Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Remy Gardner (Platz 2): Die Kritiker sind verstummt

Von Günther Wiesinger
Remy Gardner galt in der WM anfangs als hoffnungsloser Fall. In Argentinien verpasste er den Moto2-GP Sieg auf der SAG-Kalex nur um 1,2 Sekunden. Jetzt verstummen die Kritiker. Und Papa Wayne atmet auf.

Ein paar Jahre lang ist Wayne Gardner im Paddock manchmal belächelt worden, weil er vorbehaltslos an das Talent und das Durchsetzungsvermögen seines Sohnes Remy glaubte, weil er ein Vermögen in die Karriere des Youngsters investierte, weil er deswegen nach Spanien übersiedelte und seine zweite Ehe dafür aufs Spiel setzte. Wegen eines Verkehrsdelikts am Sonntagfrüh bei der hektischen Anreise zum Warm-up beim Motegi-GP im Oktober 2017 musste Papa Wayne sogar zehn Tage lang in einem japanischen Gefängnis Kost und Logis nehmen. Auch Remy wurde damals nach dem Rennen drei Tage hinter Schloss und Riegel gesperrt.

Aber spätestens seit dem vergangenen Sonntag ist klar: Remy hat wahrlich GP-Format. Das offenbarte sich zwar sporadisch schon in seiner Moto3-Zeit, als er auf der lahmen Mahindra 2015 beim Australien-GP einen tapferen zehnten Platz ergatterte. Papa Wayne sprach Klartext und bezeichnete das indische Vehikel als «crap bike». Das heißt soviel wie Scheißhaufen.

Zwei, drei Jahre lang galt Remy als «Quoten-Australier», denn nach den Rücktritten von Stoner und West brauchte die Dorna fürs australische Fernsehen und den Phillip-Island-GP einen Lokalmatador im GP-Feld.

Remy stellte beim Offroad-Training (Cross, Dirt Track usw.) schon mit 16 Jahren seinen Mann. Er wuchs mit Zweirädern auf, der Name Gardner wirkte manchmal belastend, niemand wollte berücksichtigen, dass er bei seinem GP-Debüt in Misano 2014 erst 16 Jahre alt war und heute gerade mal seinen 21. Geburtstag (er wurde am 24.2.1998 geboren) hinter sich hat.

Remy war also noch nicht auf der Welt, als Papa Wayne, der 500-ccm-Weltmeister 1987 auf Rothmans-Honda und ewige Mick-Doohan-Rivale, beim WM-Finale in Kyalami/Südafrika 1992 mit Platz 2 hinter John Kocinski (und vor Rainey) als Zweiter seinen letzten GP-Podestplatz eroberte. Wayne hat 18 Halbliter-GP-Siege gefeiert, dazu hat er in der 500er-WM 20 zweite Plätze und 14 dritte Plätze erobert.

Spätestens 2018 wurde das Talent von Remy Gardner offenkundig, als er mit der Eigenbau-Tech3-Maschine in Argentinien auf Platz 6 und in Valencia auf Platz 5 landete, er war danach monatelang verletzt und beendete die WM deshalb mit 40 Punkten nur als WM-19.

Der kritische Papa Wayne merkte im Vorjahr an, bei Tech3 würde die Entwicklung stillstehen, weil bereits im Frühjahr 2018 der Wechsel zu KTM für die Saison 2919 vereinbart worden war.

Nach dem grandiosen zweiten Platz in Las Termas auf der SAG-Kalex zweifelt niemand mehr am beachtlichen Können von Remy. Er kann zweifellos mehr als andere prominente Rennfahrersöhne, man denke an Axel und Edgar Pons oder Dakota Mamola.

Remy Gardner: «Tech3 war eine gute Schule»

«Natürlich wollten wir dieses Rennen gewinnen», strahlte Remy Gardner am Sonntag. «Aber nach der Zieldurchfahrt konnte ich den zweiten Platz kaum glauben… Ich habe nur eine Sekunde auf den Sieger verloren! Es war ein langes, hartes Rennen. Ich hatte einige Probleme, aber wir sind trotzdem vorne geblieben.»

«Ich bin nicht hier, um zu lästern, aber die letzten zwei Jahre bei Tech3 in der Moto2 waren nicht einfach», räumte der in Spanien lebende Australier ein. «Wir hatten nicht das optimale Equipment. Ich habe mich immer nach einer Kalex gesehnt, jetzt habe ich eine und zwar ein 2019-Modell, weil es die neuen Einheitsmotoren gibt. Aber ich betrachte die Tech3-Jahre als eine gute Schule. Ich habe dort viel gelernt, wir haben ein paar anständige Resultate erzielt. 2017 und 2018 waren eine ausgezeichnete Vorbereitung für die aktuelle Saison. Außerdem liebe ich die Atmosphäre in Argentinien. Die Piste in Las Termas ist einzigartig. Wirklich gut. Nach dem Grand Prix 2018 habe ich mit den Fans hier eine Riesenparty gefeiert. Diesmal mussten wir auf eine Feier verzichten, wir hatten den Rückflug für Sonntagabend gebucht.»

Übrigens: Für das Stop-and-Go-Team von SAG-Teambesitzer Edy Perales, der 2016 Luis Salom durch einen tödlichen Unfall in Barcelona verlor, sind schon Folger, Schrötter und Raffin gefahren.

Papa Wayne Gardner ist erleichtert. «Es ist fantastisch, Remy jetzt endlich auf einem konkurrenzfähigen Motorrad und bei einem konkurrenzfähigen Team zu sehen», frohlockte Wayne. Dann fügte er süffisant an: «Wo war Tech3?»

Red Bull-Tech3-Teeambesitzer Hervé Poncharal erlebt in der Moto2-WM tatsächlich eine schwierige Phase. Marco Bezzecchi und Philipp Öttl sind noch punktelos. Sie landeten in Las Termas auf den Rängen 16 und 19 und verloren 25,3 beziehungsweise 45,8 sec auf den Sieger.

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