Suter Racing: 500-ccm-V2-Motoren für die Moto2?
In der Moto2-WM wurden von 2010 bis Ende 2012 Honda-Einheitsmotoren eingesetzt, die von GEO Technology in der Schweiz aufgebaut und gewartet wurden. Momentan läuft ein neuer Drei-Jahres-Deal mit der spanischen Firma ExternPro bis Ende 2015.
Für 2016 wird ein neues Konzept ausgearbeitet.
Folgende technischen Varianten stehen bisher für 2016 zur Diskussion:
1. Beibehaltung der Honda-Einheitsmotoren für drei weitere Jahre. Prominenter Fürsprecher: IRTA-Präsident Hervé Poncharal, ausserdem Eigentümer des Tech3-Yamaha-Teams und Hersteller der Mistral-610-Moto2-Maschinen. «Es redet niemand mehr von Honda. Die Triebwerke sind einfach die ‹Official Engines› für diese Serie», sagt Poncharal.
2. Neue Ausschreibung, an der auch andere Hersteller teilnehmen können, die 600-ccm-Vierzylinder-Einheitsmotoren liefern können. Kawasaki hat Interesse angemeldet. Prominenter Befürworter: Kalex-Designer Alex Baumgärtel. «Denn kein Chassis-Hersteller wie wir kann zu vernünftigen Kosten Fahrwerke für verschiedene Motoren bauen.»
3. Umstieg auf 500-ccm-Zweizylinder mit Markenvielfalt. Dann könnten Zylinder-Einheiten aus der Moto3 und MotoGP verwendet werden, dazu etliche andere Leistungsteile. Befürworter: KTM-Sportchef Pit Beirer.
4. Umstieg auf 600-ccm-Motoren beliebiger Hersteller nach dem Vorbild der Moto3-WM. Das System lautete dann: sechs Triebwerke pro Saison, Einheits-ECU, Einheitsreifen, Einheitsschmierstoffe, dazu Drehzahllimit von 16.000/min. Und: Alle Hersteller müssen alle Fahrer und Teams mit identischen Motoren zu einem festgelegten Preis beliefern. Prominenter Befürworter: Ex-Weltmeister Sito Pons, als Teambesitzer 2013 Moto2-Weltmeister mit Pol Espargaró. «Ob die Werke dann Motoren mit drei, vier oder fünf Zylindern bauen, spielt keine Rolle», betont Pons.
Mahindra Racing hat beim Einstieg in die Moto3-WM angekündigt, dass die Moto2-Klasse eines Tages ein Thema wird. Aber natürlich hält sich das Interesse der Inder in Grenzen, solange mit einem Einheitsmotor eines anderen Herstellers gefahren werden muss. Ähnlich ist es bei KTM und Husqvarna.
Giussani: «Als Techniker gefallen mir neue Herausforderungen»
Mahindra-Konstrukteur Alex Giussani ist bei der Firma Suter Racing Technology beschäftigt und in dieser Funktion auch an der Entwicklung der erfolgreichen Moto2-Fahrwerke aus der Schweiz beteiligt. Wir haben den Italiener zu seinen Ansichten über die technische Moto2-Zukunft befragt.
«Ich kann jetzt nicht für Mahindra sprechen», meint Giussani. «Aber aus Sicht von Suter halte ich die 500er-Zweizylinder für eine tolle Idee. Man könnte modulare Einheiten bauen. Es kann natürlich zu hohen Kosten kommen, wenn man grosse technische Änderungen erlaubt. Ein 500-ccm-Motor könnte rund 110 PS leisten, wenn wir auf der gleichen Drehzahl wie in der Moto3 bleiben und das Steuergerät wieder von Dell’Orto nehmen. Aber man könnte bei einem V2-500-ccm-Motor die Maschinen rund 20 kg leichter machen als die heutigen Moto2. Und das wäre der Nachteil: Die Chassis-Hersteller müssten dann das gesamte Wissen aus fünf oder sechs Moto2-Jahren wegwerfen. Dazu kommt die Frage: Welche Reifen werden wir verwenden? Denn wir bauen die Fahrwerke für die Reifen, sie werden auf diese spezifischen Ansprüche massgeschneidert. Es müssten neue Reifen entwickelt werden, denn wir hätten rund 15 PS weniger Leistung und 20 kg weniger Gewicht. Da könnten enorme Kosten entstehen, denn die Chassis-Entwicklung würde fast bei Null beginnen. Wir müssten völlig neue Werkzeuge für die Herstellung der Verkleidungen und der Chassis herstellen; wir könnten auch keine Moto2-Schwinge mehr verwenden; wir müssten eine neue entwickeln. Für die Firma Suter wären also erhebliche Investitionen erforderlich. Ich schätze – 1 Million Euro.»
«Falls Partner wie Mahindra oder Caterham mit einem eigenen Motor einsteigen möchten, wären die Kosten identisch. Aber es stünde ein grösseres Unternehmen dahinter», gibt Giussani zu bedenken. «Für KTM und Husqvarna wäre so ein Konzept natürlich auch sehr interessant. Vielleicht wäre es sogar für Honda selber reizvoll. Als Techniker gefällt mir natürlich jede neue Herausforderung. So etwas ist interessant und bringt Motivation. Aber von den Kosten her wäre es nicht die schlaueste und nicht die sparsamste Variante.»