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Alonso Lopez: «Das werden wir nie erfahren»

Von Nora Lantschner
Alonso Lopez (Boscoscuro) war der Überraschungsmann der Moto2-WM 2022, obwohl seine Saison mit Verspätung begann. Im Interview spricht er über schwere Zeiten, den rasanten Aufstieg und die hohen Erwartungen für 2023.

Sechs Grand Prix lang erlebte Alonso Lopez die WM-Saison 2022 nur als Zuschauer, dann bekam er die Chance, auf die der 20-jährige Spanier gewartet hatte: Ab Le Mans übernahm der Moto2-Vizeeuropameister von 2021 im Speed-up-Team den Platz von Romano Fenati, mit dessen Performance Teamchef Luca Boscoscuro nicht zufrieden gewesen war.

Es sollte sich als wahrer Glücksgriff für beide Seiten erweisen, denn Lopez platzierte sich schon in seinem zweiten Rennen als Achter in Mugello in den Top-10. Den ersten von total fünf Podestplätzen ließ er zu Beginn der zweiten Saisonhälfte in Silverstone als Zweiter folgen. Der erste Sieg glückte einen Monat später in Misano. Auf Phillip Island gewann der gebürtige Madrilene, der mittlerweile in Valencia lebt und trainiert, dann ein zweites Mal.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com blickt Alonso Lopez auf die vergangenen Monate zurück, die sein Leben auf den Kopf gestellt haben.

Alonso, wo fangen wir an? Deine Saison gleicht einem filmreifen Drehbuch: Anfang des Jahres warst du noch ohne Job zu Hause und am Ende der Saison hast du den Titel des besten Rookies in der Moto2-WM nur knapp verpasst. Wie hast du das geschafft?

Es war sehr hart… Zu Beginn habe ich mich selbst gefragt, ob ich vielleicht umsonst trainiere. Aber mein Mentalcoach José Estarlich hat dafür gesorgt, dass ich die Motivation nicht verliere. Er hat mich motiviert, jeden Tag sehr hart zu trainieren.

Ich glaube, das ist der Schlüssel: Dass du vorbereitet bist und so jede Chance, die du bekommst, auch nutzen kannst.

Fühlt sich das alles für dich manchmal noch wie ein Traum an?

Wie du schon gesagt hast, es ist wie in einem Film. Zuvor war alles sehr, sehr hart und jetzt ist alles irgendwie unglaublich schön.

Für mich ist es auch sehr schwierig, mit der neuen Situation umzugehen. Denn neben der Strecke geht alles in meinem Leben noch schneller als auf der Strecke. (Er schmunzelt.) Ich bin aber super happy.

Dein ganzes Leben hat sich also verändert.

Mit Sicherheit. Zu Beginn der Saison musste ich noch nicht viele Interviews geben, jetzt ist es an einem Rennwochenende verrückt. Auch im Alltag, jetzt kommen zum Beispiel Leute und schauen uns beim Training auf der Kartbahn zu. Das wäre vorher undenkbar gewesen.

Hättest du selbst gedacht, dass du deine Chance so nutzen kannst? Keine Zielankunft außerhalb der Top-10, zwei Siege, total fünf Podestplätze und WM-Rang 8. Hättest du das erwartet?

Nein, nie ihm Leben. Es ist verrückt.

Ich glaube aber, dass ich es gut gehandhabt habe, ich habe in jedem Rennen viel gelernt. Wenn man sich meine Saison anschaut, dann zeigt sich, dass ich mit jedem Rennen konkurrenzfähiger wurde.

Da drängt sich natürlich die Frage auf: Was wäre möglich gewesen, wenn du vom Saisonauftakt an dabei gewesen wärst? Stellst du dir diese Frage auch?

Ja, klar. Ich werde aber nie wissen, was dann passiert wäre. Vielleicht hätte ich mich verletzt, vielleicht hätte ich zu Beginn viele Stürze fabriziert... Das werden wir nie erfahren.

Wenn man aber die Mathematik heranzieht und es auf Basis meiner Punkte berechnet, dann hätte ich neben Ogura und Augusto Fernández noch mit WM-Chancen nach Valencia kommen können.

Das bringt für das kommende Jahr unweigerlich sehr hohe Erwartungen mit sich. Verändern sich deine eigenen Ziele auch?

Mit Sicherheit sind die Ziele andere. Ich hatte in dieser Saison erwartet, zwischen P10 und P15 zu landen. Jetzt reden alle davon, dass ich für nächstes Jahr der schnellste Fahrer sein kann. Das ist einfach unglaublich. Und es ist einerseits hart, aber es ist auch wahr.

Ich will für die kommende Saison nichts verändern. Ich will mit denselben Leuten an derselben Stelle weitermachen, um die Situation gut managen zu können. Ich glaube, dass 2023 ein sehr gutes Jahr werden kann.

Spürst du schon ein wenig den Druck?

Nein, noch nicht. (Er schmunzelt.)

Moto2-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):

1. Augusto Fernández 271,5 Punkte. 2. Ogura 242. 3. Canet 200. 4. Arbolino 191,5. 5. Acosta 177. 6. Dixon 168,5. 7. Vietti 165. 8. Lopez 155,5. 9. Roberts 131. 10. Chantra 128. 11. Schrötter 123,5. 12. Arenas 90. 13. Bendsneyder 87. 14. Navarro 83. 15. Aldeguer 80. 16. Gonzalez 76. 17. Beaubier 73. 18. Alcoba 72. 19. Lowes 55. 20. Salac 45. 21. Baltus 30. 22. Dalla Porta 21. 23. Manzi 9. 24. Zaccone 9. 25. Kubo 7,5. 26. Agius 7. 27. Fenati 7. 28. Rodrigo 6. 29. Kelly 5,5. 30. Ramirez 5. 31. Gomez 4. 32. Hada 3,5. 33. Pasini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 477,5 Punkte. 2 Boscoscuro 200,5. 3. MV Agusta 5.

Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 448,5 Punkte. 2. Idemitsu Honda Team Asia 370. 3. Flexbox HP40 287. 4. GASGAS Team Aspar 258,5. 5.Elf Marc VDS Racing 253,5. 6. Beta Tools Speed up 242,5. 7. Liqui Moly Intact GP Team 195,5. 8. Mooney VR46 Racing 165. 9. Italtrans Racing 152. 10. Pertamina Mandalika SAG 96,5. 11. Yamaha VR46 Master Camp 92,5. 12. American Racing 78,5. 13. Gresini Racing 54. 14. RW Racing GP 30. 15. MV Agusta Forward 5.

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