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Jan Witteveen: Ein deutliches Plädoyer für Zweitakter

Von Günther Wiesinger
Seit 2002 sind die 500-ccm-Zweitakter verschwunden, 2010 wurden die 250er ausgerottet, seit 2012 auch die 125. Haben die Zweitakter keine Daseinsberechtigung mehr?

Der Niederländer Jan Witteveen hat als ehemaliger Aprilia-Renndirektor grosse Erfolge mit Zweitakt-Rennmaschinen zu verzeichnen, er war von 1989 bis 2004 für Aprilia Reparto Corse in Noale verantwortlich.

Seine Motorräder waren in den Klassen 125 und 250 ccm siegreich, er baute die 420-ccm-Zweizylinder für die 500er-WM, später die Dreizylinder-990-ccm-Cube für die MotoGP-WM, auch das erste V2-Superbike entstand unter seiner Regie.

Nach der MotoGP-Kolumne von Michael Scott (Titel: Die Ermordung der Zweitakter und ihrer Gurus) meldete sich Jan Witteveen bei SPEEDWEEK.com.

Auch er gehört zu jenen Experten, die dem Zweitaktmotor nachtrauern.

Gustl Auinger, Riding Coach im Red Bull Rookies-Cup, ist ebenfalls der Ansicht, zumindest in den Einsteigerklassen wäre die Verwendung von Zweitaktern sinnvoller.

«Im ADAC Junior-Cup kamen immer wieder GP-Talente zum Vorschein, als mit Aprilia-125-Zweitaktern gefahren wurde», gibt der fünffache GP-Sieger zu bedenken. «Jetzt wird mit der KTM RC390 gefahren. Ich bezweifle, dass dies der richtige Weg ist.»

Auinger freut sich jedes Jahr, wenn bei der Selektion für den Red Bull Rookies-Cup in Spanien mit 125-ccm-Bikes von Metrakit gefahren wird. «Da kann jeder Mechaniker das Motorrad nach einem Klemmer wieder fahrbereit machen, sogar ich selber.»

Doch heute wird der Zweitakter im Strassenverkehr meist wegen des hohen Verbrauchs und seiner Abgaswerte gemieden, deshalb verschwindet er auch im Motorsport von der Bildfläche.

«Aber wenn man die richtige Technik anwendet, hat der Zweitakter auch heute noch die gleiche Abgasqualität wie ein Viertakter», sagt Jan Witteveen. «Ich habe viele Versuche bei Motoren mit 50, 80, 100, 125 und 250 ccm gemacht, mit Direkteinspritzung zum Beispiel, wobei sich der Verbrauch um 40 bis 50 Prozent verbesserte. Die Abgaswerte waren in etwa gleich wie beim Viertakter.»

Witteveen weiter: «Heute glauben die meisten Experten, dass der Zweitaktmotor tot ist. Ich halte immer wieder öffentliche Plädoyers für den Zweitakter, auch in Artikeln und Kommentaren in italienischen Fachmagazinen. Piaggio und KTM glauben noch an den Zweitakter, aber sie tun sich schwer, weil das Zweitakt-Image schlecht ist. Ich sehe momentan nur im Offroad- und Motocross-Bereich einen Zuwachs an Zweitakter-Motorrädern und steigendes Interesse.»

Jan Witteveen ist überzeugt, der Zweitaktmotor habe immer noch seine Daseinsberechtigung. «Für den Rennsport sind sie zudem billiger und einfacher. Wenn man heute einen Kostenvergleich zwischen der 125er-WM und der Moto3-WM mit den 250-ccm-Viertaktern macht, sind die Materialkosten in der Moto3 mehr als doppelt so hoch wie bei den 125-ccm-Zweitaktern. Und das trotz des komplizierten Moto3-Reglements mit sechs Motoren, Mindestdrehzahl, Einheits-ECU und fixiertem Preis für die Triebwerke sowie einer mühseligen Motoren-Organisation.»

Witteveen stimmt Auinger zu und versichert, bei Marken-Cups wären die Zweitakter preiswerter und einfacher. «Auch bei der Wartung und bei der Reparatur», gibt Witteveen zu verstehen. «Sogar im Straßenverkehr wären Einzylinder-Maschinen bis 125 ccm und Zweizylinder bis 250 oder 350 ccm sicher einfacher zu fahren. Sie hätten auch viel mehr Drehmoment als ein Viertakter bei gleichem Hubraum.»

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