Jesko Raffin: «Es geht wie in der Formel 1 ums Geld»
Beim Saisonauftakt 2020 in Katar war Jesko Raffin noch zuversichtlich
Jesko Raffin kämpfte sich vor der Saison 2020 mit einem zweiten EM-Titel (2018) und über den neuen MotoE-Weltcup (2019) zurück in die Moto2-WM, nachdem er nach der Saison 2017 vom Selektions-Komitee (FIM, IRTA, Dorna) aus fragwürdigen Gründen («mangelnde fahrerische Kompetenz») in der Weltmeisterschaft nicht mehr akzeptiert worden war – trotz Platz 9 in Misano und Rang 4 auf Phillip Island.
Als Ersatzfahrer eroberte Raffin auf der NTS schon 2019 dreimal WM-Punkte, für die Moto2-Saison 2020 verpflichtete der niederländische Rennstall den Schweizer dann als Stammfahrer. Aber nicht nur die Corona-Pandemie durchkreuzte die Pläne, der 24-Jährigen hatte beim WM-Neustart in Jerez im Juli auch mit schweren Erschöpfungszuständen zu kämpfen. Ein Comeback-Versuch in Misano blieb erfolglos, schließlich war Raffin gezwungen, die Saison wegen der mysteriösen Viruserkrankung frühzeitig zu beenden.
Schon damals war Jesko bewusst: «Die wenigen Rennen, die ich bestritten habe, habe ich unter meinem Wert beendet. Ich konnte kaum mein wahres Potenzial zeigen. Das ist natürlich im Hinblick auf meine sportliche Zukunft extrem schlecht.»
Für 2021 steht Raffin nun ohne Vertrag da. Zu den Gesetzen im MotoGP-Fahrerlager sagte er gegenüber moto.ch: «Ich durfte da viel Schönes, aber auch Negatives erleben. Es geht wie in der Formel 1 einfach ums Geld, das ist auch kein Geheimnis. Du bist machtlos! Fährst du nicht konstant in den Top-10, musst du Geld bringen. Bringst du es nicht, gibt es 100 andere, die auf deinen Platz warten. Auf das lässt du dich von Anfang an ein. Willst du das nicht, dann gehe da nicht hin.»
Der Zürcher weiter: «Die Dorna hat nur beschränkt Interesse an Schweizern, sie wollen lieber Fahrer aus Indonesien oder Russland, wo das Geld herkommt. Lässt du dich auf das Spiel ein, musst du damit leben. Wenn du gute Resultate einfährst, hast du es ein wenig einfacher.»
Raffin ist überzeugt, dass er wieder zu Höchstleistungen fähig sein wird. Sollte sich trotzdem keine Möglichkeit mehr in einer Rennserie ergeben, was plant der zweifache Europameister dann? «Rennfahrer war bisher mein Beruf. Normalerweise wäre ich jetzt in Spanien bei der Saisonvorbereitung. Doch ich habe schon länger angefangen, Schräglagentrainings auf einem Übungsplatz und Track-Days auf der Kartpiste mit Miet-Bikes, Instruktionen, Action und viel Spaß zu organisieren», erzählte er. «Ich versuche da langfristig etwas aufzubauen, denn irgendwann werde ich aufhören Rennen zu fahren. Ich bin zwar diplomierter Fitness-Trainer, aber wenn ich die Chance habe, etwas mit Motorrädern zu machen, bevorzuge ich das natürlich.»