Raúl Fernández: Ist er besser als Marc Márquez?
Raúl Fernández: Siebter Saisonsieg in Texas
Raúl Fernández hat durch seinen siebten Saisonsieg auf dem Circuit of the Americas (COTA) nicht nur seinen Rückstand auf WM-Leader Remy Gardner von 34 Punkte auf neun Punkte verkürzt. Der 20-jährige Rookie aus dem Red Bull KTM-Ajo-Team hat auch den Rekord von Marc Márquez eingestellt, der 2011 als Rookie auch sieben Moto2-Siege eingefahren hat. Márquez verlor damals den Titel trotzdem an Stefan Bradl. Bei Fernández hingegen ist drei Rennen vor Schluss noch alles offen.
Nicht nur in Spanien stellt man sich längst die Frage: Ist Fernández womöglich sogar besser als Marc Márquez? Denn der Red Bull-Ajo-Schützling war 2018 bereits Junioren-Weltmeister, er hat erst im Oktober 2020 seine ersten beiden Moto3-WM-Läufe gewonnen – und durfte 13 Monate später bereits die MotoGP-KTM RC16 in Misano testen, die er 2022 im KTM Tech3 Factory Team einsetzen wird. Zur Erinnerung: Márquez hat zwei Jahre in der Moto2-WM absolviert – und sie 2012 gewonnen.
Dabei hat Fernández noch im Jahr 2017 bei Aspar auf Mahindra ein desaströses Saison erlebt. Er musste sich damals mit einer Mahindra abmühen – und schaffte damit auch in der Junioren-WM nur den 27. Platz. Mit KTM hingegen triumphierte er in der Junior World Championship im selben Team 2018 ein Jahr später.
«Aber eigentlich bin ich seit 2015 auf KTM unterwegs, damals im Red Bull-Rookies-Cup», schilderte der Ausnahmekönner im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Dazu bin ich 2015 auch die Spanische Meisterschaft auf KTM bei Aspar gefahren. 2016 bin ich Dritter im Red Bull-Rookies-Cup geworden und auf KTM Dritter in der Moto3-Junioren-WM», blickt er zurück. «Die Saison 2017 mit Aspar auf einer Mahindra in der Junioren-WM war ein Desaster. Aber 2018 habe ich diese Nachwuchs-WM auf KTM gewonnen und einige Grand Prix mit dem Aspar-KTM-Team absolviert. Ich habe sozusagen meine komplette Karriere mit KTM bestritten… Nur 2017 bin ich eine andere Marke gefahren. Das Aspar-Team ist ein wirklich gutes Team, das habe ich immer betont. Aber 2017 war ich dort nicht glücklich. Wenn so etwas passiert, muss man eine andere Lösung suchen, bis es im Kopf wieder stimmt. Denn der mentale Aspekt macht bei einem Rennfahrer 99 Prozent des Erfolgs aus.»
Raúl Fernández hat also in seiner jungen Laufbahn bereits ein paar charakterbildende Rückschläge hinter sich gebracht. Wann hat er gespürt, dass er das Zeug zu einem Siegfahrer im GP-Sport hat? «Für mich ist die wahre Kategorie die Moto2. In der Moto3-Klasse kommen dauernd so viele neue Fahrer hinzu. Es ist wirklich schwierig, dort die Situation unter Kontrolle zu halten. Aber wenn du in die Moto2 kommst, hast du ein richtiges Rennmotorrad unter dir. Die Motorleistung, die breiteren Reifen – das ist alles komplett anders. Du musst alleine fahren und dich bei der Abstimmung des Motorrads auf Siege vorbereiten. Die Moto3 ist komplett anders. Dort stimmst du das Bike für pausenlose Kämpfe ab. In der Moto2 bereitest du die Maschine zum Gewinnen vor.»
