Moderner Dreikampf um einen MotoGP-Platz
Die finale Phase der Vertragsverhandlungen für das MotoGP-Fahreraufgebot wurde jüngst durch die Bekanntgabe von Joan Mirs Verbleib bei Honda eingeläutet. Denn mit der Vergabe des Werksvertrags an den Weltmeister der Saison 2020 ist aktuell nur noch der Platz neben Fabio Quartararo als reine reinrassige Werksstruktur bei Yamaha vakant.
Zu vergeben sind derweil noch ein Platz bei Tackhouse-Aprilia, zwei Sitze in Summe bei Gresini und VR46 (abhängig davon, welchem Team Moto2-Aufsteiger Fermin Aldeguer von Ducati zugeteilt wird), zwei Plätze bei Pramac Racing sowie eine Position bei LCR-Honda.
Von den aktuell im Grid aktiven Racern der Königsklasse stehen – Stand heute – noch Alex Rins, Taka Nakagami, Franky Morbidelli, Fabio Di Giannantonio, Miguel Oliveira, Jack Miller und Augusto Fernandez ohne Vereinbarung da. Sieben Piloten – für sieben Sitze.
Theoretisch könnten also alle Piloten der laufenden Saison auch 2025 in der Königsklasse gegeneinander antreten. Denn der Aufstieg von Aldeguer wird durch den Ausstieg von Aprilia-Pilot Aleix Espargaro aufgefangen.
Doch da wären ja eben noch die potenziellen Aufsteiger aus der mittleren GP-Division. Neben WM-Spitzenreiter Sergio Garcia stehen mit Ai Ogura und Joe Roberts weitere Hoffnungsträger für Spanien, Japan und die USA bereit. Alle drei haben dieses Jahr bereits Rennen gewonnen, einen herausragenden Akteur gibt es nicht. Neben Aldeguer hätten aus sportlicher Sicht alle genannten Fahrer den Aufstieg verdient.
Der wäre aber nur möglich, wenn drei aktuelle MotoGP-Helden ausscheiden. Fabio Di Giannantonio, Franky Morbidelli, Miguel Oliveira, Alex Rins als auch Jack Miller haben eher bessere als schlechtere Karten für einen Verbleib. Sie alle stehen als GP-Sieger und Top-5 Piloten allesamt besser da als die talentierten Moto2-Racer.
Sofern hier objektive Maßstäbe angelegt werden können, müssten Nakagami und Fernandez Platz machen. Denn trotz erkennbarem Talent konnte der Spanier in zwei Jahren kein Spitzenergebnis einfahren. Und Nakagami, dem gelang bei allem Respekt für sein Durchhaltevermögen auf der Honda RC213V in sieben Jahren kein einstelliges WM-Endergebnis.
Es existieren also durchaus realistische Chancen, dass weitere frische Fahrer die Topliga bereichern. Bekannt ist, dass sich sowohl Ai Ogura als auch Joe Roberts in Gesprächen mit dem Teammanagement von Trackhouse Racing befinden. Auch wenn der Amerikaner Roberts sich als idealer Kandidat mit amerikanischem Pass anbietet, der Kalifornier hat mit Ogura und dem etablierten Oliveira harte Gegner im Kampf um einen Sitz auf der Aprilia.
Als sehr wahrscheinlich gilt auch, dass Teamweltmeister Pramac, trotz des bevorstehenden Markenwechsels zu Yamaha, mit zwei der arrivierten Stars vom Kaliber Oliveira und Miller den Neuanfang wagen wird.
Derweil gilt also: Alle drei heißen Kandidaten dürfen sich noch Hoffnungen auf einen Auftritt auf der größten Motorrad-Racing Bühne machen. Die einzige Garantie für einen Aufstieg hält aber auch weiterhin – so kurios es erscheint – nur der WM-Vierte Aldeguer.