Marcel Schrötter: «Ein deutsches Team wäre reizvoll»
Marcel Schrötter (21) mühte sich in der Weltmeisterschaft lange mit nicht konkurrenzfähigem Material ab. Es begann mit der Honda 125 in der Saison 2010, es folgten die Mahindra (125 ccm und Moto3), dann ab August 2013 die Bimota-Moto2-Maschine, nachdem er sich mitten in der Saison von Mahindra getrennt hatte.
Marcel Schrötter ersetzte damals im SAG-Team auf der Bimota Fahrer wie Damian Cudlin und Angel Rodriguez.
«Der Moto2-Einstieg mit Bimota war sehr schwierig. Man weiss ja, wie stark die Konkurrenz in dieser Klasse ist», gibt Schrötter zu verstehen. «Ich hatte null Vorbereitung für die Moto2-Rennen, keine Tests, dabei war ich noch nie auf so einem Motorrad gesessen, nie zuvor auf einer 600er. Ich bin einfach mitten im Jahr von der Moto3- auf die Moto2-Maschine gestiegen. Dazu war ich dann der einzige Bimota-Fahrer im Feld. Ich konnte damals gar nicht richtig beurteilen, wie das Motorrad wirklich funktionierte. Es fehlte mir an Praxis, es fehlten die Tests. Ich habe dann nur gesehen, dass der Top-Speed-Unterschied zu den besten Bikes gewaltig war. Ein ordentlicher Brocken, die Bimota war übergewichtig, die Aerodynamik liess zu wünschen übrig.»
Ein Jahr später erhielt Schrötter im SAG-Team immerhin eine Vorjahres-Kalex, aber er operierte mit einem Schmalspur-Budget, hatte im Monat nur 700 Euro zur Verfügung und musste sein Privatauto verkaufen, um die Spesen für die Übersee-Rennen finanzieren zu können.
«Ohne meinen Manager Michael Kories hätte ich damals gar keine Moto2-Saison finanzieren können», ist Schrötter dankbar.
Die Ergebnisse 2013 reichten aus, um ein Angebot von Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal zu erhalten. Schrötter setzte sich 2014 auf die Mistral-610-Eigenbau-Maschine des Teams – und wurde starker WM-Zehnter. Er liess mit insgesamt sieben Top-Ten-Plätzen aufhorchen.
Für das MotoGP-Team von Tech3 kam Schrötter trotzdem nicht in Betracht, aber er will sich 2015 mit etlichen Top-5-Resultaten für die Königsklasse empfehlen. Bei Tech3-Yamaha oder sonstwo.
«Und wenn es für 2016 mit der MotoGP-WM nicht klappt, dann warte ich bis 2017, dann bin ich auch erst 24 Jahre alt», sagt Schrötter, der sich also durchaus noch zwei Moto2-Jahre vorstellen kann.
Marcel, bei Tech3-Team sitzt du quasi an der Quelle für einen MotoGP-Deal auf Yamaha. Auch Bradley Smith ist diesen Weg gegangen. Aber bisher ist die Mistral 610 kein Sieger-Motorrad. Wäre für 2016 auch ein Teamwechsel vorstellbar? Gab es bisher nie Gespräche mit dem Intact-Team?
Ich weiss nichts vorn Gesprächen. Ich habe zwar schon gehört und gelesen, dass bei Intact eventuell über einen zweiten Fahrer nachgedacht wird. Aber konkrete Gespräche standen nie zur Debatte.
Das Team ist finanziell abgesichert, die Technik passt, und du bist ja in Landsberg eigentlich nicht so weit weg von Memmingen im Allgäu?
Ja, das ist ein super Team. Es sieht dort finanziell sicherlich nicht schlecht aus, beim Material sieht es ebenfalls sehr gut aus. Das Motorrad von Sandro funktioniert sehr gut. Die haben sicherlich Ahnung.
Ja, klar, ein deutsches Team wäre nach fünf oder sechs Jahren in ausländischen Teams sicher wieder einmal etwas anderes. Sicher eine reizvolle Sache.
Aber momentan bin ich im Tech3-Team sehr, sehr happy. Die Jungs versuchen ihr Bestes, um weiter nach vorne zu kommen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen. Wie gross der Schritt sein wird, werden wir 2015 sehen.
In den letzten Monaten sind wir mit Set-up-Arbeiten schon näher zur Spitze herangerückt. Wir haben geschaut, dass wir für mich ein bessere Set-up finden, damit ich mich wohler fühle.
Wenn wir für 2015 auch am Motorrad selber noch einen Schritt schaffen, wenn also die Basis noch besser wird, wäre es natürlich optimal.