Ralf Waldmann: Sein Ärger über die Windreich AG
Mit seiner Beteiligung bei der gescheiterten Wiederbelebung des Motorradwerks MZ ist Ralf Waldmann (47) finanziell mit einem blauen Auge davon gekommen. «Investor Peter Ertel hat mir der letzten Rest für meine Anteile kurz vor seinem Tod zurückgezahlt», sagt Waldmann, der zu den erfolgreichsten Motorrad-GP-Piloten Deutschland zählt.
Er hat sechs 125-ccm-GP-Siege gefeiert, war 1993 in dieser Klasse WM-Dritter und stieg dann im Team von Dieter Stappert mit Honda und Aprilia (Hauptsponsoren: zuerst HB, dann Marlboro) in die 250-ccm-Weltmeisterschaft auf. Er gewann dort 14 WM-Rennen und hält somit einen einmaligen Rekord: Der Deutsche ist der erfolgreichste Motorrad-Rennfahrer, der nie Weltmeister geworden ist.
1996 und 1997 wurde Waldi Vizeweltmeister hinter Max Biaggi. 2000 gewann er noch zwei Grand Prix, dann unternahm Waldmann einen Ausflug in den Automobilrennsport. 2002 machte «Waldi» noch drei Wildcard-Einsätze für das UGT-3000-Team in der WM, ehe er sich 2005 zu einem Comeback überreden liess – in der Superbike-IDM. Im November 2005 erklärte der jetzt mit Frau Astrid und Sohn Leo in Obing im Chiemgau lebende Ennepetaler seinen Rücktritt.
Das hinderte ihn aber nicht, 2009 bei Kiefer Racing in Donington noch einmal als Ersatz für Vladimir Leonov in der 250er-WM aufzukreuzen.
In den Jahren 2011 und 2012 arbeitete «Waldi» im alpha-Racing BMW-Team mit Markus Reiterberger im FIM-Superstock-1000-Cup, jetzt verkauft er für seine Firma «Waldi Racing» in Obing getunte Mopedteile für Kreidler, Hercules und Sachs.
Waldmann war 2002 bei MZ unter Petr-Karel Korous neben José-Luis Cardoso als Werksfahrer für die MotoGP-Werksmaschine vorgesehen, die nie über das Planungsstadium herauskam.
Die Einnahmen von damals steckte der 20-fache GP-Sieger 2009 in seine MZ-Anteile. Aber der bodenständige Waldmann hatte ganz andere Vorstellungen von MZ als der trendverrückte Wimmer. «Man hätte sich auf die alten Stärken von MZ besinnen sollen, auf robuste Enduro-Bikes und preiswerte Mittelklassemotorräder», sagte Waldi damals.
Wimmer hingegen wollte mit Elektro-Rollern, filigranen Mountainbikes, Dreirad-Elektro-Mopeds für die Post und Biogasheizkraftwerken zum Erfolg kommen.
Waldmann trennte sich bald wieder von Wimmer und MZ, es gab Meinungsverschiedenheiten, auch bei der Gestaltung des Rennteams.
Aber Waldmann kam bei MZ ohne finanzielle Verluste davon. Viel mehr ärgert ihn das Geschäftsgebaren des langjährigen GP-Sponsors und Windreich-AG-Chefs Willi Balz. Waldi hatte auf Zureden von Balz in Windkraft investiert – und fühlt sich über den Tisch gezogen. «Wenn mir einer geschadet hat im Leben, und zwar so, dass es an meine Existenz ging, dann ist es Willi Balz», erklärt Ralf Waldmann im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Dirk Raudies und ich sind am Rudern ohne Ende, um unsere Windkraftanlagen finanziert zu kriegen. Die Deals mit Balz haben uns fast das Genick gebrochen.»
Waldmann und Raudies, die 1993 um den 125-ccm-WM-Titel stritten, kämpfen jetzt bei diesem Windkraftprojekt gemeinsam, um zumindest einen Teil ihrer Investitionen zu retten. Die Windreich AG hat im September Insolvenz angemeldet – wie MZ ein Jahr zuvor. «Dirk ist ein alter Rennkamerad, und wir stehen heute noch zusammen. Das ist eine schöne Sache», freut sich Waldmann.
Im Rennsport ist Waldmann momentan nicht tätig. Im Vorjahr wirkte er noch im Ducati-Team von Mario Rubatto und Max Neukirchner in der Superbike-WM mit. «Ich habe meinen Auflieger, den ich Helga Stappert abgekauft habe, an das Hertrampf-Team verkauft. Sonst mache ich meinen Mopedteilevertrieb, ich habe auch viele Kunden in der Schweiz. Ich fertige 50-ccm-Tuningteile, zum Beispiel Kurbelwellen, das läuft recht gut. Dazu fahre ich für einen reichen Italiener ein paar Oldtimer-Rennen. Er hat die alten Aprilia 250 von Loris Reggiani gekauft. Ich habe inzwischen auch wieder angefangen, jeden Tag zu laufen, ich war einfach fett geworden. Ich habe schon 6 kg abgenommen und nähere mich wieder einer guten Figur. Das ging nicht so weiter. Man muss etwas tun..»
Junior Leo Waldmann hat seine Rennkarriere nach den ersten Honda-Minibike-Rennen schon wieder beendet. «Da bin ich froh drum. Er hatte keine Lust da drauf. Und wenn man keine Lust hat, soll man es auch nicht machen», erzählte Waldi.