Florian Prüstel: Man hat uns ins Messer laufen lassen
Am Freitagabend (24. November) verbreitete sich beim WM-Finale in Valencia die Nachricht, das CFMOTO PrüstelGP-Team werde sich nach der Saison mit sofortiger Wirkung aus der Moto3-WM zurückziehen und das Team zusperren. Vorübergehend überlegten die Teamteilhaber Ingo und Florian Prüstel, ob sie ihre existierende Infrastruktur nutzen und die zwei Plätze des neuen Trackhouse-Aprilia-MotoGP-Kundenteams für die MotoE-WM-Team übernehmen sollten. Aber diese Idee wurde verworfen. Das notorisch erfolglose Forward-Moto2-Team hat jetzt dieses nicht gerade lukrative Business übernommen.
SPEEDWEEK.com erkundigte sich bei Teamprinzipal Florian Prüstel (34), welche Ursachen zu dem abrupten und unerwarteten Rückzug aus der Motorrad-WM geführt haben. Der Sachse erzählte, Pierer Mobility-Manager Jens Hainbach habe ihm erst zwei Tage vor dem ersten Valencia-GP-Training am 22. November die Hiobsbotschaft überbracht, dass die Unterstützung durch den chinesischen Motorradhersteller CFMOTO nach 2023 eingestellt wird. Damit fehlte plötzlich 1 Million Euro im 1,6-Millionen-Budget.
Florian, die Ergebnisse 2023 mit Xavier Artigas und Joel Kelso haben arg zu wünschen übrig gelassen. Hat es nie einen Hinweis durch die Verantwortlichen bei Pierer gegeben, dass die Zusammenarbeit nach zwei Jahren beendet wird?
Wir haben uns immer unterhalten. Ich hatte auch einen Austausch mit CFMOTO-Manager Suzhen. Ich war ja im Oktober sogar bei ihnen in China. Es hat nie ein Anzeichen gegeben, dass sich CFMOTO aufgrund der Resultate ein anderes Team oder eine andere Struktur suchen will. Sie haben mir immer gesagt, sie wollen weiter mit uns Moto3 machen. Wir hatten auch Pläne für die Junior-GP-Serie, da ging es um MiniGP, um hier in Europa chinesische Talente auszubilden. Wir hatten auch das Trophy Race zusammen mit CFMOTO gemacht.
Aber erst am Mittwoch vor dem Finale in Valencia wurde der Rückzug mehr und mehr bekannt.
Ich habe lange auf den neuen Vertrag gewartet, weil CFMOTO erstmals auch einen direkten Vertrag mit unserer Rennfirma PrüstelGP machen wollte. In den letzten zwei Jahren hatten wir die Verträge mit der Pierer Mobility AG, und die Pierer-Gruppe mit CFMOTO.
Am Ende hat CFMOTO den Vertrag wieder mit der Pierer Mobility AG gemacht und hat uns dann informiert, dass wir CFMOTO nicht mehr als Hauptpartner haben werden und dass CFMOTO zu einem anderen Team mit einer besseren Struktur geht. Auch von der Moto2 war die Rede.
Was mir dann in Valencia durch den Kopf ging: Wir sind ein kleines Team und haben nicht immer die erwarteten sportlichen Ergebnisse geliefert. Aber wir waren gegenüber der Pierer Mobility immer ehrlich.
Wir haben 2018 mit Marco Bezzecchi erstmals mit KTM zusammengearbeitet und damit auf Anhieb um den WM-Titel gekämpft und drei GP-Siege errungen.
Wir haben immer gesagt, wir wollen uns mit einem Hersteller verbünden, der deutschsprachig ist.
Man hat uns nach diesen sechs Jahren der Zusammenarbeit ins offene Messer laufen lassen. Durch diese kurzfristige Entscheidung hatten wir keine Chance, für 2024 noch irgendetwas zu machen und kurzfristig einen neuen Hauptsponsor zu finden. Das war und ist für uns sehr frustrierend.
