Ramon Forcada: «Nur die Flügel fehlen, zum Glück!»
Ramon Forcada im Gespräch mit Andrea Mantovani
Mit dem Rücktritt von Andrea Dovizioso beim Misano-GP im vergangenen September zog sich auch sein Cheftechniker Ramon Forcada aus der MotoGP-Klasse zurück, in der er als Crew-Chief mit Jorge Lorenzo im Yamaha-Werksteam drei WM-Titel gefeiert hatte. 2023 gibt es im GP-Paddock aber ein Wiedersehen mit Forcada, in seiner neuen Rolle als RNF-MotoE-Teammanager mit den Fahrern Andrea Mantovani und Mika Perez.
«Ich hoffe, dass es eine sehr viel ruhigere Sache ist, deshalb bin ich jetzt in der MotoE gelandet», verriet der 65-jährige Spanier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Abgesehen davon ist es interessant, weil es ein wirklich gut gemachtes Motorrad ist. Es bietet viele Möglichkeiten, im Moment nutzen wir beim Set-up und so weiter aber noch nicht alles aus.»
Ganz so ruhig wird es für Forcada allerdings nicht, denn er ist seit dem Herbst auch im JuniorGP-Team Finetwork MIR Racing involviert. «Das mache ich auch weiterhin. Ganz ruhig geht es im Rennsport ohnehin nie zu, weil es immer um die Ergebnisse geht. Mit jungen Fahrern zu arbeiten ist interessant. Mit Sicherheit gibt es dort nicht den Druck, den man hat, wenn man um einen WM-Titel kämpfen. Rennen sind aber immer Rennen.»
Zurück zur elektrischen V21L: «Das Projekt ist interessant. Die bekannte Geschichte bei Elektrofahrzeugen ist aber, dass die Batterie immer das Problem ist. Wenn jemand eine Batterie bauen kann, die mehr Kapazität hat und gleichzeitig die Hälfte wiegt, wäre es perfekt», gab Forcada zu bedenken. «Vom Motorrad her ist es aber sehr gut durchdacht und für den Rennsport gemacht, nicht für die Straße.»
So wurden etwa die elektronischen Kontrollsysteme der V21L von der Rennabteilung Ducati Corse entwickelt. Wie viel ist tatsächlich möglich? «Man kann an der Elektronik viel machen, im Moment machen das aber sie, nicht wir», erklärte Forcada. «Die Möglichkeiten sind aber an sich groß, nicht nur an der Elektronik, sondern auch am Motorrad insgesamt. Möglichkeiten gibt es wie an einem MotoGP-Bike. Es wurde aber bevorzugt, mit etwas größeren Einschränkungen zu beginnen. Denn der Fahrer muss sich erst ans Motorrad gewöhnen, damit man dann auch versteht, was passiert, wenn man Veränderungen vornimmt. Dafür braucht man den Fahrer, der dir die Informationen gibt. Für ihn ist das Motorrad aber neu. Einige haben immerhin Erfahrung auf der Energica gesammelt, aber einige Fahrer sind auch ganz neu in der MotoE.»
«Wenn man also gleich anfangen würde, Dinge zu verändern, ist es unwahrscheinlich, dass der Fahrer genaues Feedback geben kann. Noch dazu war das Wetter beim Jerez-Test ein Desaster. Am Vormittag halb trocken, halb nass und selbst in den trockenen Sessions am Nachmittag waren die Streckenverhältnisse nicht gut», seufzte Forcada. «Die Informationen, die dir der Fahrer gibt, sind daher nicht zu 100 Prozent korrekt. Deshalb ist es besser, langsam vorwärts zu gehen und den richtigen Moment abzuwarten, um die Veränderungen vorzunehmen.»
Ducati beschreibt die V21L als die MotoGP unter den Elektromotorrädern. Der Ex-Crew-Chief von Dovi, Morbidelli und Co. bestätigte das ohne zu zögern. «Ja, so ist es. Nur die Flügel fehlen, zum Glück! Das Bike hat auch kein Start-Device, in der Hinsicht ist es also besser als die MotoGP», schob Forcada lachend nach. «Ducati stimmt da wahrscheinlich nicht zu. Aber für uns, die am Motorrad arbeiten, ist es besser so. Jetzt ähnelt dieses Bike mehr einem Motorrad als ein MotoGP-Bike.»
