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Windreich-Chef Willi Balz: Insolvenz angemeldet

Von Günther Wiesinger
Willi Balz war auch bei Oldtimer-Events prominenter Teilnehmer

Willi Balz war auch bei Oldtimer-Events prominenter Teilnehmer

Der mit rund 400 Mio Euro verschuldete Windpark-Entwickler Windreich hat Insolvenz angemeldet. Firmengründer Willi Balz war fast 20 Jahre lang Motorsport-Sponsor.

Seit März 2013 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den schwäbischen Geschäftsmann Willi Balz (52), Gründer und Geschäftsführer der Windreich GmbH, der im Motorsport seit 1993 immer wieder mit unterschiedlichen Firmen als Sponsor auftrat – mit Firmen wie FC Consulting, Natenco und Windreich. Er unterstützte Motorradrennfahrer wie Dirk Raudies, Alex Hofmann, Loris Capirossi, Stefan Bradl sowie das Kawasaki-Werksteams von Harald Eckl in der MotoGP und Kiefer Racing in der Moto2. Und er häufte eine kostbare Sammlung von Oldtimern und Rennfahrzeugen an.

Nach der Rennsaison 2011 wurde es still um Willi Balz, es war von Geldknappheit die Rede. 2012 wurde der geplante Börsegang der Windreich AG abgesagt.

Zuletzt wurde seit Monaten über das Ende des Windparkentwicklers aus Wolfschlugen spekuliert. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt längst wegen Insolvenzverschleppung.

Bis vor wenigen Tagen gab sich Willi Balz noch zuversichtlich. Er sprach von einer Brückenfinanzierung, welche die Liquidität bis zum Jahresende sichere. Dabei kam es seit geraumer Zeit bei Zinszahlungen für Anleihen immer wieder zu Verzögerungen, die Investoren wurden hellhörig, die Kurse der Windreich-Anleihen stürzten ins Bodenlose ab.

Schon vor knapp zwei Jahren war Balz ins Gerede gekommen. Balz wurde nachgesagt, er habe einen Firmenkredit über 50 Millionen Euro vorwiegend für den Ankauf von Oldtimer-Fahrzeugen verwendet.

Balz galt in der Branche als Offshore-Monopoly-Spieler. Das Magazin «stern» bezeichnete ihn 2011 als Getriebenen, als Hasardeur.

Er erzählte im Sommer 2011, allein die Gutachten pro Windpark würden 20 bis 30 Millionen Euro verschlingen. Er müsse für seine 23 Projekte mehr als eine halbe Milliarde vorschiessen. Er stehe mit 172 Millionen persönlich in der Haftung. Aber der Umsatz lag damals nur bei 121 Millionen.

Es war ein Hasardspiel. Die Nordsee war für Balz das Meer der Hoffnung. Jetzt bleibt nur ein Meer an Fragen.

Keine Spur vom neuen Geldgeber

Gegenüber der F.A.Z. äusserte Balz kürzlich, er stehe mit Geldgebern für den Windpark MEG I in der Nordsee kurz vor dem Abschluss. Es ging um einen dreistelligen Millionenbetrag, aber es dürfte sich nur um ein weiteres Märchen im Leben des Träumers gehandelt haben, der gern erzählte, er wollte der erste Milliardär aus Wolfschlugen werden.

Windreich ist eine Gesellschaft, die sich früh auf die Planung von Meereswindparks in der deutschen Nordsee konzentriert hat und eine lange Projektliste vorzeigen kann.

Doch die wahre Situation des undurchsichtigen Unternehmens passt nicht zu diesen Aussagen: Am Freitag hat Willi Balz für die Windreich GmbH Insolvenz beantragt. Das Amtsgericht Esslingen bestätigte die Zahlungsunfähigkeit auf Anfrage der F.A.Z. Balz hat nach dem neuen Insolvenzrecht die Eigenverwaltung beantragt und zumindest vorläufig auch bewilligt bekommen. Als Sachwalter wurde der Stuttgarter Anwalt Holger Blümle berufen.

Das Verfahren kann drei Monate lang aufrechterhalten werden. Wird die Sanierung nicht erreicht, droht endgültig die Insolvenz. Die Projektgesellschaft für MEG I solle aus dem Verfahren herausgehalten werden, beteuerte der neue Windreich-Chef Heer.