Ihr habt nur zwei Tage Zeit gehabt zu überlegen, ob und wie ihr weitermachen könnt? Wieviel Geld hätte PrüstelGP für das Moto3-Team mit zwei Fahrern gebraucht?
Das Gesamtbudget in der Moto3-WM liegt jetzt bei 1,6 Millionen Euro. CFMOTO hat den Hauptanteil beigetragen, dazu hatten wir eigene Partner, auch die Dorna bezahlt Zuschüsse.
Habt ihr das CFMOTO-Material kostenlos bekommen wie früher bei Peugeot?
Nein, wir haben den Sponsorvertrag von CFMOTO bekommen und dann bei KTM das Material bezahlt.
CFMOTO hat einfach Geld bezahlt wie ein normaler Sponsor?
Ja, das ging aber alles über die Pierer Mobility. Der Angelpunkt war bei KTM in Munderfing.
Wieviel habt ihr als Teambesitzer zum 1,6-Mio-Budget beigetragen? Hat PrüstelGP mit dem GP-Sport Gewinn gemacht?
Nein, wir sind plusminus null ausgestiegen.
Aber als wir im Frühjahr 2016 das Racing Team Germany übernommen haben, mussten wir den Aufbau des Teams zuerst einmal finanzieren, um den Rennbetrieb mitten in der Saison fortführen zu können. Unsere neue Rennfirma PrüstelGP hat ja damals zuerst einmal nichts gehabt. Wir haben deshalb Geld aus unserer Spedition investiert.
Erst später konnten wir den Rennbetrieb dank der Sponsoren und Partner mit einem «break even» ausgeglichen gestalten.
Ergebnis Moto3-Rennen, Valencia (26.11.):
1. Sasaki, Husqvarna, 20 Rdn in 33:03,409 min
2. Alonso, GASGAS, + 0,082 sec
3. Ortolá, KTM, + 0,128
4. Veijer, Husqvarna, + 0,266
5. Öncü, KTM, + 0,384
6. Rueda, KTM, + 3,589e
7. Kelso, CFMOTO, + 4,623
8. Holgado, KTM, + 6,105
9. Muñoz, KTM, + 6,305
10. Yamanaka, GASGAS, + 6,907
11. Furusato, Honda, + 9,166
12. Farioli, KTM, + 9,663
13. Masia, Honda, + 10,446
14. Adrian Fernández, Honda, + 10,556
15. Nepa, KTM, + 11,462
Moto3-WM-Endstand nach 20 Rennen:
1. Masià, 274 Punkte. 2. Sasaki 268. 3. Alonso 245. 4. Öncü 223. 5. Holgado 220. 6. Ortolá 187. 7. Veijer 149. 8. Moreira 131. 9. Rueda 121. 10. Muñoz 113. 11. Toba 105. 12. Nepa 102. 13. Yamanaka 84. 14. Riccardo Rossi 79. 15. Artigas 77. 16. Furusato 63. 17. Kelso 61. 18 Bertelle 57. 19. Suzuki 50. 20. Fenati 35. 21. Salvador 31. 22. Adrián Fernández 25. 23. Ogden 24. 24. Farioli 19. 25. Migno 17. 26. Perez 15. 27. Fellon 6. 28. Azman 5. 29. Carraro 5. 30. Whatley 5. 31. Aji 4.
Konstrukteurs-WM:
1. KTM, 394 Punkte. 2. Honda 327. 3. Husqvarna 307. 4. GASGAS 270. 5. CFMOTO 113.
Team-WM:
1. Liqui Moly Husqvarna Intact GP, 417 Punkte. 2. Leopard Racing 349. 3. Red Bull KTM Ajo 344. 4. Valresa GASGAS Aspar Team 329. 5. Angeluss MTA Team 289. 6. Red Bull KTM Tech3, 239. 7. SIC58 Squadra Corse 184. 8. CFMOTO Racing PrüstelGP 138. 9. MTHelmets-MSi 136. 10. BOE Motorsports 128. 11. Rivacold Snipers Team 97. 12. Honda Team Asia 67. 13. CIP Green Power 54. 14. Vision Track Racing Team 29.