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Crew-Chief Mauro Noccioli: Was MV Agusta fehlt

Von Waldemar Da Rin
Mauro Noccioli und Simone Corsi beim Jerez-Test

Mauro Noccioli und Simone Corsi beim Jerez-Test

MV Agusta setzt im Gegensatz zu Speed Up auch in der Moto2-Saison 2020 nur zwei Bikes ein. Crew-Chief Mauro Noccioli analysiert die Ausgangslage für die Forward-Fahrer Simone Corsi und Stefano Manzi.

In der Box des MV Agusta Forward Racing Teams ist mit Mauro Noccioli ein überaus erfahrener Cheftechniker zu finden: Er war bei Aprilia an der Seite erfolgreicher Fahrer wie Capirossi und Biaggi, 1996 betreute er Valentino Rossi in der 125-ccm-Weltmeisterschaft. Von 2007 bis 2009 arbeitet er mit Tom Lüthi in der 250ccm-Klasse mit einer Aprilia RSA. Im Vorjahr war der Italiener der Crew-Chief von Dominique Aegerter, für die Moto2-Saison 2020 musste der Schweizer seinen Platz an der Seite von Stefano Manzi aber an Simone Corsi abgeben.

Beim ersten IRTA-Test des Jahres landeten Corsi und Manzi in der vergangenen Woche allerdings nur auf den Rängen 20 und 23 der kombinierten Zeitenliste. «Wir haben ein Testprogramm abgespult, das so ziemlich vorprogrammiert war», erzählte Noccioli nach den Testfahrten in Jerez. «Es stimmt aber nicht, dass die Rundenzeit nicht wichtig ist. Man muss es in zwei Phasen sehen: Die Situation von Corsi war die, dass er in den ersten drei Tagen – zwei private Testtage und der erste IRTA-Testtag – sehr gut unterwegs war. Und zwar in der Rennabstimmung, er fuhr eine sehr schnelle Pace und der Reifen war kein Soft und hatte 41 Runden drauf. Das war mehr als positiv. Nach dem ersten IRTA-Testtag taten ihm aber die Unterarme weh, er war müde. Man muss auch bedenken, dass er schon eine Weile nicht mehr auf dem Motorrad war. Von da an lief es weniger positiv, was sehr viel mit der Müdigkeit des Fahrers zu tun hat. Denn fünf Tage sind ein enormes Pensum.»

Zur Erinnerung: Moto2-Routinier Corsi und das Tasca Racing Team hatten ihre Zusammenarbeit in der Sommerpause 2019 beendet, daraufhin bestritt der 32-Jährige nur noch die Grand Prix in Misano und Aragón für NTS.

Manzi legte auf der MV Agusta hingegen ein starkes Saisonfinale hin, er fuhr in Valencia aus der ersten Startreihe los und verpasste als Vierter nur knapp seinen ersten Podestplatz in der Weltmeisterschaft. Bei den Testfahrten in Jerez war er aber angeschlagen: «Stefano hat am ersten Tag mit der Einstellung von 2019 angefangen, leider hat er das Motorrad zerstört und sich weh getan, er war kurz bewusstlos. Er ist am ersten Tag gestürzt, hat am zweiten pausiert und wenn diese Unfälle passieren, ist es immer ein bisschen schwierig», seufzte Noccioli. «Er ist dann wieder auf das Motorrad gestiegen, aber mit dem neuen Vorderreifen mussten wir sehr viele Änderungen vornehmen.»

Nach dem breiteren Hinterreifen, der einigen Moto2-Assen 2019 ab dem Spanien-GP Kopfzerbrechen bereitete, brachte Reifenlieferant Dunlop 2020 einen neuen Vorderreifen. «Im Vorjahr war es so, dass mit dem neuen Reifen Kalex ein bisschen mehr Mühe hatte. Für uns war es dagegen vielleicht sogar besser», erinnerte der MV-Agusta-Cheftechniker. «In diesem Jahr war es umgekehrt, Kalex hatte keine Probleme und von uns hat der neue Vorderreifen Tribut gefordert.»

«In den Tests mit Simone hatten wir schon eine Lösung gefunden, die wir dann auf Manzi übertragen haben. Manzi gewöhnt sich Stück für Stück daran», ergänzte Noccioli. «Wir sind nicht bei 100 Prozent, aber eine Richtung haben wir gefunden. Er muss arbeiten, um sich an ein anderes Feeling zu gewöhnen. Das ist eine Sache, die in Katar fortgeführt werden muss.» Denn dort beginnt am Freitag der nächste IRTA-Test.

