Domi Aegerter (3.): «Führung machte mich sehr nervös»
Am Samstag durften sich die Schweizer Dominique Aegerter und Tom Lüthi über die Startplätze 2 und 4 freuen. In der mittleren Klasse schafften es noch nie zwei Schweizer gemeinsam auf das Podest. Das hätte sich in Mugello ändern können.
Nach einem bombastischen Start von Dominique Aegerter lagen die beiden Schweizer an der Spitze. Lüthi ging bald an Teamkollege Aegerter vorbei, doch als sich die beiden Kalex-Piloten begannen, sich vom Feld abzusetzen, stürzte Lüthi.
Aegerter führte das Rennen bis zur siebten Runde an, als Weltmeister Tito Rabat an ihm vorbeiging. Am Ende sicherte Aegerter den hervorragenden dritten Rang und sorgte für den ersehnten Befreiungsschlag.
Domi, du hast eine harte Zeit hinter dir. Was sorgte nun für den Durchbruch?
Ich hatte wirklich fünf schwierige Rennen, denn ich fühlte mich nach dem Wechsel auf Kalex nicht wohl. Im Winter hatten wir bei den Tests Pech mit dem Wetter. Doch dann passierte hier etwas im Qualifying. Mein Team fand ein neues Set-up, das mir ein sehr gutes Gefühl gab. Ich war vom zweiten Startplatz überrascht. Noch mehr überrascht war ich, als ich das Rennen anführen konnte. Das machte mich sehr nervös. Als mich Rabat und Zarco überholten, hatten sie eine schnellere Pace, also versuchte ich, meine eigene Geschwindigkeit zu gehen. Dann kam Lowes von hinten heran, doch ich konnte ihn auf Abstand halten. In den letzten sechs Runden war es schwer, die Konzentration zu halten, aber ich habe es geschafft. Ich bin so froh, dass ich mein erstes Podest in dieser Saison einfahren konnte. Ich danke meinem Team und allen, die an mich geglaubt haben. Ich werde mein Bestes tun, um weiter vorne dabei zu sein.
Kannst du genauer erklären, was ihr im Qualifying gefunden habt?
Das ist schwer zu sagen, weil das Basis-Set-up für dieses Wochenende schon anders war. Für das Qualifying haben wir nur mehr eine kleine Veränderung vorgenommen. Mit dem neuen Reifen und den höheren Temperaturen hat das sehr gut funktioniert. Wir müssen weiterarbeiten und analysieren, warum wir uns im Qualifying so stark steigern konnten.
Was ging dir durch den Kopf, als dein Teamkollege Tom Lüthi vor dir stürzte?
Erst hat alles gut funktioniert. Es ist natürlich sehr schade, dass er dann gestürzt ist. Das tut mir leid für ihn. Wir zwei hätten vorne sicher eine gute Pace gehen können. Es ist schade für ihn und das ganze Team. Er hat einfach alles gegeben, wenn man wie wir fährt, dann rutscht die Maschine eben und man ist immer am Limit.
Wie groß ist der Stein, der dir nun vom Herzen fällt?
Der ist sicherlich groß. Ich wusste nicht genau, wo ich in diesem Rennen stehen werde. Doch ich war eine Zeit lang ziemlich nahe am Sieg. Die beiden vor mir waren am Ende ein kleines bisschen zu schnell, aber in den letzten fünf Runden habe ich etwas Konzentration und auch Kraft verloren, was mich etwas zurückgeworfen hat. Aber in den ersten 15 oder 16 Runden war ich nah dran. Ich habe alles riskiert, um an den beiden dranzubleiben.
Hast du vor der Reise nach Mugello nur im Geringsten daran geglaubt, dass du auf dem Podest stehen wirst?
Nein, sicher nicht. Ich wusste, dass es in Le Mans etwas besser lief, aber das Podest lag in weiter Ferne. Mein Ziel war es, ein Top-10-Resultat einzufahren. Ich war nach dem Qualifying war ich überrascht, aber wir müssen weiter hart arbeiten, denn im Warm-up hatte ich wieder kein gutes Gefühl und verlor 1,5 sec. Ich muss auch noch verstehen, wie man das Motorrad bei kälteren Temperaturen fahren muss. Auch das Team muss wissen, was dann verändert werden muss. Das Warm-up ist immer ein bisschen meine Schwäche.
Hättest du dich zusammen mit Tom vom Feld absetzen können?
Das wäre gut möglich. Mit gegenseitigem Windschatten und einer guten Pace hätten wir die anderen vielleicht abhängen können. Tom hat voll reingehalten und war sehr schnell. Doch dann fuhr er über einen sehr rauen Teil des Asphalts und das Vorderrad klappte ein.
Der Druck war am Start sicherlich groß, aber du hast dennoch einen perfekten Raketenstart hingelegt.
Ja. [lacht] Ich war ein bisschen nervös, denn ich wusste nicht, wo ich bremsen soll. Normalerweise bremse ich einfach später als die anderen, aber das war nicht möglich. Doch es hat funktioniert. Für mich war es jedoch schwierig, eine Pace zu finden, während ich führte. Als Tom kam, fuhr ich fast 0,6 sec schneller.
Was bringt dir dieser Podestplatz für dein Selbstvertrauen?
Sicherlich viel, denn ich weiß jetzt, dass ich mit den schnellsten beiden mitfahren kann. Zudem habe ich nun 16 Punkte mehr, was für die Meisterschaft gut ist. Für mein Team und alle, die an mich geglaubt haben, ist dies eine schöne Belohnung.