MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Pedro Acosta: «Das finale Ziel muss klar sein»

Von Manuel Pecino
Pedro Acosta nach seinem Sieg in Aragón

Pedro Acosta nach seinem Sieg in Aragón

Ein gereifter Pedro Acosta (18) aus dem Red Bull KTM Ajo Team erklärt im Interview, wann ein Sturz erlaubt ist, warum ruhig nicht entspannt bedeutet und welches Szenario er für die Moto2-Saison 2023 erwartet.

Im ersten Teil des Interviews mit SPEEDWEEK.com sprach Pedro Acosta durchaus selbstkritisch über die vielen Stürze zu Beginn seiner Moto2-Karriere. Die Lektion hat er eigenen Aussagen zufolge gelernt. Tatsächlich scheint der erst 18-jährige Spanier aus dem Red Bull KTM Ajo Team nach den Höhen und Tiefen seiner Rookie-Saison in der zweithöchsten Klasse gereift.

Im zweiten Teil des Gesprächs wenden wir den Blick der bevorstehenden Moto2-Saison zu, in der Acosta als dreifacher Sieger des Vorjahres zweifelsohne zu den großen Favoriten auf den WM-Titel zählt.

Pedro, wenn ein Fahrer stürzt, ist es immer ein Fehler des Fahrers, es sei denn, ein technisches Problem war der Auslöser dafür. Bist du damit einverstanden?

Ein Fahrer muss alles tun, was möglich ist, um auf dem Motorrad sitzen zu bleiben. Denn wenn er stürzt, gewinnt er nicht, unabhängig davon, wie schnell er bis dahin war.

Gleichzeitig bin ich aber auch der Ansicht, dass man auch stürzen muss, weil man, wenn man nicht hinfällt, auch nicht pusht. Du kannst also stürzen, wenn du im Q2 auf einer schnellen Runde bist oder versuchst, dich für die zweite Qualifying-Session zu qualifizieren. Du kannst stürzen, wenn du im Rennen kämpfst, aber eben nicht in der siebten Runde einer Trainings-Session.

Darf ein Fahrer in der letzten Runde eines Rennens stürzen, weil er versucht, den Führenden anzugreifen, während er im WM-Kampf ist? Das frage ich, weil Ai Ogura in Sepang genau das passiert ist.

Ich glaube, dass er dort den WM-Titel weggeworfen hat. Mit einem zweiten Platz wäre er für einen «Spaziergang» nach Valencia gekommen.

Das Beispiel Ogura zeigt aber auch, wie schmal der Grat zwischen Held und Buhmann ist. Wäre sein Überholmanöver in Sepang erfolgreich verlaufen, hätten wir alle gesagt, was für ein mutiger junger Mann er sei.

Wenn es so gelaufen wäre, hätten alle gesagt, dass es richtig war, es zu riskieren. Alle hätten gesagt, dass sie wussten, dass er das Rennen gewonnen hätte. Aber schau, eine Weltmeisterschaft ist so eine große Sache, dafür muss man ein Wagnis eingehen. Das kann dann gut oder schlecht für dich ausgehen, aber du musst es versuchen.

Das sage ich aus Erfahrung. In der Moto3-WM 2021 habe ich vier oder fünf Rennen lang Punkte verloren. Mein Vorsprung war vor Portimão von mehr als 80 auf 21 Punkte geschmolzen.

Ich habe mir dann irgendwann gesagt: «Pedro, vielleicht werden sie dir den Titel noch wegnehmen, nachdem du die WM das ganze Jahr über angeführt hast…» Und ich habe die Zähne zusammengebissen, weil der die WM gewinnt, der es am meisten will.

Stichwort Weltmeisterschaft: Der Titel ist in diesem Jahr das Ziel, nicht wahr? Vor der Saison 2022 verlor die Moto2 einen guten Teil ihrer Top-Fahrer an die MotoGP. Die letztjährigen Anwärter werden dagegen in diesem Jahr – mit Ausnahme von Weltmeister Augusto Fernández – alle wieder dabei sein. Dazu steigen aus der Moto3 Fahrer wie Izan Guevara, Dennis Foggia und Sergio Garcia auf. Wir erwarten ein sehr, sehr konkurrenzfähiges Feld.

Die Finger an einer Hand reichen nicht aus, um alle aufzuzählen, die Rennen gewinnen können. Deshalb ist es meiner Meinung nach am besten, die Dinge ruhig anzugehen.

Was ich gelernt habe: Du musst dich auf dich selbst fokussieren und ein bisschen vergessen, was die anderen getan haben. Denn vielleicht ist der Fahrer, der im ersten Training die Rekord-Zeit gefahren ist, am Sonntag im Rennen gar nicht vorne dabei.

Beim Saisonfinale in Valencia gab es zu Beginn des Rennens ein recht intensives Duell mit Alonso Lopez. War das ein Vorgeschmack auf das, was uns 2023 erwartet? Du hast jetzt mehrmals das Wort «ruhig» erwähnt, aber ich glaube nicht, dass es die anderen zulassen werden, dass du dich entspannst.

Ruhig ist eine Sache, entspannt eine andere. Es wird so sein, dass sechs oder sieben Fahrer in jedem Rennen vorne sind. Wir haben schon im Vorjahr gesehen, dass es keine Weltmeisterschaft wie zwischen Remy Gardner und Raul Fernández war. Da ging es darum, wer mehr gewinnen konnte. In der vergangenen Saison ging es darum, wer weniger Fehler gemacht hat.

In so einem Fall muss dir im Kopf dein finales Ziel klar sein. Wenn du an einem Tag den fünften Platz ins Ziel bringen musst, dann musst du das akzeptieren.

Wenn man dich Rennfahren gesehen hat, wird das für dich eine schwierige Übung, weil du den Zweikampf offensichtlich magst.

Ja, ich mag das. Wir fahren ja Rennen und keine Wertungsprüfung, bei der jede Minute nur ein Fahrer losfährt.

Wie fühlst du dich, wenn du überholt wirst? Angepisst oder motiviert?

Früher hat mich das angestachelt bis zum Level «alles oder nichts». Jetzt, nach all den Fehlern im Vorjahr, atme ich zuerst durch und sage mir selbst: «Bleib ruhig, bleib ruhig…»

Wenn sich dein Gemüt zu sehr erhitzt, wirst du am Ende einen Fehler machen, das ist immer so. Das gilt nicht nur auf dem Motorrad, auch im alltäglichen Leben. Wenn man ruhig ist, trifft man die besseren Entscheidungen.

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