Jasper Iwema: Von der Moto3-WM zum Eisspeedway
Auf der Straße war Jasper Iwema nach zwei Wildcard-Einsätzen bei der Dutch-TT von 2009 (im Racing Team Germany) bis 2013 in den Klassen 125 ccm und Moto3 permanent im Grand Prix unterwegs. Danach fand er keinen Rennstall mehr, der ihn Fulltime beschäftigte und brachte es als Aushilfsfahrer 2014 und 2015 auf insgesamt 88 Grand-Prix-Einsätze. Seine beste Saison war 2010, als er mit 34 Punkten in der 125er-WM 16. wurde.
Im Winter 2017/2018 bestritt der im Dörfchen Hooghalen bei Assen beheimatete Iwema seine ersten Eisspeedway-Rennen und war nur ein Jahr später bereits wieder Permanentstarter in einer Motorrad-WM.
In seinem derzeitigen Metier will der 31-jährigen Niederländer Weltmeister werden. Mit seinem neunten Platz bei der Eisspeedway-EM am vergangenen Sonntag in Polen dürfte ihm seine Entfernung von diesem Ziel wieder klar geworden sein; doch ist dieses Rennergebnis im ersten Corona-Jahr auf Grund der Umstände nur bedingt aussagekräftig.
«Eisspeedway hat mich schon immer interessiert. Seit ich sechs oder sieben Jahre alt war, war ich jedes Jahr in Assen bei den Eisspeedway-GP und ein großer Fan. Irgendwann habe ich auf der Straße Karriere bis in den Grand Prix gemacht. Ich habe mir früher schon überlegt, wenn ich mal nicht mehr auf Asphalt fahre, möchte ich Eisspeedway-Fahrer werden. Das habe ich dann 2017 angefangen», blickt er auf seine frostigen Anfänge zurück.
Seinen Kumpel Scott Redding, dieses Jahr Superbike-Vizeweltmeister, begleitete er auch nach seiner GP-Zeit noch zu den Motorrad-Grand-Prix, war aber auch sonst in den Sommermonaten in diversen Fahrerlagern präsent. In den letzten beiden Jahren fungierte Iwema in der IDM als Teammanager und Riding-Coach für das niederländische Team Gebben Racing – 2020 mit den Fahrern Dion Otten (IDM Supersport 600), Ruben Bijman und Jef van Calster (beide IDM Supersport 300).
«Was ich nächstes Jahr machen werde, weiß ich noch nicht», sagte er gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich will aber mehr mit Fahrern machen und weniger Teammanager sein. Jetzt konzentriere ich mich aufs Eisspeedway und werde mich im Frühjahr entscheiden. Vielleicht ergibt sich etwas mit unserem Verband, ich habe vier, fünf Optionen.»
Auf seinen Rennanzug hat er den Namen nun in russischer Schrift (?????) aufbringen lassen, was er so erklärte: «Eisspeedway spielt sich hauptsächlich in Russland ab. Ich war schon oft drüben und werde auch weiterhin viel Zeit dort verbringen. Deshalb lerne ich gerade Russisch zu sprechen und auch schreiben. Das ist schon mal ein Anfang, mit dem ich meine Verbundenheit zu Russland ausdrücken möchte. Außerdem können dann die russischen Fans meinen Namen auch gleich lesen. Leider sieht es in diesem Winter schlecht aus, da rüber zu fahren. Derzeit bekommt man kein Visum.»
In Gesäßhöhe prangt zudem sein Spitzname «El Grillo» (die Grille) auf seiner Kombi. Dieser wurde ihm zu seiner Straßen-WM-Zeit von seinem damaligen italienischen Team verliehen, weil man ihn im Paddock, lange bevor man ihn sah, bereits mit hell zirpenden Lauten hörte. «Eigentlich nannte man mich damals italienisch Il Grillo. Auf Spanisch El Grillo hört es sich für mich aber besser an.»
Bei der EM in Tomaszow Mazowieki überraschte Iwema mit einer weiteren Auffälligkeit. Diese betraf den Sitz seines Bikes, welches jetzt einen typischen Straßenrennmotorradhöcker hat. «Dieser ist von einer 125er-Seel, wie ich sie einst fuhr und hat gleich zwei Funktionen: Erstens wollte ich, dass es mehr wie ein Rennmotorrad aussieht. Zweitens sind die herkömmlichen Sitze eines Eisspeedway-Motorrads lang wie eine Badewanne. Da fehlte mir immer etwas zum Abstützen. Außerdem wollte ich meine Sitzposition ohnehin ändern. So zeige ich wo ich herkomme, und habe zusätzlichen Platz für Sponsoren», bemerkte der motorsportliche Duathlet.