Bill Ivy: Eltern erfuhren im Radio von seinem Tod
Nicht nur mit der Enthüllung einer Gedenktafel am Sachsenring wurde dem vor 50 Jahren verstorbenen Bill Ivy gedacht. «Mein Vater sagte, dass Bill an das Helmband griff, als sein Motorrad blockierte», schrieb Sharon Carruthers, Tocher des siebenfachen GP-Siegers Kel Carruthers, auf Facebook. «Dad hat auch versucht, seine Eltern zu kontaktieren, aber von der DDR aus zu telefonieren, war nicht einfach. So erfuhren seine Eltern bei Radio BBC von seinem Ableben. Billy war ein großartiger Kerl», fügte sie hinzu.
Ivy, der als großes Talent und Kämpfernatur galt, wurde nur 27 Jahre alt. Am 12. Juli 1969 ließ er beim Training zum Großen Preis der DDR auf dem Sachsenring sein Leben. In seiner allzu kurzen Karriere bestritt der Brite von 1965 bis zum tragischen Unfalltod 46 Grand Prix. Er feierte 21 GP-Siege (7 in der 250 ccm und 14 in der 125 ccm Klasse) und stand insgesamt 42 Mal auf dem Podest. Bemerkenswert: Nur vier WM-Rennen beendete er nicht in den Top-3.
Der Brite war auch der erste 125er-Fahrer, der auf der Isle of Man eine 160 km/h-Runde schaffte. 1967 kürte er sich auf Yamaha zum 125er-Weltmeister, im Jahr darauf sollte ein zweiter Titel folgen – es kam aber anders.
1968 sollte im Yamaha-Werksteam Ivy die 250er-WM gewinnen, sein Teamkollege Phil Read die 125er-WM. Nachdem Letzterer den 125-ccm-Titel frühzeitig sichergestellt hatte, pfiff er auf die Stallorder und verwickelte Ivy in einen unbarmherzigen Fight um die 250er-Krone. Am Saisonende waren sie punktgleich, aber Read wurde zum Weltmeister gekürt, weil er die kürzeren Rennzeiten aufwies.
Übrigens: Diese Missachtung der Teamorder kam Read teuer zu stehen. Yamaha bot ihm nie mehr einen Werksvertrag an. Der japanische Hersteller stieg Ende 1968 aber ohnehin vorübergehend aus der WM aus. Trotzdem gewann Read 1971 auf einer von Helmut Fath getunten privaten Yamaha noch einmal die 250-ccm-Weltmeisterschaft. Der zweifache Gespann-Weltmeister und geniale Konstrukteur Fath wäre am 24. Mai 90 Jahre alt geworden.