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Bernhard Gobmeier über Ducati-Krise: «Mehr erwartet»

Von Günther Wiesinger
Das Ducati-Werksteam hat sich zuletzt eher verschlechtert als verbessert. Beim nächsten GP in Misano werden Hayden und Dovizioso am zweiten Platz von Rossi 2012 gemessen.

Die Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso und Nicky Hayden kämpfen bei den MotoGP-Rennen seit Monaten bestenfalls um die Ränge 7, 8 oder 9, manchmal heizt ihnen sogar ART-Aprilia-Privatfahrer Aleix Espargaró ordentlich ein. Und das Desmosedici-Triebwerk hat auch seine Flausen. «Dovi» hat schon das fünfte und letzte Triebwerk in Betrieb, es sind aber noch immer sechs Rennen zu fahren.

Im schlimmsten Fall muss er einen sechsten Motor einsetzen und dafür zur Strafe einmal aus der Boxengasse losfahren.

Und jetzt steht am 15. September der Misano-GP vor der Tür, bei dem der viel geschmähte Valentino Rossi 2012 mit der Ducati im Trockenen einen zweiten Platz hingezaubert hat.

Bernhard Gobmeier, General Manager von Ducati Corse, vom neuen Eigentümer Ducati auf diesem Posten installiert, steht unter Druck.

Seit Februar wird ein «Lab Bike» mit neuem Rahmen und neuer Schwinge getestet; inzwischen gibt es etliche unterschiedliche Versionen davon, der Durchbruch ist damit nicht gelungen.

«Bei diesem Lab Bike ist nur der Rahmen anders», sagt Gobmeier. «Damit haben wir an einer Stelle eine spürbare Verbesserung erzielt, und zwar beim Anbremsen und Einlenken und in der Kurvenmitte. Die anderen Sachen sind von der Geometrie und von der Hardware nach wie vor identisch. Dieses Lab Bike war nur ein Zwischenschritt. Wir haben es auch in den Rennen eingesetzt, um weitere Informationen aus dem Rennbetrieb zu kriegen.»

Andrea Dovizioso wirkt frustriert

Bei Dovizioso, der zum Beispiel in Le Mans noch die drittbeste Trainingszeit fuhr, waren seit Juli schon deutliche Anzeichen von Frustration zu spüren. Das ist auch Gobmeier nicht verborgen geblieben.

«Ja, klar, er hat grössere Fortschritte erwartet. Wir auch. Aber wir hängen an einer Stelle, und dieses Problem haben wir noch nicht gelöst. Es ist klar, dass so etwas beim Fahrer zu Frust führt und bei uns zu vermehrten Anstrengungen. Das Einlenken haben wir verbessert, auch das Gefühl im Vorderradbereich wurde massiv verbessert. Aber wir haben nach wie vor noch die Neigung zum Untersteuern, die schon Valentino Rossi kritisiert hat. Dieses Untersteuern haben wir bisher nur marginal verbessert, so dass es zu keiner echten Verbesserungen der Rundenzeiten gekommen ist.»

Bisher ist bei Ducati Corse keine Lösung im Chassis-Bereich gefunden worden. Gobmeier: «Das, was man in solchen Fällen normalerweise macht und was ich kenne, aus meiner Erfahrung bei BMW, wo ich auch einmal fürs Fahrwerk zuständig war, alle diese normalen Dinge, die man macht, haben nur zu marginalen Verbesserungen geführt. Wir haben neue Experten wie Warren Willing engagiert. Er hat eine Riesenerfahrung auf diesem Gebiet. Er hat viele konventionelle Lösungsvorschläge eingebracht. Sie wurden zum grossen Teil auch schon probiert, aber es bleiben noch ein paar für unser Versuchsprogramm. Es gibt noch Möglichkeiten, die wir bei Tests prüfen müssen. Aber diese Modifikationen haben nicht so viel gebracht, wie wir erhofft haben.

«Wir sind noch in der Findungsphase. Deshalb können wir nicht mit grossartigen Neukonstruktionen aufwarten, sondern wir machen klassischen Prototypen-Bau.»

Misano wird ein wichtiger Gradmesser. «Ja, möglicherweise werden wir dort am zweiten Platz von 2012 gemessen», ist sich Gobmeier bewusst.

Hat Ducati schon Erklärungsbedarf gegenüber Geldgeber Audi? Denn gegenüber dem Frühjahr 2013 hat Ducati eher nach hinten entwickelt.

«Wenn man die Platzierungen zugrunde legt, 2013 im Vergleich zu 2012, so übers Jahr, gleichen sich die Ergebnisse in etwas aus», meint Gobmeier, der im Januar ankündigte, man wolle in der zweiten Saisonhälfte wieder um Podestplätze kämpfen. «In den Qualifying-Zeiten sind wir im Schnitt besser als im letzten Jahr. Von den Rennergebnissen her sind wir in etwa vergleichbar. Die Rückstände zu den Schnellsten sind aber nicht geringer geworden. Wir haben in Details Verbesserungen erzielt, aber die Konkurrenz hat noch eine Schaufel nachgelegt. Honda ist massiv besser geworden. Es ist ein totales Wettrüsten.»

Ist die Aufgabe schwieriger als erwartet? «Ich war mir sicher bewusst, dass es massiver Anstrengungen bedarf. Und manche Dinge schauen von aussen vielleicht einfacher aus, als sie in Wirklichkeit sind», räumt Gobmeier ein. «Wir haben viele sehr gute Leute bei uns im Team, die auch alle Erfahrung haben. Es ziehen alle an einem Strick. Ich habe bei Ducati eine Mentalität vorgefunden, wo jeder Techniker in seinem Bereich angreift. Wir haben am Motor einiges gemacht, in der Elektronik auch, wir sind dort noch nicht am Ende. Jeder schaut, dass er sein Bestes zum Ganzen beiträgt. Alle Messwerte scheinen richtig zu sein. Wir haben vieles gemacht, was jeweils ein Zehntel gebracht hat. Aber ich möchte nicht ausschliessen, dass wir etwas übersehen haben, was dann noch drei oder vier Zehntel bringt.»

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