Tom Lüthi (Kalex/10.): «Ich war ready wie nie zuvor»
Im Rennen in Losail wurde Tom Lüthi (12) im Finish von Marcel Schrötter distanziert
Der 17-fache GP-Sieger Tom Lüthi hatte sich vom Katar-GP, den er im Vorjahr auf Platz 2 beendet hat, natürlich mehr erwartet als den 18. Startplatz und Rang 10 im Rennen. «Die Abstimmung des Motorrads, die Balance, die Fahrwerks-Geometrie, das haben wir für dieses Grand Prix nicht optimal hingekriegt», seufzte der 33-jährige Schweizer. «Darum dreht sich immer alles. Da muss man immer Kompromisse eingehen. Unser Motorrad hat in Jerez top funktioniert, das kann man nicht verstecken, das hat jeder gesehen, ich habe das in starke Rundenzeiten umgemünzt. Hier hat dieses Set-up nicht funktioniert. Denn die Strecken von Jerez und Losail sind komplett unterschiedlich. Wir haben das Bike für den Sonntag wieder total umgebaut, das Resultat war auf jeden Fall besser als gestern. Ich war mit 8,9 Sekunden nach 20 Runden nicht so weit weg von der Spitze. Doch ich musste im Rennen ein neues Motorrad kennenlernen. Das war heute eine Mammutaufgabe, die ich zu bewältigen hatte.»
«Ich bin froh um die sechs Punkte», ergänzte der Kalex-Pilot aus dem Liqui Moly Intact GP-Team. «Und noch mehr freue ich mich über die gewonnene Erfahrung, denn es ist absolut entscheidend, dass wir daraus lernen und die Lehren ziehen. Das könnte ein Tool sein, dass uns künftig Vorteile bringt; das sehe ich wirklich so. Das könnte ein positiver Aspekt von diesem Wochenende sein.»
Lüthi weiter: «Aber die Gefühlslage nach diesem Rennen ist gemischt, denn ich bin enttäuscht. Ich bin sehr enttäuscht. Denn ich war ready wie nie, ich habe mich top vorbereitet. Ich fühle mich nach den 20 Rennrunden körperlich super. Aber ich konnte nicht vorne mitmischen... Das ist halt Racing. Es kriegt niemanden, dem wir jetzt an den Kragen gehen können. Es ist Teamwork. Wir halten zusammen. Das funktioniert auch. Dieser Rückschlag wird uns wieder nach vorne bringen.»
Lüthi: «Nach dem Qualifying waren im Team alle extrem geknickt. Denn wir waren im Qualifying 2 die Letzten, das war schwarz auf weiß zu sehen; da gibt es nichts zu leugnen. Ich habe den Jungs gesagt, wie enttäuscht ich nach dem Quali war. Sie waren genauso enttäuscht wie ich, weil wir alle vorne sein wollen. Deshalb haben wir für den Sonntag beim Set-up große Schritte unternommen.»
Trotzdem bleibt die Frage: Warum wurde die bessere Lösung an den drei Testtagen vor einer Woche und jetzt am Freitag und Samstag nicht früher gefunden? Die anderen Top-Teams schafften die Umstellung von Jerez auf Losail eindeutig besser.
Übrigens: Lüthi und Schrötter verwenden seit Jerez wie sieben andere Moto2-Kollegen eine Fingerbremse am Lenker für das Hinterrad. Auch Joe Roberts verwendet eine Fingerbremse, weil er mit dem Finger ein besser Gefühl hat als mit dem Fuß und den Fußbremshebel ganz weggelassen hat. «Er hat das gemacht, weil er es einfach nur kopieren konnte, sonst gar nichts», meinte Lüthi etwas genervt. «Die Fingerbremse ist ein sehr gutes Tool, ich habe in dieses System sehr viel investiert. Ich habe das im Winter schon bei meinem BMW-Superbike dran gebaut, ich habe die richtige Position ausgetüftelt. Da steckte wirklich viel Arbeit von meiner Seite dahinter.»
Tom Lüthi kam im Rennen recht rasch vom 18. Startplatz auf Platz 12 nach vorne. Er kämpfte zeitweise gegen Schrötter, der im Finish noch auf Platz 7 vordrang. «Das lag eigentlich am Start, mein Start war top» schilderte Lüthi. «Ich bin sehr gut weggekommen, ich war in der ersten Kurve innen auf der Bremse gut dabei. Das war alles gut.»
Ergebnis Katar-GP, Moto2:
1. Nagashima, Kalex, 22 Runden in 40:00,192
2 Baldassarri, Kalex, + 1,347 sec
3. Bastianini, Kalex, + 1,428
4. Roberts, Kalex, + 1,559. 5. Gardner, Kalex, 1,901. 6. Navarro, Speed Up, + 2,381. 7. Schrötter, Kalex, + 4,490. 8. Canet, Speed Up 9. Vierge, Kalex. 10. Lüthi, Kalex, + 8,904. 11. Bendsneyder, NTS 12. Bezzecchi, Kalex. 13. Di Giannantonio, Speed Up. 14. Dixon. 15. Manzi, MV Agusta. – Ferner: 23. Raffin, NTS, + 34,664.