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Toni Mang: «Teams sind nur noch Dienstleister»

Von Sharleena Wirsing
In den 1980er-Jahren erlebte Toni Mang mit fünf Titelgewinnen in der Motorrad-Weltmeisterschaft die Blütezeit seiner Karriere. Für SPEEDWEEK.com analysierte er, was sich verändert hat.

Der fünffache Weltmeister Toni Mang feierte vier Titel mit seinem Cheftechniker und Freund Sepp Schlögl. Einen weiteren WM-Triumph erreichte er mit einem jungen Team, das er nach der Trennung von Schlögl 1986 selbst zusammenstellte.

Seine Kritiker erwarteten, dass Mang mit seinem neuen Team scheitert. Doch Mang gewann acht Grands Prix in Folge und holte mit 38 Jahren 1987 seinen fünften WM-Titel.

Heute bilden Teams oft keine verschworene Einheit mehr. «Es liegt am heutigen System, dass sich viele Fahrer mit Top-5 oder Top-3 als Ziel zufriedengeben. Sie sind nur noch Fahrer. Die Teams sind Dienstleister, für die Fahrer dann eine gewisse Leistung erbringen sollen. Meine Vorstellung von einem Team sieht ganz anders aus», erklärte Mang im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Wie muss ein erfolgreiches Team für dich beschaffen sein? «Der Fahrer, der die Erwartungen umsetzten muss, sollte sich seine Mannschaft selbst aussuchen können. Ich muss sagen können, wen ich im Team haben will und wen nicht. Diese Möglichkeit existiert heute kaum mehr. Wenn ich morgens in die Box komme und sehe jemanden, den ich nicht leiden kann, dann ist mental schon viel verloren. Am Ende sollten die Mitglieder eines Teams Freunde sein. Man muss sich tausendprozentig auf diese Leute verlassen können. Ob man sie sympathisch findet, ist vielleicht eine Kleinigkeit, aber das gehört dazu.»

Wie sensibel Fahrer auf Details reagieren können, erläutert Mang an einem Beispiel aus seiner Karriere. «Wenn Sepp den LKW an die falsche Stelle geparkt hat, hat mich das manchmal schon aufgeregt. Solche belanglosen Dinge können einen das gesamte Wochenende im Hinterkopf beschäftigen. Diese Kleinigkeiten sieht man nicht von außen. Das ist heute noch genauso. Die Fahrer fühlen sich den Teams aber nicht mehr persönlich verpflichtet. Der Dienstleister erwartet etwas, was der Fahrer bedienen muss. Die eigene Erwartung des Fahrers muss aber viel höher sein. Ich muss immer nach ganz vorne wollen. Mittlerweile ist es zu viel Job und zu wenig Leidenschaft.»

«Durch das heutige System wird die Leidenschaft sehr schnell unterdrückt. Daher kommen auch diese Sätze: ‹Wenn ich unter die Top-5 komme, dann bin ich zufrieden.› Damit kommt man bis zu einem gewissen Punkt, aber nicht weiter», ist Mang überzeugt.
«Man kann bei Fahrern jedoch auch das Gegenteil beobachten, wenn sie plötzlich in ein Team kommen, in dem die Beziehung passt, dann blühen sie auf. Das sah man am Anfang der Saison 2014 bei Romano Fenati im VR46-Team. Der Unterschied zwischen den Motorrädern war gering, aber er blühte mental auf.»

Toni Mang ist mit fünf Titeln und 42 GP-Siegen der erfolgreichste deutsche Motorradpilot und besitzt als einziger Deutscher Legendenstatus. Er ist eine der 21 MotoGP-Legends.

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