Wie sehr wurde die MV Agusta F2 im Vergleich zum Vorjahr verändert? «Es wurden kleine Veränderungen vorgenommen, dazu kam eine größere Änderung, die das Chassis betraf», erklärte der Crew-Chief. «Der erste Run am Vormittag war definitiv besser, am Nachmittag haben sich die Streckenbedingungen verändert und wir haben andere Tests gemacht... Wir haben es als Lösung nicht gestrichen, wir brauchen nur die Zeit, um es zu verwenden.»

Noccioli weiter: «Wir haben eine neue Verkleidung, neue Bremsen, viele kleine Details, auch an den Federelementen. Unser kleines Handicap ist, dass wir alleine sind, wir haben keine andere Referenz. Wir haben gesehen, dass Speed Up mit der Tatsache, dass sie nun zwei weitere Fahrer haben, viel einfacher Informationen sammeln.»

Nach dem Rückzug von KTM entschied sich das Áspar Team von Jorge Martinez, 2020 auf Speed Up zu vertrauen. Damit sind neben Jorge Navarro und Fabio Di Giannantonio auch Moto2-Rookie Aron Canet und Hafizh Syahrin, der aus der MotoGP-Klasse zurückkehrt, auf Speed UP unterwegs. MV Agusta und NTS setzen dagegen weiterhin nur jeweils zwei Fahrer in der Moto2-WM ein.

War der Jerez-Test das erste Roll-out der 2020er-Maschine von MV Agusta? «Im November ist nichts passiert, aber Simone hatte beim Test im August in Misano schon eine fortgeschrittene Konfiguration», verriet Noccioli. «Auch Aegerter hatte beim Montagstest auf dem Red Bull Ring schon den neuen Reifen ausprobiert, der Eindruck war positiv. Es war vielleicht auch der Test mit Aegerter, der uns dabei geholfen hat, nun in Jerez die Probleme zu lösen.»

Für die zweite Saison nach der WM-Rückkehr von MV Agusta bekam die F2 des Forward Teams einen neuen Look verpasst, außerdem sicherte die glorreiche Marke unter dem russischen CEO Timur Sardarov ein verstärktes Engagement zu. «Die Grafik ist viel mehr MV, dazu ist die Verbindung zu MV nun meiner Meinung positiv, wir fühlen uns weniger allein. Das ist schon wichtig. Das Einzige, was uns fehlt, ist die Zeit», betonte Noccioli.

Moto2-Test Jerez, Gesamtwertung nach 21.2.

1. Tom Lüthi, Kalex, 1:40, 326 min
2. Marco Bezzecchi, Kalex, 1:40,448 min, + 0,122 sec
3. Nicolo Bulega, Kalex, 1:40,661, + 0,335
4. Tetsuta Nagashima, Kalex, 1:40,670, + 0,344
5. Aron Canet Speed Up, 1:40,710, + 0,384
6. Xavi Vierge, Kalex, 1:40,776, + 0,450
7. Jorge Navarro, Speed Up, 1:40,809, + 0,483
8. Fabio Di Giannantonio, Speed Up, 1:40,816, + 0,490
9. Remy Gardner, Kalex, 1:40,848, + 0,522
10. Jorge Martin, Kalex, 1:40,907, + 0,581
11. Edgar Pons, Kalex 1:41,042, + 0,716
12. Marcel Schrötter, Kalex, 1:41,069, + 0,743
13. Enea Bastianini, Kalex, 1:41,100, + 0,774
14. Lorenzo Baldassarri, Kalex, 1:41,137, + 0,811
13. Bo Bendsneydser, NTS, 1:41,164, + 0,838
14. Somkiat Chantra, Kalex, 1:41,270, + 0,944
16. Luca Marini, Kalex, 1:41,232, + 0,906
17. Somkiat Chantra, Kalex, 1:41,279, + 0,944
18. Augusto Fernandez, Kalex, 1:41,273, + 0,947
19. Joe Roberts, Kalex, 1:41,301, + 0,975
20. Simone Corsi, MV Agusta, 1:41,476, + 1,150
21. Marcos Ramirez, Kalex, 1:41,540, + 1,214
22. Hafizh Syahrin, Speed Up, 1:41,569, + 1,243
23. Stefano Manzi, MV Agusta, 1:41,716, +1,390
24. Hector Garzo, Kalex, 1:41,793, +1,467
25. Jake Dixon, Kalex, 1:42,131, + 1,805
26. Jesko Raffin, NTS, 1:42,137, + 1,811
27. Andi Fahrid Izdihar, Kalex, 1:42,230, + 1,904
28. Lorenzo Dalla Porta, Kalex, 1:42,287, + 1,961
29. Kama Daniel Bin Kasmayudin, Kalex, 1:46,339, + 6,013

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