Honda: Die Vorteile des nahtlosen Gangwechsels
«zero shift»: Marc Márquez kann auch in maximaler Schräglage schalten
In den letzten Wochen wurde viel über die «seamless gearbox» von Yamaha gesprochen. Dieses neue Getriebe wurde am 7./8. August von Lorenzo und Rossi in Brünn erstmals getestet und soll noch in dieser Saison bei den Rennen seine Feuertaufe erleben.
Honda verwendet so ein modernes Getriebe bereits seit zwei Jahren. Das System läuft dort unter der Bezeichnung «zero shift», weil die Schaltunterbrechung fast null ist.
Honda hat das aufwändige zero-shift-System seit 2011 ständig weiterentwickelt und perfektioniert. «Man kann heute sagen, die Schaltunterbrechung bei einem Gangwechsel von Honda liegt bei maximal 0,005 Sekunden», verrät der ehemalige Aprilia-Chefkonstrukteur Jan Witteveen.
Honda hat sogar für die Kundenteams Gresini und LCR jeweils einen Technikeer abgestellt, der nur für das Getriebe zuständig ist. Alles läuft unter strengster Geheimhaltung. Nicht einmal die Teammechaniker dürfen in die Nähe kommen, wenn das Getriebe geöffnet wird.
Was Ducati verwendet und was Yamaha verwenden wird, ist ein «seamless»- system. Seamless bedeuted nahtlos und nimmt Bezug auf die Kraftübertragung. Das heisst: Die Kraftübertragung zum Hinterrad läuft bei einem Schaltvorgang beim «seamless» fast ohne Unterbrechung weiter. Dadurch kommt beim Schalten in Schräglage keine Unruhe ins Fahrwerk.
Dieses seamless-system wird in der Formel 1 schon längere Zeit verwendet. Es gibt mehrere Ausführungen, aber weil meistens auch ein Klauen-Getriebe verwendet wird, fällt die Schaltunterbrechung nicht so kurz aus wie bei ausgeklügelten zero-shift-system von Honda.
Eine einprägsame deutsche Bezeichnung oder Übersetzung für «seamless gearbox» ist schwierig zu finden. Man muss das System umschreiben: Getriebe ohne Unterbrechung der Kraftübertragung oder ohne Schaltzeit-Unterbrechung.
Valentino Rossi meint, das Ducati-Getriebe sei bei weitem nicht so ausgereift wie jenes von Honda. Aus Italien ist zu hören, dass Ducati dieses seamless-Getriebe von einer Formel-1-Getriebefirma in England einkauft.
Rossi hat sich bereits sehr aufmerksam mit den Vorzügen des Honda-System befasst. «Ich weiss sogar, dass sie links am Lenker einen Hebel haben, den sie beim Einlegen des Leerlaufs betätigen müssen», erzählte Rossi. «Dadurch kann man nicht mehr versehentlich in den Leerlauf schalten, so wie es mir in Brünn im Rennen passiert ist.»
Rossi weiss sogar: Bei Honda liegt der Leerlauf ganz oben, dann werden die Gänge 1 bis 6 von oben nach unten durchgeschaltet. Die Kupplung muss beim Hochschalten nicht verwendet werden.