Dalla Porta: «Gut darin sein, den Moment zu nutzen»
Jerez-Test: Lorenzo Dalla Porta mit Kalex-Bike und neuer Startnummer
Am Freitagabend stand Montemurlo, die knapp 40 km von Florenz entfernte Heimatgemeinde von Lorenzo Dalla Porta, für den Moto3-Weltmeister Kopf. Immerhin bescherte der 22-Jährige Italien den ersten WM-Titel in der kleinsten Klasse der Motorrad-WM seit Andrea Dovizioso 2004.
Auf der Bühne stand bei den Feierlichkeiten auch seine Honda des Leopard Teams, das dank Dalla Porta den dritten Fahrertitel in fünf Jahren holte: 2015 triumphierte die Mannschaft mit Danny Kent und 2017 mit Joan Mir.
Dalla Porta überzeugte 2019 mit einer beeindruckenden Konstanz: Auf dem Weg zum Titel stand er in 19 Rennen elf Mal auf dem Podest, darunter vier Mal auf dem höchsten Treppchen. Dabei lief der Start in die Saison nicht ganz nach Wunsch: «Am Anfang hatte ich etwas Pech. In Argentinien war ich zum Beispiel Erster und Binder hat mich aus dem Kampf um das Podest geworfen. In Amerika hatte ich Mühe, in Jerez kam es eine Runde vor Schluss zu einem Kontakt, bei dem sich mein Kupplungshebel nach oben geschoben hat. Beim Anbremsen habe ich dann in der nächsten Kurve fünf Plätze verloren», erzählte der Italiener. «Danach haben wir uns wieder gefangen. Gegen Saisonmitte, in Misano, Silverstone und Aragón, hatte ich aber Mühe, weil es meiner Oma nicht gut ging. Das war nicht einfach, es war ein schwieriger Moment. Abgesehen davon waren wir sehr konstant.»
Oma Nicoletta hatte dem fünfjährigen Lorenzo die Leidenschaft für das Motorradfahren mit auf den Weg gegeben und ihm sein erstes Bike gekauft. Daran erinnerte auch die Startnummer 48, denn seine Großmutter wurde 1948 geboren. Kurz vor dem Thailand-GP verstarb sie dann – und Dalla Porta widmete seiner geliebten Oma auf Phillip Island den WM-Titel.
Dabei sah es nach dem Sieg von Canet in Aragón ganz danach aus, als sei die Weltmeisterschaft wieder offen, aber danach lief für den Spanier nichts mehr zusammen. «Alle haben geglaubt, dass die Weltmeisterschaft erst in Valencia entschieden werden würde. Aber dann hat sich mit den Stürzen von Aron alles verändert – und ich habe es geschafft, das zu nutzen», unterstrich Dalla Porta. «Die Moto3 ist eine sehr schwierige Kategorie, weil du mit dem Windschatten auch gut darin sein musst, den Moment zu nutzen. Wenn du eine Sache falsch machst, überholen dich gleich fünf Fahrer. Wenn du in der Moto2 einen Fehler machst, kommen vielleicht ein oder zwei Fahrer vorbei. In der Moto3 sind es fünf in einer Kurve und fünf in der nächsten. Das ist eine sehr komplizierte Kategorie.»
«Am Ende waren wir gut, weil wir von den Stürzen von Aron profitieren konnten – mit drei Siegen in Folge und einem zweiten Platz. Sein Pech war also nicht unbedingt unser Glück, wir waren auch gut», bekräftigte der Italiener und verwies auf seine Leopard-Truppe.
Nach dem Saisonfinale in Valencia drehte der Moto3-Champion in Jerez bei regnerischen Bedingungen schon die ersten Runden auf der Kalex von Italtrans Racing: 2020 gibt der Italiener als Teamkollege von Enea Bastianini sein Debüt in der Moto2-WM. Bastianini stand 2019 in seiner Rookie-Saison in Brünn als Dritter auf dem Podest. Traut sich Dalla Porta das auch zu?
«Der Schritt in eine neue Kategorie ist eine sehr große Veränderung. Man muss schauen, wie viel Zeit man braucht, um sich anzupassen. Das ist nicht bei allen gleich», mahnte der Neuzugang im italienischen Moto2-Team. «Wir werden sehen. Sicher werde ich das Maximum geben und ich glaube, dass sie großes Vertrauen in mich setzen. Das ist wichtig.»
Übrigens: Den Vertrag unterschrieb Dalla Porta schon Anfang August in Brünn, als sein Moto3-Titel noch lange nicht feststand: «Ich hätte trotzdem gewechselt, weil ich glaube, dass der richtige Moment dafür gekommen war.»
Die neue Startnummer 19 soll wieder an seine Oma erinnern. Außerdem war Freddie Spencer damit in der Vergangenheit schon sehr erfolgreich.