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Tom Lüthi: «Für Rang 11 noch nie so gekämpft»

Von Günther Wiesinger
Tom Lüthi beim Fight gegen Anthony West

Tom Lüthi beim Fight gegen Anthony West

Tom Lüthi begeisterte sein Team mit dem elften Rang, er wurde in der Box mit Szenenapplaus empfangen

«Für einen elften Platz habe ich noch nie so hart gekämpft, das ist definitiv so», äusserte sich Tom Lüthi wenige Minuten nach der Rückkehr an die Box gegenüber SPEEDWEEK.com. «Eine schwierige Phase war bei Rennmitte. Ein anderer Punkt waren die ersten zwei, drei Runden. Ich konnte einfach nicht reinhalten und reinbremsen. Es ist einfach nicht gegangen. Der Domi hat es zum Beispiel so gemacht, er ist volles Risiko gegangen. Bei ihm ist es aufgegangen. Ich habe einfach die Kraft nicht, um das zu machen.»

Als der elfte Rang des Interwetten-Suter-Piloten nach 26 Runden (26,5 Sekunden hinter Sieger Rabat) besiegelt war, kannte der Jubel in der Box und an der Boxenmauer keine Grenzen mehr. Die Crew klatschte sich ab, und als Tom nach der Auslaufrunde sein Motorrad in der Boxengasse abstellte, wurde er von Crew-Chief Alfred Willecke und Co. herzlichst empfangen. Teambesitzer Dani Epp umarmte seinen Schützling liebevoll – und doch etwas zurückhaltend, denn Toms linke Schulter ist bis zum Ellbogen momentan eher ein Fall für eine Invaliditätsrente als für einen Motorrad-GP. Zumindest bei einem Normalsterblichen.

«Das waren wahrscheinlich die schwierigsten WM-Punkte, die Tom bisher erkämpfen musste», stellte Dani Epp gerührt fest. Auch Interwetten-Chef Werner Becher war begeistert. «Im Warm-up hat man noch gesehen, wie stark Toms Schmerzen waren», meinte der erleichterte Österreicher.

Inzwischen stapfte Tom in seine Ringecke, setzte sich auf seinen Stuhl, Szenenapplaus brandete auf, er machte sich mit der linken Hand das Helmvisier auf, die rechte taugt nur zum Gasgeben. Er wirkt fast ohnmächtig vor Schmerzen und Erschöpfung. Alfred Willecke zieht ihm die Handschuhe von den Fingern, Tom spreizt die Finger der rechten Hand, dann hebt ihm Alfred bedächtig den Helm vom Kopf. Auch den Verschluss der Mineralwasserflasche muss Alfred öffnen; Tom mühte sich vergeblich damit ab.

Und dieser sichtlich mitgenommene junge Mann hat soeben mehr als 15 der weltbesten Moto2-Piloten in Schach gehalten?

Lüthi: «Ich kann nicht überholen»

Das Adrenalin tut seine Wirkung, Tom Lüthi erholt sich blitzartig, lässt den SPEEDWEEK.com-Reporter neben sich Platz nehmen. «Ich habe in den ersten zwei, drei Runden einige Plätze verloren. Aber ich habe mir im Kopf einfach gesagt: Ich muss meinen Rhythmus fahren, ich kann nicht überholen. Dann bin ich besser in Fahrt gekommen, Corsi vor mir ist langsamer geworden. Ich konnte ihn überholen, aber das war in einer Gelbphase. Zum Glück habe ich das gleich gesehen, also musste ich ihn wieder vorbei winken. Dann dachte ich: Oh, nein, das Ganze wieder von vorne! In der nächsten Runde konnte ich ihn wieder überholen. Sobald ich allein war, konnte ich einen guten Rhythmus fahren. Aber hart und spät bremsen, das war unmöglich. Unmöglich.»

Tom Lüthi grübelte, um wie viel sich sein Gesundheitszustand bis Le Mans am 19. Mai bessern wird. «Ja, das ist die grosse Frage. In Le Mans gibt es noch mehr harte Bremszonen als hier. Dort gibt es weniger flüssige Kurven. Le Mans wird extrem schwierig, habe ich das Gefühl. Morgen fliege ich heim in die Schweiz, am Dienstag mache ich Ruhetag, dann ist nur eine Woche Zeit fürs Training und für die Therapie, bevor es nach Frankreich geht. Ich werde dort sicher fahren. Ich werde schauen, wie es im Training geht und nachher wieder entscheiden...»

Am Schluss lag Tom noch am Herzen, dem Team ein freundliches Dankeschön zu sagen. «Grosser Dank ans Team, sie haben auf mich gewartet, sie haben Geduld gehabt, sie haben mir keinen Druck gemacht. Es ist schön, das Team und die treuen Sponsoren jetzt mit diesen fünf WM-Punkten entschädigen zu können.»

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