Yamaha: Nur ein neues Team gefunden
Silverstone: Rossi blieb ohne Sprit liegen, Crutchlow lud ihn auf
Yamaha hätte gerne bis zu vier Fahrer auf geleasten YZR-M1-Motoren gefunden, Partner wie Kalex, Suter oder FTR hätten dazu Rolling-Chassis bauen sollen. Marc VDS, Power Electronics Aspar, Forward, Paul Bird Motorsport und Cardion AB Racing – sie alle zeigten Interesse.
Aber schliesslich konnte sich kein Claiming-Rule-Team dazu durchringen, fünf Motoren für 800.000 Euro pro Fahrer und Saison zu leasen und dann noch um mindestens 400.000 Euro Fahrwerke zu bestellen.
Schliesslich einigten sich Yamaha und Forward auf einen Kompromiss: Der italienische Rennstall (jetzt mit Edwards und Corti auf FTR-Kawasaki unterwegs) erhält komplette M1-Maschinen des Jahrgangs 2012, wie sie jetzt das Tech3-Team benützt. Nur Tank und Verkleidung muss Forward selber bauen.
Ist Yamaha mit diesem Projekt zu spät an die Kundenteams herangetreten? Kalex-Designer Alex Baumgärtel erklärte schon beim Saisonauftakt in Doha im April, es laufe die Zeit davon, wenn so ein MotoGP-Motorrad noch im November 2013 getestet werden solle.
Und bis Ende Juli hatte Yamaha immer noch keine einzige definitive Bestellung vorliegen.
FTR baut Yamaha-Chassis für 2015
«Wir haben sehr frühzeitig mit allen interessiereten Teams gesprochen und ihnen alle nötigen Informationen gegeben», versichert Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing. «Das war ein langwieriger Prozess. Wir haben die entsprechenden Teams aber zur Geheimhaltung verpflichtet, sie durften keine Einzelheiten verraten. Wir haben mit Marc VDS gesprochen, mit Aspar, mit Forward, ziemlich mit allen. Nur Avintia war nicht dabei. Sogar Gresini hat uns über eine dritte Person kontaktiert. Aber er ist persönlich nie zu uns gekommen.»
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, zuerst einen Chassis-Partner zu verpflichten und dann den Teams ein komplettes Paket anzubieten, wie es Honda gemacht hat? Jarvis: «Ehrlich gesagt, wir sind völlig glücklich mit der Art und Weise, wie sich dieser Prozess entwickelt hat. Wir wollten kein Team zwingen, Suter, Kalex oder FTR zu verwenden. Jeder Chassis-Hersteller hat eine andere Arbeitsweise und ein unterschiedliches Preisniveau. Also ist uns bewusst geworden, dass das ganze Programm nicht gerade preiswert ausfallen würde. Du mietest die Rennmotoren, dann mietest du die Testmotoren dazu, dann brauchst du die Chassis. Das ist ein teures Projekt für jedes Team. Du brauchst 800.000 Euro für die Motoren im ersten Jahr; Testmotoren kosten pro Stück 25.000.- Das ist eine Leasinggebühr für eine gewisse Kilometeranzahl, und das sind gebrauchte Motoren. Dazu kommt das Chassis. Wir wollten den Teams zuerst keine Werks-Chassis anbieten. Aber bei den Gesprächen mit den Teams haben wir gesehen, dass den Chassis-Herstellern die Zeit davon läuft. Um dieses Projekt vielversprechend starten zu lassen, haben wir uns entschieden, ein Jahr lang Fahrwerke anzubieten. Nur für 2014. Im zweiten Jahr wird es keine Yamaha-Chassis für private Teams mehr geben. FTR hat jetzt die einmalige Gelegenheit, unser Material genau zu betrachten, alles zu studieren und mit Yamaha zusammenzuarbeiten. Für 2015 sollen sie dann die Rolling-Chassis für Forward bauen. Bis dahin sollten sie dazu gut in der Lage sein.»
Forward hat gegenüber den vier Prototypen von Yamaha 2014 einen deutlichen Vorteil: Weil das Team die Einheits-ECU von Magneti Marelli verwendet wird, gilt es weiter als Claiming-Rule-Team und darf dadurch in den Rennen 24 statt 20 Liter Treibstoff verheizen.
2013 dürfen die Prototypen noch 21 Liter verwenden. Trotzdem ging Rossi in Silverstone in der Auslaufrunde der Sprit aus. Tech3-Pilot Cal Crutchlow nahm ihn als Taxifahrer mit an die Box.