Misano World Circuit: Neustart auf frischem Asphalt
Mundschutz, Desinfektionsmittel, Sicherheitsabstand, kaum Begleitpersonen – der neue Alltag auf der Rennstrecke ist noch weit weg von dem, was vor der Coronakrise Normalität war. Trotzdem war die Freude auf dem «Misano World Circuit Marco Simoncelli» am Donnerstag groß, als erstmals wieder die Motoren aufheulten.
Valentino Rossi musste allerdings verzichten und trainierte stattdessen auf der Motocross-Strecke von Fratte. Denn während Misano in der Emilia-Romagna liegt, lebt der «Dottore» bekanntlich im 17 km entfernten Tavullia – und damit in der Region Marken. Die Italiener dürfen aktuell (und voraussichtlich bis zum 1. Juni) aber nur aus dringenden beruflichen und gesundheitlichen Gründen (dazu zählt kein Training) in eine andere Region fahren.
«Es war emotional, wir konnten es kaum erwarten, ein Signal für den Neustart zu geben», schwärmte der Präsident des italienischen Motorsportverbandes (FMI), Giovanni Copioli, der sich den ersten Track-Day nach der Zwangspause nicht entgehen ließ. «In einem Moment wie diesem, mit einer Pandemie, die die ganze Welt getroffen hat, ist ein solcher Tag schon fast historisch.»
Der FMI-Präsident ließ außerdem wissen, dass man in Italien plane, ab Juni Rennen auf regionalem Niveau auszutragen, um im Juli dann auch wieder an die nationalen Motorradmeisterschaften zu denken. «Wenn wir von den Behörden die Erlaubnis bekommen, hoffen wir darauf, Ende Juli mit dem CIV hier in Misano zu beginnen», ergänzte Copioli.
Ursprünglich waren rund 40 Fahrer für die Trainingssession am Donnerstag zugelassen worden, tatsächlich waren aber nur 13 anwesend – darunter Ex-Moto2-Ass Mattia Pasini, Enea Bastianini (Italtrans), Nicolò Bulega (Gresini), Lorenzo Savadori (Aprilia), Michele Pirro (Ducati) und MotoE-Champion Matteo Ferrari. Sie testeten auch erstmals den neuen Streckenbelag, der noch kurz vor dem Verhängen des Lockdowns gelegt worden war.
Dazu ließ der Misano World Circuit wissen: Das Projekt wurde von MCI Infrastructures Engineering aus Mailand betreut. Um die richtige Asphaltmischung für die gewünschte Performance auszuwählen, wurden im Vorfeld gleich sieben Testflächen von jeweils rund 200 Quadratmeter aufgebaut, die Streckenabschnitte nachahmten. Die Mineralkomponenten waren eigens aus Sizilien geholt worden, darunter wurden auch künstliche Komponenten, die aus der Stahlproduktion stammen, gemischt – erstmals überhaupt sei diese Methode auf einer Rennstrecke angewandt worden.