MotoE-Ducati: Input der Gruppe, autonome Entwicklung
Die Ducati-Verantwortlichen machten bei der offiziellen Vorstellung der V21L am Donnerstag in Modena angeführt von CEO Claudio Domenicali deutlich: Das MotoE-Projekt wird dazu genutzt, um in Borgo Panigale das Know-how zu schaffen, das in einigen Jahren für Production-Bikes nötig sein werde.
Vor allem zu Beginn griff der italienische Hersteller, der seit 2012 in die Audi Group eingegliedert ist, auf das im VW-Konzern vorhandene Wissen im Bereich der Elektromobilität zurück: «Wir verstanden auf Anhieb, dass es die einzigartige Chance gab, die Kompetenz und das gesamte Wissen in der Volkswagen-Gruppe zu nutzen, um Erfahrungen zu teilen und Kontakte herzustellen – vor allem mit dem Center of Excellence für Batteriezellen», erzählte Vincenzo De Silvio, Technischer Direktor in der R&D-Abteilung der Ducati Motor Holding.
«Zu Beginn tauschten wir uns hauptsächlich mit dem Center of Excellence in Salzgitter aus», ging De Silvio auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com näher ins Detail. «Wir arbeiteten sehr stark mit ihnen zusammen, um die Batteriezellen auszuwählen. Danach fingen wir an, auch mit anderen in Kontakt zu treten. Am häufigsten tauschen wir uns mit Porsche aus, weil sie High-Performance-Zellen entwickeln, noch dazu zylindrische, die uns mit Sicherheit interessieren. Mit den Kollegen von Lamborghini stehen wir fast wöchentlich in Kontakt, weil auch sie natürlich sehr stark an der Elektrifizierung arbeiten – und weil sie in der Nachbarschaft sind, kennen wir uns und arbeiten viel mit ihnen.»
«Insgesamt haben wir eine sehr enge und kontinuierliche Beziehung mit den verschiedenen Gruppen. Am Ende treffen wir unsere Entscheidungen jedoch autonom. Wir haben aber die Möglichkeit, nach Informationen zu fragen und Ergebnisse auszutauschen – zum Beispiel waren wir im März bei der Vorstellung von Porsches Mission R und das, was sie am Auto anwenden, hat mit Sicherheit eine Reihe von Ideen beeinflusst, die wir für die Zukunft haben», verriet De Silvio.
Ducati informiert sich also in der Gruppe, entwickelt aber inhouse – auch die Batterie? «Die Batterie wird von einem Zulieferer produziert, aber die thermische Simulation und das Design der Batterie, die ja Teil des Chassis ist, das wird alles von uns gemacht. Die Gruppe versorgt uns mit Know-how, bei der Entwicklung und unseren Entscheidungen sind wir aber komplett autonom», betonte der Technische Direktor.
Ducati schuf für das MotoE-Projekt ein eigenes Team, in dem Techniker aus der Abteilung R&D (Forschungs- und Entwicklung) und aus der Rennabteilung Ducati Corse eng zusammenarbeiteten. «Da es ein vollwertiges Renn-Bike ist, musste Ducati Corse eine zentrale Rolle einnehmen. Gleichzeitig war es für uns wichtig, die Kompetenzen in der R&D-Abteilung von Ducati aufzubauen», erklärte de Silvio, der von einer «einzigartigen Integration» der beiden Gruppen sprach.
Ducati R&D ist für die Koordination und das Projektmanagement zuständig und kümmerte sich um die Entwicklung von Chassis und Antriebseinheit sowie einiger elektronischer Komponenten. Das Design entwarf das Centro Stile Ducati. Ducati Corse steuerte dafür die langjährige Erfahrung im Bereich Aerodynamik bei, genauso in der Entwicklung der Software für die Kontrollsysteme (Ride By Wire-Mappings, Motorbremse, Traktionskontrolle, Wheelie- und Slide-Control).
Die Rennabteilung baut das Motorrad am Ende auch zusammen und testet es – hauptsächlich mit Michele Pirro und Alex De Angelis, aber selbst Claudio Domenicali spulte schon ein paar Runden mit dem MotoE-Bike ab. Anschließend berichtete der Ducati-CEO von einem «historischen Moment und einem überraschenden Ergebnis.»
Die offiziellen Zahlen der V21L:
- Maximale Leistung 110 kW (rund 150 PS)
- Maximales Drehmoment 140 Nm
- 275 km/h Top-Speed
- 225 kg Gesamtgewicht (Gewichtsverteilung: 54% auf der Front, 46% auf dem Heck), 110 kg entfallen auf die Batterie
- 18 kWh Batteriekapazität, in 45 Minuten zu 80 Prozent geladen