Johann Zarco: «Habe keinen aggressiven Fahrstil»
Ganze 79 Punkte Vorsprung hat Johann Zarco vor dem Silverstone-GP auf Weltmeister Tito Rabat und 80 auf Rookie Alex Rins. Wie der 25-Jährige bereits ankündigte, will er nur mit Top-Material in die MotoGP-Klasse aufsteigen. Daher legte der seine Aufstiegspläne für 2016 bereits auf Eis.
Im nächsten Jahr könnte Zarco also der erste Fahrer werden, der zwei Moto2-Titel gewinnt. Dies versucht auch Tito Rabat in dieser Saison, doch seine Chancen darauf sind nur mehr gering.
SPEEDWEEK.com sprach mit Zarco über die Saison 2015, die Konkurrenzfähigkeit von Suter und seine perfekten Italienischkenntnisse.
Du hast dir im Verlauf der Saison einen recht aggressiven Fahrstil angeeignet. Das braucht es wohl, um Rennen und die Weltmeisterschaft zu gewinnen?
Genau, aber ich würde nicht behaupten, dass ich einen aggressiven Fahrstil habe. Ich glaube, ich bin im Gegensatz zu anderen Fahrern korrekt, fahre sauber und mache keine schmutzigen Manöver. Zugegeben, in Indianapolis ging es ziemlich heftig zur Sache. Alle in der Moto2-WM sind schnell. Wenn man sich durchsetzen will, kann es schon mal zu Berührungen kommen.
Du hast aber meinen Landsmann Dominique Aegerter so einen sicheren Podestplatz vermasselt. Eigentlich war es ja eine ähnliche Situation wie in Brünn 2011, als dich Sandro Cortese in der letzten Kurve gerempelt hatte, weil er unbedingt seinen ersten Grand Prix gewinnen wollte.
Richtig, ich wollte auch bei Dominique so innen vorbei, er hatte mir ein bisschen Platz gelassen. Ich bin reingestochen, er hielt dagegen und wir haben uns berührt. Rennen sind nun mal so.
Beim Saisonauftakt in Katar hattest du einen technischen Defekt, während du in Führung gelegen bist.
Dieses Rennen hatte mir viel Selbstvertrauen gegeben, ich bin mit vier Sekunden Vorsprung vorne gelegen, das war fantastisch. Ich hatte alles unter Kontrolle. Am Schluss hatte ich ein technisches Problem, habe das Rennen nur im dritten Gang fertig gefahren und bin Achter geworden. Aber ich war nicht mal gross enttäuscht, denn ich lag vorne, ich war der Schnellste. Das war letztendlich wichtiger für die Moral.
In Barcelona warst du auf dem sicheren dritten Platz mit Luft nach hinten, trotzdem hast du Rabat und Rins bezwungen. War es auch ein psychologischer Schachzug, sie bei ihrem Heimrennen zu besiegen, um zu beweisen, dass du die Nummer 1 bist?
Als ich sie in der letzten Runde überholte, ging es mir nicht darum, ihnen zu zeigen, ich bin der Beste. Es passte einfach alles zusammen. Sicher, in Barcelona zu gewinnen, war natürlich grossartig und den Sieg in Assen zu wiederholen natürlich genau so. Aber ich möchte überall gewinnen, egal wo. [lacht] Wenn ich in der Lage bin, ein Rennen zu gewinnen, will ich es gewinnen. Wenn es nicht passt, dann muss ich mich damit abfinden und nehmen, was machbar ist.
Du hast 2014 Podestplätze erreicht und warst in Silverstone auf der Pole-Position. Du bist als Fahrer sicher gereift und besser geworden. Wäre es dir auch auf der Suter möglich, diese Saison so zu dominieren?
Ich bin als Fahrer sicher stärker geworden. Ich wäre auch mit einer Suter schneller, aber so überlegen wohl kaum, weil wir Anfangs 2014 doch einige Probleme, Stürze und Pech hatten mit der Abstimmung. Am Ende lief es dann aber ganz gut. Ich hatte mir vorgenommen, 2015 so zu beginnen, wie wir Ende des letzten Jahres aufgehört hatten, was mir ja auch gelungen ist. (Anm.: Zarco wurde beim Finale in Valencia Dritter)
Du bist sehr konstant, das Motorrad funktioniert offenbar ganz gut. Du stürzt praktisch nie, das ist wohl auch deinem Team zu verdanken.
Ganz sicher, ich fuhr ja schon 2011 in der 125er-Klasse im Team Ajo um den WM-Titel. Ich war dort damals und bin es auch jetzt wieder, sehr gut aufgehoben. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich wieder in diesem Team fahren kann.
Du hast dieses Jahr diesen Rückwärtssalto vom Reifenstapel eingeführt, wenn du ein Rennen gewonnen hast. Nicht ganz einfach mit der ganzen Ausrüstung.
Als Teenager habe ich mit meinen Freunden aus lauter Blödsinn so verrückte Sachen gemacht. Aber ganz neu ist diese Einlage nicht, denn schon 2007 bei meinem ersten Sieg im Red Bull Rookies Cup in Mugello habe diesen Backflip das erste Mal vorgeführt.
Du sprichst fliessend italienisch, wie kommt das?
Ich war früher viel in Italien bei den Minibike-Rennen und ging dort auch zu Schule.
Auf deinem Helm bist du zusammen mit deinem langjährigen Manager und Kumpel Laurent Fellon verewigt. Er kümmert sich um deine Zukunft.
Genau, dies in Ehren, denn wir arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. Dabei haben wir viele Erfolge zusammen erleben dürfen.
Laurent Fellon ist schon seit 13 Jahren an der Seite von Zarco, als Mechaniker, als Berater, als Freund und Helfer und als Manager. Beide wohnen im gleichen Haus in Avignon in Südfrankreich und arbeiten daran, dass es Zarco nicht wie seinen Landsleuten ergeht. Die Ex-Weltmeister Arnaud Vincent und Mike Di Meglio sind, obwohl Di Meglio noch in der MotoGP-Klasse unterwegs ist, etwas in Vergessenheit geraten.