 195 Newtonmeter angegeben.
Die Energica Ego beschleunigt in 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und schafft einen Top-Speed von rund 240 km/h. Die Hersteller sagen, dieses elektrische Superbike sei schneller als eine herkömmliche 600-Supersportmaschine, weil sie konstant beschleunigt und beim Schalten keine Drehzahlverluste erleidet wie ein normaler Verbrennungsmotor.
Worauf die Energica-Techniker besonders stolz sind: Alle elektronischen und elektrischen Systeme werden von einem eigenen technologischen Juwel kontrolliert – von der VCU, die die Batterie, den Inverter, das Aufladesystem, das ABS und das Power Management inklusive Traction Control beherrscht. Die VCU limitiert auch den Speed und das Drehmoment des Fahrzeugs. Es gibt sogar einen «Park Assistant» für vorwärts und rückwärts, der bis zu einer Geschwindigkeit von 3 km/h aktiviert werden kann.
Ein Getriebe und eine Kupplung fehlen bei der Energica-Maschine, alles wird von einem ride-by-wire-System kontrolliert.
Das ABS kommt von Bosch, die Bremsen liefert Brembo.
Die Energica Ego kann im Normalbetrieb bei öffentlichen Aufladestationen geladen werden oder daheim, es existiert ein Onboard-Battery-Charger, der auch kabellos via Bluetooth aktiviert werden kann.
Bei den Moto-e-Rennen will die Dorna die Motorräder mit Hilfe von nachhaltiger und erneuerbarer Energie aufladen, am liebsten mit Photovoltaik, denn mit Wind könnte es manchmal problematisch werden.
«Wir werden auf keinen Fall nächtelang Generatoren laufen lassen, um die Moto-e-Maschinen wieder startklar zu machen», sagt Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta.
«Wir möchten auch das Aufladen im Paddock zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betreiben», betont Pau Serracanta.
Vor zwei Wochen erklärte Ducati-Chef Claudio Domenicali bei der Vorstellung des neuen Panigale-V4-Motors mit 210 PS und vier Zylindern: «Irgendwann werden die E-Bikes Einzug halten. Deshalb sollten wir die Zeit mit solchen Motoren geniessen, solange es noch geht.»
Langfristig wird sich die Generation der E-Bikes aber nicht aufhalten lassen. Im Fahrradgeschäft ist heute schon jedes vierte Modell ein E-Bike.
Die spanische Firma Acciona hat 2017 mit einem Elektro-Auto die Dakar-Rallye bestritten. Fünf Jahre lang war bei Acciona in der R&D-Abteilung entwickelt und geforscht worden. Das gesamte Projekt wurde in Vilanova del Vallés in Spanien gebaut, die Kraftquelle leistet 340 PS, die Lithium-Batterie-Module können mit Solar in Rekordgeschwindigkeit geladen werden. Bei der Dakar-Rallye waren aber in der Nacht meist Generatoren am Werk, die von drei Lkw von Etappenziel zu Etappenziel gekarrt wurden.
Die Dorna will auf solche fragwürdigen und scheinheiligen Manöver verzichten, sondern Nägel mit Köpfen machen. BMW wird den «Moto-e World Cup» sogar mit einem modernen E-Car als Official Car begleiten.
Die Batterien der Energica-Ego-Maschinen sollen im Paddock in weniger als einer Stunde wieder geladen werden.