MotoGP: Ducati vom V-Motor überzeugt

60 Jahre: Runder Geburtstag der Schnapsglasklasse

Von Thorsten Horn
Hans-Georg Anscheidt

Hans-Georg Anscheidt

Heute vor 60 Jahren fand in Barcelona der erste 50er-WM-Lauf statt. Mit dem Premierensieger Hans-Georg Anscheidt sowie dem ersten Weltmeister Ernst Degner drückte zunächst Deutschland neuen Klasse den Stempel auf.

Als 1949 die Motorrad-Weltmeisterschaft eingeführt wurde, war diese für die Hubraumklassen bis 125, 250, 350 und 500 ccm sowie die Seitenwagen ausgeschrieben. Daran änderte sich in den ersten zwölf Jahre nichts. Doch ab 1962 erweiterte der Motorrad-Weltverband FIM das Sortiment und erhob die 50-ccm-Klasse ebenfalls zur WM-Kategorie.

Vorausgegangen war für die neue kleinste Klasse die Testsaison 1961, in der der Deutsche Hans-Georg Anscheidt Europameister wurde. Der erste Motorrad-Grand-Prix des Jahres war vom 4. bis 6. Mai der GP von Spanien in Barcelona-Montjuich. Da damals zwischen den einzelnen Klassen häufig durchgewechselt wurde, waren nicht immer alle Klassen bei allen Grand Prix gemeinsam am Start. Es mussten aber jeweils mindestens vier Klassen pro Grand Prix durchgeführt werden. So fehlten auf dem Straßenkurs Montjuich Park die beiden großen Hubraumklassen, dafür stand die WM-Premiere der 50-ccm-Klasse auf dem Plan. das hatte auch mit den spanischen Assen und Herstellern zu tun. 

Dabei war Hans-Georg Anscheidt erneut zur Stelle und sicherte sich mit seinem Sieg auf einer Kreidler seinen geschichtsträchtigen Eintrag in den Motorsportannalen. Nach dem Rennen über zwölf Runden (= 45,487 km) hatte er nur eineinhalb Sekunden Vorsprung auf den spanischen Derbi-Piloten Jose Busquets. Zum Vergleich, die 125er fuhren 27 Runden und die Viertelliterklasse deren 33. Dritter wurde der Schweizer Luigi Taveri auf 50-ccm-Honda, der rund 15 Sekunden nach dem Sieger im Ziel eintraf. Die weiteren Platzierungen in den Punkterängen (damals nur bis Rang 6) erreichten der Deutsche Wolfgang Gedlich auf einer weiteren Kreidler sowie die beiden Honda-Fahrer Tommy Robb aus Irland und der Japaner Kunimitsu Takahashi.

Insgesamt waren die zierlichen 50er in jenem Jahr bei zehn der elf Grand Prix am Start und stellten sich dabei auch in West- und auch in Ostdeutschland vor. Auf der Solitude bei Stuttgart gewann der nach seiner Republikflucht 1961 in Westdeutschland lebende Ernst Degner auf Suzuki vor seinem Landsmann Hans-Georg Anscheidt.

Auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal holte sich der Niederländer Jan Huberts, ebenfalls auf Kreidler, den Sieg.

Am Saisonende hatte Ernst Degner das bessere Ende für sich und wurde mit 41 zu 36 Punkten der erste 50-ccm-Weltmeister der Geschichte.

Die wegen ihres geringen Zylinderinhaltes sogenannte «Schnapsglasklasse» gab es als WM-Klasse noch bis einschließlich 1983, dann wurde sie von der 80-ccm-Kategorie abgelöst. Diese hielt sich noch bis 1989, dann wurde auch sie beerdigt.

Der erfolgreichste 50-ccm-Pilot wurde Ángel Nieto mit sechs errungenen WM-Titeln vor dem Premieren-GP-Sieger Hans-Georg Anscheidt, der drei Mal 50-ccm-Weltmeister wurde.


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