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Philipp Öttl (KTM): «Maximal noch ein Jahr Moto3»

Von Günther Wiesinger
Philipp Öttl überlegte in der Sommerpause, ob er 2018 nach fünf Moto3-WM-Jahren in die Moto2-Klasse aufsteigen soll. Aber er wollte nicht das Schicksal von Rookies wie Kent und Oliveira erleiden.

Philipp Öttl hat sich vor dem Österreich-GP entschieden, 2018 eine sechste Saison in der Moto3-WM zu fahren. Drei Tage später brauste er auf den großartigen zweiten Platz hinter dem souveränen WM-Leader Joan Mir.

Es war sein zweiter Podestplatz seit Platz 3 beim Indy-GP 2015, sein erster im Trockenen. ?Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht Philipp Öttl, der im Südmetall Schedl Racing Team von Papa Peter eine KTM fährt, über die Gründe des verschobenen Klassenwechsels und seine Ziele für die restliche Saison.

Philipp, Papa Peter hat mehrmals erwähnt, du hättest in der Moto3-Klasse noch einiges zu lernen. Deshalb bleibst du in der 250-ccm-Klasse. Eine Schwäche von dir sind oft die schlechten Startplätze. Warum klappt es im Qualifying auch in der fünften Saison oft nicht nach Wunsch??

Du musst in der WM alles lernen. Bei manchen Fahrern dauert es länger, bei manchen Fahrern weniger lang. ?Wir sind jetzt schon auf einem ganz guten Level. Allzu lang sollte es nimmer dauern. Wir sollen die Saison gut fertig fahren und ähnliche Leistungen wie in Argentinien, auf dem Sachsenring, wo ich im Rennen Vierter und Fünfter geworden bin, oder in Spielberg zeigen. Ich möchte 2017 noch mehrmals solche Rennen fahren.?

Wenn ich mir in der Moto2-WM anschaue, wo Kent und Oliveira im Vorjahr gelandet sind, obwohl sie 2015 in der Moto3-WM an erster und zweiter Stelle waren, sie haben in der ersten Moto2-Saison überhaupt nichts gerissen. Das zeigt das brutal hohe Niveau der Moto2.

Ich denke, maximal ein Jahr soll jetzt in der Moto3 noch sein. Dann schauen wir weiter. Ein weiteres Jahr ist das Maximum.?

Es gibt andere Beispiele. Stefan Bradl ist als 125-ccm-WM-Zehnter aufgestiegen und hat im ersten Moto2-Jahr einen Grand Prix gewonnen. Beim ersten GP in Katar hat er einige Bestzeiten erzielt. Und Bagnaia hat 2017 als Rookie auch schon drei Podestplätze in der Moto2-Klasse errungen; er ist WM-Fünfter.?

Ja, das habe ich mir auf jeden Fall auch gedacht und angeschaut. ?Ich habe mit im Sommer überlegt, was ich machen soll und mir solche Beispiele vor Augen gehalten. Aber der Stefan hatte schon zwei Grand Prix gewonnen vor dem Aufstieg, Bagnaia letztes Jahr auch. Ich kann noch keine GP-Siege vorweisen.?

Ich bin zwar gleichzeitig mit Bagnaia in die WM gekommen, aber er hat sich leider einfach ein bisschen besser entwickelt. Ich will schauen, dass ich aus dem Jahr 2017 noch das Beste heraushole.
Ich möchte nicht auf die Gesamtwertung schauen. Ich werde eher schauen, dass ich bei jedem Rennen gut dabei bin. Mein Ziel ist es, dass ich diese Saison so abschließe, dass ich danach zufrieden bin. Das müssen jetzt einfach noch ein paar gute Rennen werden.

Wir müssen aber auch über deine Stärken reden. Du bist zweikampfstark und hast manchmal in den Rennen von aussichtslosen Plätzen aus noch 20 Fahrer überholt. Aber es hapert halt an den Startplätzen.

?Ja, beim Überholen tue ich mir leichter, wenn die Gruppe nicht ganz so groß ist. Wenn sie groß ist, tue ich mich schwerer.

Im Qualifying kommen wir unter die Top-10. wenn wir ganz gut sind, und im Rennen können wir dann relativ weit vorne mitfahren.

Deshalb müssen wir uns bemühen, im Quali auf Platz 8 oder 10 zu landen. Dann geht es bei uns im Rennen meistens noch weiter nach vorne.?Ich bringe oft die eine Quali-Runde ganz gut zusammen. Aber sie könnte besser sein. Die Gruppentaktik miss vielleicht noch besser werden. Wenn du einfach in der Gruppe vorne dabei bist, dann kannst du einfach eine ganz gute Leistung bringen.?

Bist du von Gewicht und Größe her noch Moto3-kompatibel?

?Ich bin 174 cm groß und wiege mit Lederkombi, Helm usw. 70,2 kg gehabt. Als wir beim Katar-GP gewogen wurden, hat zum Beispiel Marcos Ramirez 6 kg mehr gehabt als ich. Ramirez ist ungefähr so groß wie ich. Bulega ist um einiges größer als ich, er hat 3 kg mehr.

?Du musst einfach richtig Gas geben. Dann spielt das Gewicht keine so entscheidende Rolle.?

Du liegst also von der Statur her in der Moto3 eher im Mittelfeld??

Ja, ich bin voll mitten drinnen. Ich bin nicht der Lichteste, aber auch nicht der Schwerste. Was die Größe betrifft: Ich komme ganz leicht auf das Motorrad rauf. Das ist gar kein Problem.?

Die Körpergröße hat ja dank der besseren Hebel auch gewisse Vorteile – bei den Richtungswechseln zum Beispiel.?

Ja, auf jeden Fall. Meine Statur passt ziemlich gut fürs Motorradfahren. früher waren die Motorradrennfahrer alle klein. Jetzt werden sie ein bisschen größer. Das passt schon?.

Die Top-Ten sollten 2017 in der Gesamtwertung noch ein Ziel sein, oder? Es fehlt nur ein Punkt auf Bastianini.

?Ja, auf jeden Fall. Ein guter Top-Ten-Platz ist auf jeden Fall ein Ziel. ?Aber nach meinem Schlüsselbeinbruch in Jerez habe ich meine persönlichen Ziele ein bisschen neu ordnen müssen. Ich habe dann Jerez verpasst und war in Le Mans nicht so fit.?

Der siebte WM-Rang von Ramirez liegt 28 Punkte entfernt, Jorge Martin hat als WM-Vierter 41 Punkte Vorsprung.

?Wenn ich wirklich so weitermache wie beim Österreich-GP, dann schaut es nicht schlecht aus. Dann ist nach vorne ein bisschen was möglich. ?Jorge Martin hat seit meiner Verletzung nicht mehr Punkte gesammelt als ich. Jetzt schauen wir, dass wir noch mehr Punkte machen und aufholen. Wenn wir gut arbeiten und konzentriert bleiben, können wir weiter nach vorne kommen als auf den 10. WM-Platz. Es wird sicher nicht einfach. Aber nach einer Verletzung dauert es immer ein bisschen, bis wieder alles zusammenpasst. ?Seit Mugello, wo ich erstmals wieder fit war, haben wir jedes Mal Punkte gemacht. So soll es weitergehen. Aber ich will nicht dauernd zwei, drei Punkte sammeln; es müssen schon große Punkte her. ?

Was verstehst du unter großen Punkten? Top-5?

?Ja, Top-5 sind gute Punkte.

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