Die Devices und das aerodynamische Wettrüsten der MotoGP-Hersteller rufen unter Beobachtern und Fans tatsächlich immer wieder Kritik hervor. Wie steht Forcada dazu? «Letztendlich ist es so, dass wir Techniker immer mehr an der Technologie arbeiten und immer mehr Dinge machen wollen. Aus dem Blickwinkel ist es also schon in Ordnung, wenn man nur an die Technologien an sich denkt», schickte der erfahrene Spanier voraus. «Wenn man aber an die Meisterschaft, an die Show und an die Rennen insgesamt denkt, dann sehen wir ja das Ergebnis, das nicht mehr dem entspricht, was man sich wünscht.»
Ist die MotoE also vielleicht sogar die Zukunft? «Wenn jemand die richtige Batterie dafür findet, dann ja. Dafür braucht es aber eine komplett andere Batterie, eine neue Technologie. Denn mit den Lithiumbatterien kann man wohl nicht viel mehr machen. Das dauert sicher lange, aber man muss an einer anderen Batterietechnologie arbeiten», so Forcadas Einschätzung.
MotoE-Test Jerez, Gesamtbestzeiten (6. bis 8.3.):
1. Eric Granado, 1:47,053 min
2. Matteo Ferrari, 1:47,310
3. Nicholas Spinelli, 1:47,478
4. Mattia Casadei, 1:47,504
5. Randy Krummenacher, 1:47,524
6. Hikari Okubo, 1:47,526
7. Jordi Torres, 1:47,548
8. Kevin Manfredi, 1:47,638
9. Hector Garzo, 1:47,695
10. Miquel Pons, 1:47,810
11. Tito Rabat, 1:48,043
12. Luca Salvadori, 1:48,159
12. Alessandro Zaccone, 1:48,219
13. Kevin Zannoni, 1:48,620
14. Matteo Ferrari, 1:48,693
15. Mika Perez, 1:49,737
16. Andrea Mantovani, 1:48,795
17. Alessio Finello, 1:49,881
18. Maria Herrera, 1:49,934
MotoE-Test Jerez, kombinierte Zeiten Tag 3 (8.3.):
1. Randy Krummenacher, 1:47,675 min
2. Eric Granado, 1:47,735
3. Nicholas Spinelli, 1:47,970
4. Miquel Pons, 1:48,305
5. Luca Salvadori, 1:48,323
6. Jordi Torres, 1:48,337
7. Alessandro Zaccone, 1:48,395
8. Hector Garzo, 1:48,403
9. Hikari Okubo, 1:48,468
10. Mattia Casadei, 1:48,472
11. Matteo Ferrari, 1:48,693
12. Kevin Manfredi, 1:48,859
13. Kevin Zannoni, 1:49,727
14. Tito Rabat, 1:49,847
15. Andrea Mantovani, 1:50,087
16. Maria Herrera, 1:51,662
17. Mika Perez, 1:52,169
18. Alessio Finello, 1:52,414
MotoE-Test Jerez, kombinierte Zeiten Tag 2 (7.3.):
1. Eric Granado, 1:47,053 min
2. Matteo Ferrari, 1:47,310
3. Nicholas Spinelli, 1:47,478
4. Mattia Casadei, 1:47,504
5. Randy Krummenacher, 1:47,524
6. Hikari Okubo, 1:47,526
7. Jordi Torres, 1:47,548
8. Kevin Manfredi, 1:47,638
9. Hector Garzo, 1:47,695
10. Miquel Pons, 1:47,810
11. Tito Rabat, 1:48,043
12. Luca Salvadori, 1:48,159
13. Alessandro Zaccone, 1:48,219
14. Kevin Zannoni, 1:48,620
15. Andrea Mantovani, 1:48,795
16. Mika Perez, 1:49,737
17. Alessio Finello, 1:49,881
18. Maria Herrera, 1:49,934
MotoE-Test Jerez, kombinierte Zeiten Tag 1 (6.3.):
1. Luca Salvadori, 1:55,522 min
2. Matteo Ferrari, 1:55,710
3. Kevin Manfredi, 1:56,134
4. Jordi Torres, 1:56,257
5. Randy Krummenacher, 1:56,639
6. Hector Garzo, 1:56,711
7. Tito Rabat, 1:56,993
8. Mattia Casadei, 1:57,098
9. Mika Perez, 1:57,319
10. Alessandro Zaccone, 1:57,747
11. Miquel Pons, 1:58,323
12. Alessio Finello, 1:58,408
13. Hikari Okubo, 1:58,415
14. Kevin Zannoni, 1:58,638
15. Maria Herrera, 2:01,824