Der finnische Teambesitzer Aki Ajo jat schon vielen spanischen Hitzköpfen eingetrichtert, dass sie gelassener werden müssen und keine voreiligen Prognosen abgeben sollen. Raúl hat inzwischen sehr viel Respekt vor dem Teamchef mit den mehr als 100 GP-Siegen gewonnen. «Als ich noch jünger war und im Rookies-Cup gefahren bin, bin ich immer in die Red Bull Hospitality gegangen und habe zu Aki aufgeblickt. Er war und ist für mich ein ganz Großer! Ich weiß nicht, ob er der beste Teamchef ist, Aber ich glaube, sein Team gehört zu den besten Drei. Das ist eine großartige Familie. Das ist schön.»
Raúl Fernandez ist stolz, den 100. GP-Sieg für Ajo sichergestellt zu haben. Und zwar zweimal. Fernández: «Zuerst in Spielberg, da hat Aki bei den 100 Siegen auch die zwei MotoE-Weltcup-Erfolge mitgezählt. Aber nachher habe ich auch in Aragón gewonnen. Das war dann wirklich sein 100. GP-Erfolg.»
«Weil ich mit 180 cm im Vorjahr für die Moto3 schon ziemlich groß war, musste ich mich gemein sam mit Aki enorm anstrengen, um vorne mitzufahren. In dieser Saison habe ich mehr mit meinem Team und meinem Crew-Chief und meinem Data-Recording-Spezialisten gearbeitet. Aber wenn ich Fragen hatte, bin ich zu Aki gegangen.»
Moto2-Ergebnis, Austin (3. Oktober)
1. Raúl Fernandez, Kalex
2. Fabio Di Giannantonio, Kalex, + 1,734 sec
3. Marco Bezzecchi, Kalex, + 3,100
4. Augusto Fernandez, Kalex, + 4,061
5. Cameron Beaubier, Kalex, + 5,381
6. Tony Arbolino, Kalex, + 7,577
7. Ai Ogura, Kalex, + 11,087
8. Xavi Vierge, Kalex, + 14,949
9. Marcos Ramirez, Kalex, + 16,051
10. Jake Dixon, Kalex, + 18,278
11. Aron Canet, Boscoscuro, + 20,679
12. Jorge Navarro, Boscoscuro, + 22,738
13. Simone Corsi, MV Agusta, 22,913
14. Somkiat Chantra, Kalex, + 23,247
15. Bo Bendsneyder, Kalex, 23,347 *
* Strafversetzung wegen Missachtung der Track Limits
Ferner:
Ausgeschieden: Thomas Lüthi (Sturz), Marcel Schrötter (Elektronik)
WM-Wertung nach 15 von 18 Rennen
1. Remy Gardner 271 Punkte. 2. Raúl Fernandez 262. 3. Marco Bezzecchi 206. 4. Sam Lowes 140. 5. Augusto Fernandez 131. 6. Fabio Di Giannantonio 128. 7. Aron Canet 124. 8. Ai Ogura 113. 9. Marcel Schrötter 84. 10. Xavi Vierge 83. 11. Jorge Navarro 78. 12. Joe Roberts 59. 13. Celestino Vietti 53. 14. Tony Arbolino 51. 15. Bo Bendsneyder 41. 16. Cameron Beaubier 39. 17. Somkiat Chantra 37. 18. Marcos Ramirez 29. 19. Jake Dixon 27. 20. Albert Arenas 23. 21. Thomas Lüthi 21.
Stand Marken-WM:
1. Kalex, 375 Punkte (Marken-Weltmeister 2021). 2. Boscoscuro 159. 3. MV Agusta 19. 4. NTS 10.
Stand Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo, 533 Punkte (Team-Weltmeister 2021). 2. Elf Marc VDS Racing Team 271. 3. Sky Racing Team VR46, 259. 4. Idemitsu Honda Team Asia 150. 5. Inde Aspar Team 147. 6. Federal Oil Gresini 140. 7. Liqui Moly Intact GP 135. 8. Petronas Sprinta Racing 110. 9. +Ego Speed Up 91. 10. Italtrans Racing Team 69. 11. American Racing 68. 12. Pertamina Mandalika SAG Team 62. 13. 13. Flexbox HP40, 36. 14. MV Agusta Forward Racing 19. 15. NTS RW Racing GP 10.