Mit dem Eigenantrag versucht Balz eine Firmensanierung in Eigenregie. Einen Insolvenzantrag durch einen Gläubiger mit Millionenforderungen gab es laut F.A.Z. schon vor mindestens zehn Tagen. Balz erzählte dem Amtsgericht Esslingen, die Zahlungsschwierigkeiten seien nur vorübergehender Natur.

Balz hatte das Vorhandensein eines Insolvenzantrags bis zuletzt hartnäckig geleugnet. «Weder gegen mich noch gegen Windreich oder eines der Tochterunternehmen ist ein Insolvenzantrag gestellt worden», behauptete er. «Wir haben 2012 verblüffend gute Zahlen erzielt.»

Balz kann diese Behauptungen allerdings bis heute durch keine geprüfte Bilanz belegen. Bei seiner Bilanzpressekonferenz musste er die meisten Antworten schuldig bleiben. Es wird seit Monaten über einen Schuldenberg in der Höhe von rund 400 Millionen Euro gemutmasst.

Ermittlungen wegen Insolvenzverschleppung

Balz soll zuletzt auch die Gehälter mit Verspätung bezahlt haben – wie die Zinsen der Anleihezeichner. Mehrmals schoss er namhafte Beträge aus seinem Privatvermögen zu, was den endgültigen Absturz freilich nur verzögerte. Die Prüfagentur Creditreform lieferte im Winter so schwache Bewertungen für die Anleihekurse, dass Windreich die Veröffentlichung verweigerte.

Seit diesem Frühjahr muss sich Balz von der Stuttgarter Staatsanwalt Insolvenzverschleppung bei Windreich verwerfen lassen. Es ist von geschönten Jahres- und Konzernabschlüssen die Rede. Fünf aktive und ehemalige Windreich-Manager stehen unter Verdacht, darunter auch der frühere baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring. Er war in verschiedenen Funktionen als Vorstand und Aufsichtsrat tätig. Dazu wird wegen Kapitalanlagebetrug, Marktpreismanipulation und Kreditbetrug ermittelt.

Doch Balz sucht bereits nach neuen, windschiefen Geschäftsideen. Er vermeldete die Gründung einer BGB-Gesellschaft in der 6000-Einwohner-Gemeinde Wolfschlugen, wo die Windreich GmbH ihren Firmensitz hat. Wer immer noch an diese windigen Geschäfte glaubt, könne sich direkt an dem von ihm geplanten Nordsee-Windpark Global Tech I beteiligen, erzählte Balz.

Die 1999 gegründete Firma Windreich entwickelt, baut, finanziert und vertreibt Windkraftanlagen an Land und auf offener See. Vor allem vor der deutschen Ostsee- und Nordseeküste hat sie sich Flächen für Windparks gesichert. Jetzt wird vermutet, so manche Projekte seien im Planungsstadium stecken geblieben. 2011 war in der Nordsee noch keine Kilowattstunde Strom erzeugt worden, heisst es.

Rückzug von Firmenchef Willi Balz

Willi Balz habe sich inzwischen aus der Geschäftsführung zurückgezogen, heisst es auf der Windreich-Internetseite. Die Leitung habe der bisherige Berater Werner Heer übernommen. «Ich trage es mit Anstand, ich habe alles gegeben», wurde Balz von «Handelsblatt Online» zitiert. Sanierer Heer beteuerte: «In den Gesprächen mit unseren Investoren wurde deutlich, dass ein Managementwechsel Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Fortsetzung unserer Gespräche ist.»

Windreich soll bereits Ende 2012 auf gut 300 Millionen Euro Schulden gesessen haben. Balz hoffte auf einen Befreiungsschlag durch den Teilverkauf des Offshore-Windparks MEG I vor der Insel Borkum für 120 Millionen Euro. Noch Ende August schickte er einen Brief an die Anleihegläubiger mit der kuriosen Überschrift: «Das Blatt wendet sich zum Guten – technisch, politisch und wirtschaftlich.»

Mit den Erlös aus dem Verkauf wollte Balz einen 70-Millionen-Euro-Kredit an die Schweizer Privatbank Sarasin zurückzahlen. Zeichner der Windreich-Anleihen haben inzwischen vor dem Landgericht Regensburg eine Klage gegen Sarasin eingereicht. Sie seien über die Geschäftsaussichten bei Windreich unzureichend informiert worden, wird den Bankern vorgeworfen.

Unter den Gläubigern befinden sich auch einige namhafte Motorsportler.

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