Teamchef Sito Pons: Wie er sich die Moto2 vorstellt
Alfonso «Sito» Pons (54) hat sein grosses Ziel erreicht und seinen erfolgreichen spanischen Teambesitzer-Rivalen Jorge Martinez endlich einmal in den Schatten gestellt.
Der 250-ccm-Weltmeister von 1988 und 1989 hat in dieser Saison mit Pol Espargaró und seinem Tuenti HP 40-Team die Moto2-Weltmeisterschaft gewonnen.
Der Spanier hat nach der Beendigung seiner Karriere das Team «Honda Pons Racing gegründet. In diesem Rennstall wirkten Stars wie Loris Capirossi, Alex Barros, Max Biaggi und Troy Bayliss in der Königsklasse. Ende 2006 musste sich Pons aus der MotoGP-Klasse zurückziehen und sein Team zusperren, als sich Hauptsponsor Camel zurückzog.
In der Glanzzeit betrieb Pons auch ein Autorennteam in der «World Series by Renault»; der Finne Heiki Kovalainen gewann diese Meisterschaft im Jahr 2004.
Erst 2010 fand es Sito Pons wieder an der Zeit, in die Motorrad-WM zurückzukehren. Die neue Moto2-Klasse reizte ihn – wegen der überschaubaren Kosten. Pons war der erste und einzige Teamchef, der gleich im ersten Jahr auf Motorräder von Kalex setzte. Die Fahrer 2010 waren Sergio Gadea und Sohn Axel Pons. Nächstes Jahr tritt Pons in der Moto2-WM mit den aufregenden Rookies Maverick Viñales und Luis Salom an. Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com rückte Sito Pons mit seinen revolutionären Ideen zur Moto2-Zukunft heraus.
Sito, Gratulation, du hast erstmals einen WM-Titel als Teamchef gewonnen.
Ja, danke. Aber wenn man es genau nimmt, war es der zweite. Denn als ich mit Capirossi und Barros das West-Team in der MotoGP hatte, haben wir die Team-WM gewonnen. Das war 2003, glaube ich.
Aber eine Fahrer-WM haben wir bisher nie gewonnen, richtig. Da haben wir immer nur zweite Ränge erreicht, mit Biaggi (MotoGP) und Barbera (250 ccm).
Du bist immer ein lautstarker Kritiker der GP-Vorschriften. Aber an der Moto2 hast du bisher nie etwas auszusetzen gehabt. Richtig?
Die Moto2 ist eine sehr gute Klasse, die Chancengleichheit wird gross geschrieben. Der letzte gute Schritt war die Einführung des Gesamtgewichts für Fahrer, Motorrad und Bekleidung von 215 kg für 2013. Jetzt steht diese Kategorie noch besser da.
Wir sind recht happy mit dieser Klasse. Der Level ist sehr hoch. Die Spitzenfahrer steigen in die MotoGP-WM auf und kommen dort sehr gut zurecht. Denke nur an Bradl und Márquez. Diese beiden sind dort sehr rasch sehr schnell gefahren.
Das zeigt, dass die Moto2-WM sehr nützlich ist bei der Ausbildung künftiger MotoGP-Rennfahrer.
Aber ich stimme zu, dass wir in Zukunft vielleicht noch einen Schritt weitergehen müssen. Ein Reglement wie in der Moto3 wäre vielleicht besser. Dann wären mehr Werke beteiligt.
Ich glaube, das Moto3-Reglement ist momentan das beste System für die Weltmeisterschaft. Solche Vorschriften sollten in allen drei Klassen eingeführt werden.
Wie meinst du das? Sollen die Honda-Einheitsmotoren Ende 2016 verschwinden? KTM hat vorgeschlagen, man solle die Moto2 für 2017 für 500-ccm-Zweizylinder öffnen. Dann könnten Leistungsteile von der Moto3- und MotoGP-Klasse verwendet werden.
Hm. Nein. Was ich vorschlage, ist eine Kopie der Moto3-Vorschriften. Das heisst: Einheits-ECU und Einheitsreifen. Aber jedes Team soll sich aussuchen können, ob sie die Motoren von Honda oder irgendeinem anderen Hersteller nehmen. Auf jeden Fall müssen alle Motorenlieferanten ihren Teams identische Motoren anvertrauen. Und die Chassis-Wahl soll frei sien, wie jetzt.
Es sollen aber 600-ccm-Vierzylinder bleiben? Also Supersport-Motoren der vier japanischen Hersteller? Die Europäer wie KTM, Husqvarna, Ducati und Aprilia haben leider keine solchen 600er im Angebot.
Der Hubraum von 600 ccm soll bleiben, ja. Aber ob ein Werk in der Moto2 dann Fünfzylinder- oder Dreizylinder-Motoren einsetzt, spielt für mich keine Rolle.
Wenn zum Beispiel Yamaha einen Dreizylinder baut, müssen alle Yamaha-Teams mit diesem Triebwerk fahren. Die Motoren werden dann wie bei einer Lotterie verlost, wie es 2014 erstmals in der Moto3 vorgesehen ist.
Wenn sechs Fahrer bei Yamaha fahren, kommen dort sechs Fahrer in die Verlosung. Wenn sich zwölf Fahrer für Honda entscheiden, werden zwölf Honda-Triebwerke verlost. Wenn KTM acht Kundenteams findet, werden ihnen acht KTM-Motoren zugeteilt.
Ich wiederhole: Dieses Reglement muss künftig in allen drei Klassen angewendet werden.
Das wäre die perfekte Lösung.
Und wie viele Motoren sollen pro Saison erlaubt sein? Sechs wie in der Moto3? Soll es ein Drehzahllimit geben?
Sechs Motoren, ja, meinetwegen. Und die Drehzahl kannst du mit der Elektronik regulieren.
Am Wichtigsten ist, dass die Budgets nicht ausser Kontrolle geraten. Wir brauchen überschaubare Drehzahlen. Sonst leidet die Lebensdauer; dann wird es teuer.
Jetzt gibt es in der Moto2-WM ein Drehzahllimit von 16.000/min. Soll es dabei bleiben?
Nein, ich glaube, jetzt ist es 15.000/min. Oder 15.500/min... Nein, du hat Recht, es ist 16.000/min. Richtig. Ja, bei 16.000 setzt der Begrenzer ein, das ist mir wieder eingefallen. (Er lacht).