Speed-up: Mit Aprilia-Knowhow an die Weltspitze
Luca Boscoscuro (re.) mit Dirk Heidolf
Der Italiener Luca Boscoscuro war Europameister in der 250-ccm-Klasse, nachher Manager des Gilera-250-Werksteams und danach Besitzer des Speed-up-Rennstalls in der Moto2-WM. Jetzt ist er mit Speed-up unter die Motorradhersteller gegangen und rüstet acht Fahrer für die Weltmeisterschaft 2013 aus. Zu den Kundenteams zählen Forward Racing (Corsi, Pasini, De Angelis und Cardús), QMMF (West, Sucipto) und AGR (Moncayo und Odendaal).
«Boscos» beschäftigt in seiner Engineering Company inzwischen zehn Mitarbeiter. Und er dementiert auch nur halbherzig, dass die meisten aus der ehemaligen Rennabteilung von Aprilia Reparto Corse in Noale kommen. «Ich habe viele Jahre bei Aprilia und Gilera gearbeitet, ich kenne sehr viele Leute dort», gibt Boscoscuro zu. «Ich habe auch viele Informationen von dort erhalten.»
Aprilia hat im Sommer 2009 ein Moto2-Chassis auf Basis des 250-ccm-Fahrwerks entwickelt, aber dann hat Firmenchef Roberto Colaninno das Moto2-Projekt beerdigt, weil ihm der Einsatz von Honda-Einheitsmotoren sinnlos erschien.
Experten wie Intact-GP-Techniker Jürgen Lingg erkennen an den Speed-up-Fahrwerken die Handschrift jener Firma, die jahrelang für Aprilia die Chassis für die 125er- und 250er-Bikes gebaut haben.
Bei Speed-up sind auch Erkenntnisse von FTR eingeflossen; Boscoscuro bestreitet das nicht. «Ich habe in meinem Team 2010 und 2011 FTR-Chassis eingesetzt», erinnert er. «Ich war der erste Teamchef, der so ein Fabrikat für die WM bestellt hat. Damals hat FTR fast nichts verkauft. Andrea Iannone hat in meinem Team 2010 drei GP-Siege damit errungen. Ich habe bei der Entwicklung der FTR mitgeholfen; es ist ein halbes Speed-up-Motorrad. Aber inzwischen machen wir die Bikes zu 95 Prozent selber – alles in der Region Venetien.»
Speed-up hat 2010 stark zum Aufschwung von FTR beigetragen. Iannone und Talmacsi waren damals das stärkste Moto2-Team. Beim Aragón-GP eroberten sie im Rennen die Ränge 1 und 3. Zusammen gelangen ihnen fünf Pole-Positions. «2011 ist dann Pol Espargaró bei mir gefahren», erinnert Boscoscuro. «Er hat sich bei uns Schritt für Schritt an die Moto2 gewöhnt. In der zweiten Saisonhälfte ist er immer stärker geworden.»
Eine Speed-up-Moto2-Maschine kostet mit dem besten Paket von Öhlins-Federelementen, Brembo-Bremsen, Akrapovic-Auspuff und OZ-Rädern rund 110.000 Euro.
«Wir haben 2013 einige Spitzenpiloten mit Erfahrung auf unseren Maschinen», weiss Boscoscuro. «De Angelis, Corsi und West haben schon GP-Siege errungen. Auch Cardús entwickelt sich gut.» Und Pasini? Da hält sich Luca Boscoscuro bedeckt. «Mattia war in der 125er- und 250er-WM sehr stark. In der Moto2 hat er sich bisher nicht richtig durchgesetzt. Vielleicht gelingt es ihm mit unserem Motorrad.»