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Pit Beirer: «Stolz, dass wir die WM gedreht haben»

Von Günther Wiesinger
Brad Binder: Erster Saisonsieg 2019 in Österreich

Brad Binder: Erster Saisonsieg 2019 in Österreich

Drei Rennen vor dem Ende lag KTM in der Moto2-WM noch 50 Punkte zurück. Am Ende fehlten 3 Punkte auf den Titelgewinn. KTM-Rennchef Pit Beirer schmerzt der Rückzug aus der Moto2. Fünf Saisonsiege lindern den Schmerz.

KTM erlebte 2019 in der Moto2-WM eine ernüchternde erste Saisonhälfte. In Texas kam kein einziger der neun KTM-RC12-Fahrer in die Top-Ten, in Mugello schaffte es kein KTM-Pilot, einen WM-Punkt abzustauben. Doch am Saisonende drehte Red Bull-KTM-Werkspilot Brad Binder gehört auf. Er gewann sechs rennen – und verpasste den WM-Titel gegen Alex Márquez nur um drei Punkte. «Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll», meinte der Südafrikaner nach dem WM-Finale. Denn einerseits hatte er die aussichtslose Saison gerettet und den zwischenzeitlichen zwölften WM-Rang weit hinter sich gelassen. Anderseits lag der Titelgewinn am Ende zum Greifen nah.

Doch KTM-Firmenchef Stefan Pierer (62) hatte sich schon beim Jerez-GP im Mai heftig über die schwache Moto2-Performance entrüstet. «Das ist die leichteste Klasse. Denn der Motor ist gegeben, die Reifen, die Elektronik, und wir sind zu blöd, ein konkurrenzfähiges Chassis zu bauen. Das zipft mich an», wetterte Pierer beim Europa-Auftakt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Drei Monate später beim GP von Österreich verkündete Pierer das Ende von KTM als Moto2-Chassis-Hersteller.

Übrigens: Drei Rennen vor dem Saisonfinale lag Binder 50 Punkte hinter Alex Márquez. Am Schluss fehlten nur noch drei.

Tut es nicht weh, wenn man sich aus der Moto2 verabschieden muss, nachdem die letzten drei Rennen gewonnen wurden? KTM muss jetzt ein Sieger-Motorrad ins Museum stellen.

«Ja, aber ich stelle viel lieber ein Sieger-Motorrad in Mattighofen in die neue Motohall als ein Loser-Motorrad», sagt der ehemalige 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister Pit Beirer, seit rund 15 Jahren Motorsport-Direktor der KTM-Gruppe. «Dieses starke Saisonende macht zwar den Schluss noch schmerzhafter», räumt der KTM-Stratege ein. «Es versüßt ihn aber gleichzeitig. So funktioniert der Rennsport. Es gibt immer starke Konkurrenten. Ab und zu kriegst du eine drüber… Ab und zu geht es ein bisschen einfacher. Dass wir 2019 mit einer Niederlage nach der andern in die Saison gestartet sind, dann aber trotz Rücktrittsbeschluss nicht aufgehört haben zu kämpfen und sogar die Meisterschaft fast noch einmal umgedreht haben, das freut uns. Es gab dann nach dem Sieg von Brad Binder am Spielberg auch Stimmen, wo wir uns gegenseitig motiviert haben. Wir haben gesagt: ‚Diese Meisterschaft ist noch nicht entschieden.‘ Da waren Teamchef Aki Ajo und alle Techniker dabei. Brad Binder hat uns das sofort bestätigt. Es ist eine schöne Belohnung für alle Beteiligten, die am Moto2-Projekt gearbeitet haben, dass wir die Situation umdrehen konnten.»

«Natürlich fängst du nach dem Finale an zu überlegen, wenn dir drei Punkte zum Titelgewinn fehlen: ‚Wo hätten wir diese drei Punkte am einfachsten mit nehmen können?‘ Aber diese Überlegungen sind nicht mehr zielführend. Ich bin extrem stolz, dass wir die WM gedreht haben. Stell‘ dir vor, wir wären ohne Ergebnisse wie die geprügelten Knaben von der Moto2-Bildfläche verschwunden. Dann würde das viel stärker auf mir lasten als ein knapp verlorener Titel.»

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