Red Bull KTM Ajo: Talente am laufenden Band
Das Red Bull KTM Ajo-Team hat in dieser Saison in den Klassen Moto3 und Moto2 bereits 14 WM-Läufe gewonnen, fünf mit Acosta, einen mit Masia, je vier mit den Moto2-Assen Raúl Fernández und Remy Gardner. Dazu führt Acosta in der Moto3-WM mit 46 Punkten Vorsprung auf Sergio Garcia (GASGAS). Gardner liegt in der Moto2-WM schon 44 Punkte vor seinem Teamkollegen Rául Fernández.
Um den 20-jährigen Spanier Fernández, der bereits mit dem jungen Marc Márquez verglichen wird, entbrannte in diesem Jahr bereits ein heftiger Wettstreit. Einige Werke machten ihm unkeusche Angebote, es wurden Summen von 500.000 Euro und mehr geboten, um den insgesamt sechsfachen GP-Sieger aus seinem KTM-Vertrag freizukaufen.
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer wollte diese Summen nie bestätigen. «Ich kenne keine Beträge, denn wir haben keine Fahrer zu verkaufen», stellte er gegenüber SPEEDWEEK.com fest.
Aber bei der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS werden momentan zu viele Talente zu schnell für die MotoGP-WM entwickelt. 2019 kam Oliveira als Eigenbau-Fahrer der KTM MotoGP Academy in die «premier class», 2020 Binder, jetzt folgen Gardner und Fernández.
Gleichzeitig sind das Red Bull KTM und das Tech3-Team für die kommenden Jahre besetzt, das Red Bull-Team mit Oliveira und Binder sogar bis Ende 2024. Inzwischen befinden sich weitere hoffnungsvolle Talente bei Pierer Mobility auf dem steilen Weg nach oben – zum Beispiel Acosta, Garcia, Sasaki und Deniz Öncü.
Stefan Pierer (64) schließt deshalb sogar einen MotoGP-Einstieg mit GASGAS für 2023 oder 2024 nicht aus. «Wir können mit unseren vier MotoGP-Plätzen bei Red Bull und Tech3 irgendwann einen Engpass bekommen, weil wir in den zwei kleinen Klassen in zu kurzer Zeit zu viele Talent entwickeln», stellte der Steirer fest. Ist also ein drittes MotoGP-Team vorstellbar? Pierer zu SPEEDWEEK.com: «GASGAS in der MotoGP wäre eine reizvolle Idee. Sag niemals nie!»
Stefan Pierer will jedenfalls nicht dulden, dass die von Red Bull und KTM mühsam aufgebauten Talente nach den ersten Moto2-Erfolgen von Yamaha oder Ducati oder sonstwem weggekauft werden.
«Ich versuche den jungen Fahrern und ihren Managern beizubringen, ein Vertrag ist ein Vertrag», betont Stefan Pierer. «Zu dem steht man. Das müssen auch die anderen Hersteller respektieren. Aber man kann sich ja einmal gegenseitig helfen, wenn ein Werk zu viele Talente gleichzeitig hat. Dann kann ich zum Teamchef eines Mitbewerbers sagen: ‚Bezahl mir einen bestimmen Betrag, dann kannst du den Fahrer X haben.‘ Im Fußball sind solche Ablösen auch üblich.»
«Was in ferner Zukunft passieren könnte, das sind Spekulationen», meint der erfolgreiche Talent Scout und Teambesitzer Aki Ajo. «Das ist nicht unser gegenwärtiger Plan. Unser Plan ist es, die Fahrer aufzubauen. Unser vorrangiges Ziel ist, innerhalb der Red Bull-KTM-Struktur erfolgreiche Saisons in den Klassen Moto3 und Moto2 zu gestalten. Aber klarerweise haben wir seit einigen Jahren auch die Aufgabe, Talente für die MotoGP zu entwickeln. Das ist die Strategie.»