Mahindra: Moto3-Zukunft sieht düster aus
Jorge «Aspar» Martinez und Mufaddal Choonia
Mufaddal Choonia, CEO von Mahindra Racing, hat im Februar noch große Töne gespuckt. Man wolle in der kommenden Saison mehr Rennen gewinnen als 2016, posaunte er damals. Im Vorjahr hat Francesco «Pecco» Bagnaia auf Mahindra bekanntlich in Assen und Sepang gewonnen, John McPhee im Regenrennen in Brünn.
Das schien schon damals reine Illusion zu sein, denn Mahindra hat nach der Saison alle Topfahrer verloren – Bagnaia ging in die Moto2, Jorge Martin zu Honda, McPhee ebenfalls zu Honda.
Das Mahindra-Werksteam von Jorge «Aspar» Martinez tritt in diesem Jahr sozusagen mit dem letzten Aufgebot an: Lorenzo Dalla Porta und Albert Arenas, in der WM bisher nicht sonderlich positiv aufgefallen.
Und tatsächlich: Nach drei Rennen hat Mahindra Racing in der Moto3-Weltmeisterschaft 2017 noch keinen Punkt erbeutet, das Gleiche gilt für die Zweitmarke Peugeot, die mit baugleichen Motorrädern im Team Peugeot MC Saxoprint von Ingo und Florian Prüstel antritt. Der indische Mahindra-Konzern hat 51 Prozent der Rollermarke Peugeot gekauft.
Bei den zwei verbliebenen Mahindra-Teams (Pull & Bear Aspar und das CIP-Team von Alain Bronec mit Marco Bezzecchi und Manuel Pagliani) sowie Peugeot (Kornfeil, Pulkkinen) macht sich längst Hoffnungslosigkeit breit.
Jorge «Aspar» Martinez hat im Sommer 2014 mit Mahindra Racing einen Drei-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Denn KTM hatte damals zu viele Teams und Honda war ihm nicht geheuer, weil sein spanischer Rivale Emilio Alzamora mit seinem Estrella Galicia-Team damals wie heute eine Art Semi-Werksteam von Honda bildete. Martinez wollte jedoch bei Honda in Spanien nicht die zweite Geige spielen.
Außerdem lieferte Mahindra das Material kostenlos, auch für das Aspar-Team in der Junioren-WM.
Aber schon nach zwei Drittel der Saison 2015 verhandelte Martinez intensiv mit Honda und KTM, er drohte Mahindra schon nach einem Jahr mit der Vertragsauflösung, weil ihm die Weiterentwicklung im neuen Kompetenzzentrum in Besozzo bei Varese in Italien nicht vielversprechend genug erschien. Mahindra-Technical Director Davide Borghesi hat bisher im GP-Sport keine Erfolge vorzuweisen.
Martinez entschied sich erst für einen Verbleib bei Mahindra für 2016, als Mahindra einen neuen Entwicklungsauftrag mit Suter Racing in der Schweiz abschloss. Suter-Konstrukteur Alex Giussani hatte bereits die Mahindra für 2013 und 2014 gebaut, als die Inder noch ein eigenes Werksteam unterhielten.
Giussani kümmerte sich also um die Moto3-Maschinen für 2016, Mahindra kaufte bei Nova in England ein neues Getriebe ein, so kamen die Erfolge 2016 zustande – und dank erstklassiger fahrerischer Einzelleistungen.
Mangels Perspektiven liefen aber bei Mahindra und Peugeot alle Topfahrer weg.
Und bei den Honda-NSF250RW-Piloten Martin und McPhee, jetzt Zweiter und Dritter in der WM, sieht man, was das Material ausmacht. Auf Mahindra und Peugeot schlossen sie die WM 2016 auf den Rängen 16 und 22 ab. Sie haben jetzt in drei Rennen 52 beziehungsweise 49 Punkte erobert, im Vorjahr in 18 Rennen 72 beziehungsweise 48!
Man kann sich ausmalen, dass sich weder Teamchef Martinez noch sein Sportdirektor Gino Borsoi für eine Vertragsverlängerung mit Mahindra Racing interessieren.
Dann fliegt die indische Marke aus der WM, denn mit sechs Bikes rüstet sie heute bereits zu wenig Fahrer und Teams aus, Mahindra/Peugeot durfte nur wegen einer Einverständniserklärung der Rivalen Honda und KTM noch einmal in der Moto3-WM antreten.
Die aktuellen Teambesitzer und Teammanager äußern ihren Ärger vorläufig überwiegend hinter vorgehaltener Hand, denn es müssen noch 15 Grands Prix gemeinsam über die Bühne gebracht werden.
«So hat es keinen Sinn», hält Aspar-Sportdirektor Gino Borsoi fest. «Man sieht ja, wo Martin und McPhee jetzt mit anderen Fabrikaten rumfahren. Mehr möchte ich zur Situation nicht sagen. Die Ergebnisse der Mahindra-Fahrer sprechen für sich... Dabei glauben die Mahindra-Verantwortlichen, unser Motorrad sei für Top-Ten-Plätze gut.»