Romano Fenati mit ältestem Mechaniker der Welt?
Giancarlo Cecchini, ganz links im Bild
Als Romano Fenati auf dem Red Bull Ring in der Steiermark als Moto3-Sieger auf das Podest kletterte, stand still und zurückhaltend ein 79-jähriger Italiener in der Menschenmenge in der Boxengasse – er klatschte begeistert und freute sich innerlich. Es handelte sich um Giancarlo Cecchini, Vater von Rennstallbesitzer Mirko Cecchini, der das VNE-Snipers-Team mit den Honda NSF250RW-Piloten Romano Fenati und Tony Arbolino betreibt.
Kaum jemand kennt den stillen Giancarlo Cecchini, und schon gar niemand würde ihm sein Alter von 79 Jahren ansehen. Aber der Chefmechaniker oder Crew-Chief, wie man heute sagt, hat schon weit mehr als 50 Berufsjahre im GP-Paddock hinter sich. Er genießt seinen Unruhestand zwischen den GP-Schauplätzen.
Von Tarquinio Provini über Renzo Pasolini, Dieter Braun, Graziano Rossi bis zu Jarno Saarinen, Dovizioso, Masbou, Antonelli und Fenati: Cheftechniker Giancarlo Cecchini schraubt seit Jahrzehnten im GP-Paddock. Auch Mike Hailwood ist er nahe gekommen.
Der kleinen, verschworenen Cecchini-Mannschaft gelangen immer wieder GP-Erfolge in der kleinsten Hubraumklasse, zuletzt am vergangenen Sonntag, als Fenati vor Arbolino den Österreich-GP gewann.
Was heute kaum noch einer weiß: Das damals CBC Corse genannte Team gewann 2004 die Fahrer-Weltmeisterschaft in der 125-ccm-Klasse – mit Andrea Dovizioso auf Honda.
Den Firmennamen CBC Corse hat die Familie Cecchini inzwischen abgelegt, das Team heißt schon länger Snipers. Und das kommt nicht von ungefähr, denn «cecchino» heißt auf Deutsch Heckenschütze, die Mehrzahl («cecchini») auf Englisch Snipers.
Urgestein Giancarlo Cecchini, der schon in den 1970er-Jahren unter Morbidelli-Konstrukteur Jörg Möller WM-Titel und GP-Siege (125, 250, 350 ccm) abräumte, ist inzwischen 79 Jahre alt – und steht immer noch unermüdlich an der Box und bereitet die Motorräder vor.
«Ich bin seit mehr 50 Jahren dabei», erzählte Giancarlo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Vor ein paar Jahren hat mir ein Fotograf ein Foto geschenkt, das mich 1964 mit Tarquinio Provini auf der Benelli zeigt, für den ich damals gearbeitet habe. Das war meine Anfangszeit im GP-Sport. Nachher habe ich für Renzo Pasolini und kurz für Jarno Saarinen geschraubt... Bei Morbidelli für Pileri und Bianchi, dann kamen Fahrer wie Dovizioso.»
Giancarlo Cecchini drängt sich nicht in den Vordergrund, er ist kein großer Redner, aber wenn er einen Journalisten seit Jahrzehnten kennt und alte Erinnerungen auffrischen kann, wird er recht gesprächig, dann blüht er auf. Für ihn ist klar: Der Sport kommt vor allem anderen. «Die Zuschauer vergessen oft, dass die Rennfahrer, auch wenn sie Vollprofis sind, nur Menschen sind, die auch Fehler machen», hielt er fest. «Da sind große Emotionen. Der Motorsport ist eine Leidenschaft, es ist viel Adrenalin im Spiel. Die Geschwindigkeit bildet eine Gefahr. Für die Fahrer ist der Sport eine Arbeit, bei der sie ihr Leben riskieren und bei der ihnen nichts geschenkt wird. Das Wichtigste ist, dass man sich vor dem Rennen von allen Sorgen befreit, das Rennen wutbefreit fährt und den Groll den Mitstreitern gegenüber hinter sich lässt.»