Schweizer CGBM-Team: Wird das Geld knapp?
Jesko Raffin und Fred Corminboeuf
Schon seit August ist zu hören, dass das Schweizer CGBM-Evolution-Moto2-Team von Fred Corminboeuf in finanziellen Schwierigkeiten steckt.
Teambesitzer Fred Corminboeuf erschien unerwartet nicht bei den Übersee-Rennen, er müsse in Europa nach Sponsoren für 2018 suchen, wurde im Team erzählt.
In Japan sickerte durch, dass die CGBM-Mannschaft 2018 nur noch zwei statt drei Teamplätze erhalten wird. Diese Tatsache wurde inzwischen von der Teamvereinigung IRTA bestätigt.
Dadurch wird der 21-jährige Schweizer Jesko Raffin, Zehnter in Misano und Vierter in Phillip Island, arbeitslos. Trotz eines gültigen Vertrags für 2018.
Doch das Selektions-Komitee hätte ihn 2018 wegen «mangelnder fahrerischer Kompetenz» ohnedies nicht mehr akzeptiert – auch wenn ihn ein anderes Team nominiert hätte.
Jedenfalls zeigt das CGBM-Team Verfallserscheinungen. Offenbar ist die Mannschaft bei Motorradlieferant Kalex im Zahlungsrückstand, beim Hospitality-Betreiber, auch bei den Team-Trucks drückt der Schuh. Im Team wurde erzählt, ein Mechaniker habe für den Kauf eines Team-Lkw bürgen müssen.
Die Teammitglieder der zwei separaten Teams CarXpert Interwetten und Garage Plus Interwetten wirkten in Übersee verzagt. Auch Lüthis Crew-Chief Gilles Bigot war am Samstag alles andere als begeistert, als er sich wegen der Abwesenheit von Corminboeuf um Lüthis Transport in die Privatklinik kümmern und ihn dorthin begleiten musste, weil sonst keine geeignete Person zur Stelle war.
«Jetzt ist 2017 schon das Geld knapp, wo der Unternehmer Olivier Métraux mit seinen Firmen CarXpert und Garage Plus noch an Bord war, dazu Interwetten. Wie soll das aussehen, wenn diese Firmen nächstes Jahr alle nicht mehr dabei sind», wunderte sich ein Teammitglied.
Der Teamname CGBM steht übrigens für die Familiennamen der Teamteilhaber Fred Corminboeuf, Matthieu Grosdecoeur, Gilles Bigot und Julien Marechal. Aber Bigot ist längst ausgestiegen, er hat seine Anteile abgestoßen.
Sam Lowes (2017 fünf Punkte in 17 MotoGP-Rennen) und Iker Lecuona, der in Sepang als 14. seine ersten WM-Punkte ergatterte, dürfen sich langsam Sorgen machen. Für dieses Duo ein Budget von 2,5 Millionen Euro aufzutreiben, ist eine Mammutaufgabe.
«Dieses Team ist ein Minenfeld», sagte ein Fahrer-Manager.
Hauptsponsor Métraux hatte zuerst 2010 bis 2012 das CIP-Team von Alain Bronec unterstützt und Aegerter dort mit Technomag-Geld eingeschleust, 2010 war dort Shoya Tomizawa Teamkollege von Aegerter – bis zum Todessturz in Misano.
Dann übernahm Corminboeuf, Aegerters ehemaliger Konditionstrainer, das Moto2-Team. 2015 stieß Tom Lüthi zum Team, nach dieser Saison geht nach Aegerter (er zerstritt sich im Oktober 2016 mit dem Teamchef) mit Lüthi der zweite Topfahrer weg.
Der KTM-Vertrag kam in erster Linie wegen Lüthi und Techniker Bigot zustande. Kaum war der Deal spruchreif, meldete Lüthi den Aufstieg in die MotoGP-WM bei Marc VDS. «Nein, KTM hat diesen Deal meinetwegen gemacht», brüstete sich Corminboeuf, der seinen WM-Kandidaten Tom Lüthi bei den Übersee-Rennen kläglich im Stich ließ und jetzt an allen Ecken und Enden sparen muss.
Aber die ersten Rechnungen von KTM für das 2018-Material werden auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.