MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

SIC58: Vom «peinlichen Rennen» zum ungezügelten Jubel

Von Nora Lantschner
Paolo Simoncelli drückt seinen Andalusien-GP-Sieger Tatsuki Suzuki

Paolo Simoncelli drückt seinen Andalusien-GP-Sieger Tatsuki Suzuki

Paolo Simoncelli trägt sein Herz auf der Zunge. Deshalb sparte er nach dem ersten Moto3-Rennen in Jerez nicht mit Kritik an Suzuki und Antonelli. Nach dem Andalusien-GP musste sich dagegen der Crew-Chief fürchten.

Nach dem ersten Kräftemessen nach der Corona-bedingten Zwangspause hatte Paolo Simoncelli noch deutliche Worte für die enttäuschende Performance seiner Schützlinge (Pole-Setter Suzuki auf Platz 8, Antonelli auf 9) gefunden: «Ein peinliches und unbegreifliches Rennen, wie es Anfänger fahren», schrieb er in seinem Blog.

Eine Woche später ließ Tatsuki Suzuki den SIC58-Chef mit seinem Triumph beim Andalusien-GP wieder strahlen. Der Circuito de Jerez-Ángel Nieto ist ohnehin eine spezielle Strecke für das nach Marco Simoncelli benannte Team: Dort bescherte Tony Arbolino der Truppe 2016 in der Junioren-WM den ersten Sieg auf internationaler Bühne und dort flossen im Vorjahr Tränen der Rührung, als die SIC58 Squadra Corse durch Niccolò Antonelli das erste Moto3-WM-Rennen gewann. Noch dazu war es ein Doppelsieg mit «Tatsu» auf Platz 2.

Zur Erinnerung: 15 Jahre zuvor hatte der allzu früh verstorbene Marco Simoncelli ebenfalls in Jerez seinen ersten GP-Sieg gefeiert: Er gewann damals das Regenrennen der 125er-Klasse – vor seinem Rauch Bravo-Aprilia-Teamkollegen Steve Jenkner.

Suzuki, der im dritten Grand Prix der Saison 2020 zum dritten Mal auf Pole-Position stand, war am Sonntag zudem der erste Fahrer in der kleinsten Klasse der Motorrad-WM seit Simoncelli, der in Jerez vom ersten Startplatz aus auch das Rennen für sich entscheiden konnte.

«Nach drei Tagen, in denen wir im Hotel eingesperrt waren und uns einzig die Hitze treu begleitet hat, haben wir unsere Arbeit fortgesetzt. Ich brauche jetzt übrigens einen Pulli, wenn wir nicht mindestens 39 Grad haben», schickte Paolo Simoncelli in seiner Rennanalyse voraus.

«Tatsuki hat das Rennen gemacht, das ich wollte – oder besser das Rennen, das ich ihm höflich befohlen hatte», kommentierte der Teamchef dann das Geschehen auf der Rennstrecke. «Es war wichtig, dass er nicht zu viel nachgedacht hat. Es war die Zusammenfassung von vier Jahren Arbeit in unserem Team, 22 Runden an der Spitze und der Sieg. Ich bin stolz auf die ganze Mannschaft und auf Tatsuki, denn am Ende sitzt der Fahrer auf dem Motorrad und er muss den Unterschied machen. Wir können draußen gut sein und kritisieren, Ratschläge erteilen und auf die Schulter klopfen, aber wir bleiben immer nur am Rand des Spielfeldes.»

«Den Rest haben alle im TV gesehen: Jubel, Umarmungen und natürlich fehlten auch die Kraftausdrücke und Fäuste nicht. Klar und transparent, wie wir eben sind», beschrieb Simoncelli den anschließenden Jubel an der Boxenmauer. «Dazu möchte ich die Gelegenheit nutzen für einen Mitteilung, nachdem uns viele geschrieben haben, ob [Marco] Grana nach dem Klaps von unserem [Mechaniker] Filippo Berti, der Schaufeln anstelle der Hände besitzt, in das Medical Centre gebracht werden mussten. Aber Nein, ‚Rider ok‘. Oder vielmehr: Crew-Chief okay!»

Ergebnis Andalusien-GP, Moto3: 1. Suzuki, Honda. 2. McPhee, Honda. 3. Vietti, KTM. 4. Binder, KTM. 5. Rodrigo, Honda. 6. Fernandez, KTM. 7. Alcoba, Honda. 8. Garcia, Honda. 9. Yamanaka, Honda. 10. Arbolino, Honda. Ferner: 18. Kofler, KTM. 19. Dupasquier, KTM.

WM-Stand nach 3 von 14 Rennen: 1. Arenas, 50 Punkte. 2. Suzuki, 44. 3. McPhee, 40. 4. Ogura, 36. 5. Rodrigo, 30. 6. Vietti, 27. Fernandez, 26. 8. Arbolino, 23. 9. Masia, 19. 10. Alcoba, 19.

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