Alex Baumgärtel/Kalex: Wer wird Espargaró-Nachfolger?
Der deutsche Hersteller Kalex gewann 2013 zum zweiten Mal nach 2011 (mit Stefan Bradl) die Moto2-Fahrer-WM, erstmals auch die Konstrukteurs-WM und nicht weniger als 13 der 17 Rennen. Weltmeister Pol Espargaró gewann sechs Rennen, Rabat 3, Redding 3, Kallio 1.
In den Top Ten tauchten mit Espargaró (1.), Redding (2.), Rabat (3.), Kallio (4.), und Nakagami (8.) gleich fünf Kalex-Piloten auf, die anderen fünf fuhren Suter.
Kein Wunder, wenn immer mehr Fahrer und Teams auf Kalex umsteigen, für die Saison 2013 sind bereits 13 Fahrer fix, Azlan Shah kommt eventuell als 14. noch dazu.
Und dass die 2014-Maschine deutlich besser ist als die 2013-Version, hat sich bei den Testfahrten in Jerez, Valencia und Almeria im November längst bestätigt.
Wir haben Kalex-Designer Alex Baumgärtel zum Interview getroffen.
Alex, wenn man in der Moto2-WM die ersten vier Ränge beschlagnahmt, was lässt sich dann am Motorrad noch verbessern?
Bei der Steifigkeit geht es um die Anpassung an die Reifensituation. Dann gibt es immer noch Verkleinerungspotenzial in der Aerodynamik. Beim Gewicht in Kombination mit dem Fahrer sind wir an einem wettbewerbsfähigen Punkt. Alles, was darüber hinaus geht, ist mit hohen Kosten verbunden. In dieses Boot wollen wir nicht springen, wir wollen kein Wettrüsten, sondern unsere Preise stabil halten. Das ist uns seit 2012 gelungen.
Wie viel kostet ein Rolling-Chassis für 2014?
Beim Chassis-Paket ist bei uns alles dabei ausser Räder, Bremsen, Suspension, Kabelbaum, Auspuffanlage, Motor und Data-Recording-Paket; da liegen wir bei 63.300 Euro. Die erwähnten Komponenten beschaffen sich unsere Teams selbst.
Es wird zum Beispiel von HRC-Seite immer der Vorwurf erhoben, die Moto2 sei preiswerter als die Moto3. Was kostet dann bei euch ein Chassis-Paket für die Moto3?
Ohne Motor bist du in der Moto3 bei 94.000 Euro. Ein neuer Moto3-Motor kostet 12.000 Euro, in der Moto2 musst du mit rund 6000 Euro rechnen.
Kalex verliert mit Pol Espargaró und Scott Redding die zwei besten Fahrer von 2013 an die MotoGP-Klasse. Wer sind die Favoriten für die Moto2-WM 2014?
Zu den grossen Favoriten muss man Rabat zählen, dann Nakagami, Lüthi, Aegerter, Torres, Terol.
Da sind nur zwei Kalex-Piloten dabei? Du pflichtest also Teamchef Sito Pons nicht bei, der auch Viñales und Salom den Titelgewinn zutraut?
Ja, man muss immer mit Aussenseitern rechnen. Es kann gut sein, dass ein Viñales und vielleicht sogar ein Folger oder Salom für Überraschungen gut sein werden. Wenn diese Neulinge in Schwung kommen, kann etwas passieren...
Was kann man von Sandro Cortese im zweiten Jahr erwarten?
Ich denke, er wird seine Trainingszeiten nächstes Jahr im Rennen stabilisieren.
Was bei Sandro oft die Enttäuschung war: Super-Training, aber dann im Rennen nicht umgesetzt. Klar, er hat bei den Rennergebnissen die Erwartungen nicht erfüllt. Bis der Unfall in Brünn passiert ist, war ein Aufwärtstrend zu erkennen.
Wenn er das nächstes Jahr besser hinkriegt, kann er regelmässig in die Top-Ten fahren. Das traue ich ihm absolut zu. Die aufsteigende Tendenz ist klar aufgezeigt.
Das erfolgreiche Pons-Team tritt 2014 mit den Rookies Viñales und Salom an. Was macht das Pons-Team so erfolgreich?
Ein wichtiger Faktor, der uns geholfen hat, ist sein Cheftechniker Santi Mulero, der mit Ruhe, viel, viel Erfahrung und Know-how an die Sache herangeht. Das ist ein sehr wertvoller Mensch in der Struktur im Team von Sito Pons.
Dann natürlich die erfolgreiche Fahrerpaarung mit Pol Espargaró und Rabat. Rabat hat zwar 2012 gezeigt, dass er flott Motorrad fahren kann. Aber wie stark er sich im letzten Winter gesteigert hat, das hat keiner erwartet. Mit der Performance von Pol Espargaró hat jeder gerechnet, denn er war 2012 schon WM-Zweiter. Aber Rabat hat eine ähnliche Entwicklung gemacht wie Scott Redding, der nach der Winterpause mit besserer Einstellung und viel neuer Selbstsicherheit an den Start ging.
Die Steigerung von Rabat war besonders erstaunlich. Er war 2012 WM-Siebter, mit einem Podestplatz. Er hat 2013 sieben Podestplätze erzielt und genau 101 Punkte mehr gesammelt als im Jahr davor.
Sito Pons hat als Ex-Weltmeister mit Sicherheit den richtigen Instinkt, die geeigneten Jungs zu formen.