Martin Wimmer (MZ): Für das Gericht unauffindbar
Martin Wimmer beim GP von Katar 2010 mit Moto2-Bike und baufälligem Mountainbike
Beim Landgericht Chemnitz ist das Berufungsverfahren gegen den ehemaligen MZ-Geschäftsführer Martin Wimmer vorläufig eingestellt worden. Das erklärte kurz vor Ostern ein Sprecher des Landgerichts auf Anfrage der «Freien Presse».
Wimmer, der in dem Verfahren wegen Insolvenzverschleppung angeklagt ist, sei unbekannten Aufenthalts, wurde berichtet. Den Behörden lag eine Anschrift in Hongkong vor, doch von dort sei die Gerichtsladung als unzustellbar zurückgekommen, so der Sprecher. «Wimmer ist quasi unauffindbar.»
In Hongkong war Wimmers Firma MZ Racing eingetragen, wohin immer wieder Sponsorgeld floss...
Und der ehemalige Rennfahrer aus München war schon zu seinen Zeiten als MZ-Geschäftsführer von 2009 bis 2012 recht unsteten Aufenthalts. Er hatte in Deutschland keinen festen Wohnsitz und wohnte in Sachsen meistens in einem Hotel.
Das Amtsgericht Chemnitz hat den Ex-Chef von MZ im Dezember 2014 wegen Insolvenzverschleppung verurteilt. Das Gericht sah es laut Gutachten als erwiesen an, dass der Motorrad-Hersteller MZ bereits Ende 2011 zahlungsunfähig war. Wimmer hatte jedoch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens immer wieder verschleppt und erst im September 2012 beantragt. Wimmer betrieb trotz des eklatanten Geldmangels auch 2012 noch ein Moto2-Rennteam. Er hatte die darnieder liegende Traditionsmarke MZ dreieinhalb Jahre zuvor gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Dr. Martina Haeger, Ralf Waldmann und Investor Peter Ertel (2013 verstorben) in seinen Besitz gebracht.
Wimmer ist 2014 vom Gericht zu einer Geldstrafe in der Höhe von 5400 Euro verurteilt worden; er ging aber in Berufung. Deshalb wurde der Fall an das Landgericht Chemnitz übertragen.
In GP-Kreisen ist es ein offenes Geheimnis, dass sich Martin Wimmer immer wieder in den USA aufhält, seine Tocher Miriam lebt mit ihrem Partner in der Nähe von New York. Ausserdem pflegt Wimmer in Amerika Freundschaften aus seiner Rennfahrerzeit.
Von treuen Weggefährten und Ex-MZ-Mitarbeitern ist zu hören, Wimmer bereite gerade seinen Umzug vor. Letztes Jahr kam er mehrmals nach Deutschland, auch zu IDM-Rennen, um sein dürftiges und dilettantisches Büchlein über die MZ-Jahre zu promoten. Ein übles Pamphlet, das seinesgleichen sucht und Wimmer auf fast jeder Seite als Opfer darstellt.
Der Freistaat Sachsen hat 2011 Bürgschaften für MZ und Wimmer bei der Münchner Merkur Bank, der ehemaligen Hausbank von MZ, übernommen. Durch die Insolvenz wurden in einer ersten Rate 1,8 Millionen Euro fällig, die an die Merkur überwiesen werden mussten.
Das heisst: Die Steuerzahler in Sachsen bluten wegen Wimmers kläglich gescheiterten Abenteuers als Motorradhersteller. Insgesamt hat Sachsen mit einer Summe von 2,8 Millionen Euro gebürgt. Momentan prüfen die Juristen, ob auch die zweite Hälfte des Betrags bezahlt werden muss.