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Max Biaggi: Traum vom Moto3-WM-Team geplatzt

Von Günther Wiesinger
Max Biaggi

Max Biaggi

Es wäre reizvoll gewesen: Max Biaggi wollte 2018 als Moto3-WM-Teambsitzer wieder gegen seinen Erzfeind Rossi und dessen SKY VR46-Team antreten. Aber daraus wird nichts.

Vor einem Jahr war der heute 46-jährige Max Biaggi von der Dorna ein Moto3-Platz für 2018 in Aussicht gestellt worden. Er investierte deshalb in sein Moto3-Junior-Team, verbündete sich mit Mahindra und stellte die Weichen für einen WM-Einstieg.

Aber weil Mahindra und Peugeot zum Saisonende aus der Moto3-WM aussteigen, soll das Feld auf 28 Fahrer reduziert werden. Deshalb ist kein Platz für einen neuen Rennstall; das Selektions-Komitee ist froh, wenn sich Teams wie AGR (Maria Herrera/KTM) aus dieser Klasse zurückziehen.

Im ersten Frust übte Biaggi – zumindest verhaltene – Kritik an der Dorna. Er war selbst bei seinem Besuch in Misano noch ordentlich verärgert. Aber jetzt blickt er in die Zukunft und plant «mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit» wieder ein Team für die italienische Moto3-Meisterschaft CIV und die CEV Repsol-Junioren-WM.

Sein bester Schützling ist ihm freilich abhanden gekommen: Jaume Masia (geboren am 31. Oktober 2000), in Spielberg als Darryn Binder-Ersatz auf Platz 9 und im schwierigen, nassen Misano-GP auf Platz 10, wurde für nächstes Jahr vom Platinum Bay Real Estate Team von Fiorenzo Caponera engagiert, das ihn jetzt mit 16 in die WM gebracht hat.

«Grande Max» Biaggi aus Rom war in den 1990er-Jahren vierfacher 250-ccm-Weltmeister – dreimal auf Aprilia, einmal auf Honda. Danach stand er in der Königsklasse als Honda- und Yamaha-Pilot 58 Mal auf dem Podest, gewann allerdings nie einen 500-ccm- oder MotoGP-WM-Titel.

In der Superbike-WM wurde Biaggi aber 2010 und 2012 erneut Weltmeister – mit Aprilia.

Max Biaggi trat in der Königsklasse (500 ccm und MotoGP) als Erzfeind von Valentino Rossi auf. Als er vor einem Jahr sein Moto3-Junior-Team plante, wollte er deshalb anfangs nicht das gleiche Material haben wie das SKY VR46-Team. Außerdem kam ihm Mahindra Racing finanziell stark entgegen, und er dachte, die MPG3O sei für die italienische Meisterschaft CIV im ersten Jahr konkurrenzfähig genug.

Aber den pfiffigen Max Biaggi, immerhin sechsfacher Weltmeister, beschlichen schon am Tag nach der Verlautbarung des Mahindra-Deals in Valencia konkrete Zweifel an der Ernsthaftigkeit der indischen Truppe.

Er besorgte sich dort am Samstag in Valencia die Telefonnummer von KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer – und überlegte einen fliegenden Wechsel zu den Österreichern.

KTM-Moto3-Projektleiter Christian Korntner verhandelte danach mit Max, er suchte nach passendem Material, man war sich weitgehend einig.

Doch dann machte Max Biaggi Ende November einen Rückzieher. «Mein Rechtsanwalt hat mich gewarnt und gesagt, ein Bruch des Mahindra-Vertrags könnte für mich sehr, sehr teuer werden», stellte Biaggi fest.

Im Dezember stellte Max Baggi sein CIV-Moto3-Team im Hotel eines Freundes in Ortisei im Grödner Tal vor, genau am Wochenende des traditionellen Herren-Skiweltcup-Events. Und er machte nie ein Geheimnis daraus, dass er 2018 in die Weltmeisterschaft einsteigen werde.

KTM wird 2018 RBA, Südmetall Schedl Racing, SKY VR46, Saxoprint Prüstel GP, Ajo Motorsport, Platinum Bay Real Estate, Pull & Bar Aspar und CIP ausrüsten. Dadurch wird das Aufgebot der Österreicher von zehn auf mindestens 14 Fahrer anwachsen.
Max Biaggi wird in der Moto3-CIV 2017 seine beiden Schützlinge Alessandro Del Bianco und Davide Baldini einsetzen. Ob er nächstes Jahr neue Fahrer verpflichtet, steht noch nicht fest. Um die Performance von Alessandro Delbianco ausserhalb der vergleichsweise beschaulichen CIV zu testen, kreuzte das Max Racing Team im Sommer bei der CEV Repsol-Junioren-WM in Estoril/Portugal auf. Delbianco kam jedoch nicht ins Ziel.

«Unser Ziel war immer, 2018 mit zwei gut vorbereiteten Fahrern in den GP-Zirkus einzusteigen», sagte Biaggi. «Es geht nicht darum, der VR46-Academy oder etwas Ähnlichem Konkurrenz zu machen. Wir konzentrieren uns nicht auf die grossen Schritte. Wir treten mit zwei Fahrern an. Zwei Chancen bedeuten zwei Möglichkeiten. Wir wollen diesen Beiden die besten Voraussetzungen geben – wenn wir weitermachen.»

An Material von Honda hat Biaggi bisher keinen Gedanken verschwendet. Denn mit Gresini, Marinelli Rivacold Snipers, SIC 58 Squadra und Leopard Racing sind schon fünf italienische WM-Teams mit Honda unterwegs.

«Wir wollten 2018 in der WM gegen die VR46-Academy antreten, aber das war nicht mein Ziel oder mein Antrieb. Wir mussten zuerst unser Programm für 2017 aufbauen und starten. Wir geben natürlich unser Bestes, aber Rossis Academy ist uns voraus, die sind schon länger dabei und fahren gute Ergebnisse ein. Ich ziehe es vor, auf einem tieferen Niveau zu starten und das Team zu entwickeln.»

«Natürlich ist das teuer», räumt Biaggi ein. «Schon die italienische Meisterschaft umfasst zwölf Läufe, die an sechs Wochenenden ausgetragen werden. Dazu kommen einzelne Rennen der Junioren-WM in Spanien. Für mich ist das ein überwältigendes Projekt. Doch es ist immer gut, wenn man jungen Talenten helfen kann, sich zu entwickeln.»

«Es war nicht einfach, in diese neue Rolle des Teamchefs zu schlüpfen. Von aussen betrachtet, sieht es manchmal so aus, als hätte man alles zu verlieren und nichts zu gewinnen. Aber es ist gut für den Sport. Der Wettkampf reizt mich immer noch», betont Max. «Vielleicht gehen eines Tages auch hier meine Träume in Erfüllung. Wir wollen irgendwann mit zwei gut vorbereiteten Fahrern in den GP-Zirkus einsteigen. Ich möchte einen der schnellen Jungs an Bord holen, der gut zu unserem Team passt.»

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