Marcel Schrötter: «Ich kann jetzt klarer denken»
Marcel Schrötter
Tausende deutsche Fans freuen sich, dass der talentierte Bayer Marcel Schrötter (20) nach drei Jahren endlich seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird, die ihm nach den frühen Erfolgen in der IDM und EM 2008 und 2009 mit auf den Weg gegeben wurden. Die Kämpfernatur aus Pflugsdorf hat sich drei Jahre mit nicht konkurrenzfähigem Material herumgeschlagen und peilt jetzt in der Moto2-WM im SAG-Team Top-Ten-Plätze an.
Marcel Schrötter erlebte 2011 bei Mahindra eine unerfreuliche Saison mit dem 125-ccm-Zweitakter, der bei Engines Engineering gebaut wurde und alles andere als eine Offenbarung war.
Und als dann die 125er-Zweitakter im Vorjahr bei Mahindra durch 250-ccm-Viertakter ersetzt wurden, kam «Celly» vom Regen in die Traufe. Er brauchte fast bei jedem Grand Prix ein neues Triebwerk, die Motoren waren brustschwach, es fehlte an Standfestigkeit, ausserdem trieften sie von Öl.
Wollte Schrötter zwischendurch das Handtuch werfen? «Seitdem ich in der WM bin, war es schwierig», fasst der Kalex-Moto2-Pilot zusammen. «Es war allgemein eine sehr schwierige Zeit. Das hat schon 2010 mit der Honda begonnen, da ist sehr viel zusammen gekommen. Damals war ich teilweise selber nicht optimal drauf. Ich habe mir oft von anderen Leuten zu viel reinreden lassen und war vom Kopf her blockiert. Ich bin damals auch im Winter ein Stück gewachsen, ich bin schwerer geworden. Ich habe mir zu viel Druck gemacht. Ich wollte immer abnehmen. Gleichzeitig musste ich mir im Team ständig anhören, dass man mit der Honda auch Weltmeister werden kann, so in der Art. Und dass andere Fahrer zwei, drei Jahre zuvor mit diesem Material schon schneller gefahren sind. Ich war damals mit 17 Jahren vom Kopf noch nicht so weit, dass ich einfach mein eigenes Ding machen konnte. Durch die schweren Jahre bin ich heute um einiges weiter; ich kann jetzt klarer denken. Ich hatte jetzt auch einen schweren Winter. Trotzdem funktioniert’s.»
Mahindra: Genug Geld, trotzdem schlechtes Material
«Im ersten Jahr bei Mahindra, wo die 125er bestimmt nicht besser war als die Honda, eher im Gegenteil, bin ich 2011 teilweise zwei Sekunden schneller gefahren als 2010», fährt Marcel fort. «Ein Jahr davor wäre ich mit diesen Zeiten in der zweiten oder dritten Startreihe gestanden. 2011 habe ich sehr viel gelernt, weil das Motorrad vom Fahrwerk her überhaupt nicht gut war. Aber wir hatten trotzdem gute Trainings dabei, in den Rennen war es schwieriger. Dann haben wir natürlich gehofft, dass Mahindra 2012 eine gute Moto3 bringen kann. Denn vom Geld her stimmt es dort. Ich hätte auch Angebote von anderen Teams gehabt, aber man weiss ja, wie schwierig es ist, Geld aufzutreiben. Deshalb war Mahindra für 2012 fast die einzige Möglichkeit... Dass es so in die Hose gehen würde, hatten wir nicht gedacht. Mahindra hat bei den Motoren mit Oral Engineering zusammengearbeitet, das waren einfach die falschen Leute. Die haben schon die 990-ccm-Dreizylinder-MotoGP-Maschine für BMW verbockt. Bei Mahindra waren damals im Rennmanagement Leute am Ruder, die schon ewig dabei sind und nie etwas erreicht haben.»
«Wir haben Mahindra 2012 immer zu überzeugen versucht, dass sie während der Saison was ändern, man hätte ja einen Honda-Motor reinmachen können, denn das Fahrwerk war nicht so schlecht. Aber das wollten sie einfach nicht», blickt Schrötter zurück.
Er trennte sich also nach dem Sachsenring-GP 2012 von Mahindra und fuhr ab Brünn die Moto2-Bimota im SAG-Team von Edy Perales. Aber auch die Bimota war kein Gerät für die Punkteränge.
«Dafür sieht man jetzt, wenn die richtigen Leute am Werk sind und wenn das Material passt, dann funktioniert es», hält der Bayer fest.
Aber Marcel Schrötter will keine Euphorie entfachen. «Katar war erst ein Rennen. Wir hoffen zwar, dass es so weitergeht. Aber es wird bestimmt nicht immer so super laufen», weiss er.