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Cortese: «Gute Fahrer sind auch im Regen schnell»

Von Günther Wiesinger
Cortese: Erster 250-ccm-Viertakt-Weltmeister

Cortese: Erster 250-ccm-Viertakt-Weltmeister

Der Moto3-Weltmeister erklärt, wie gross sein technisches Gespür ist, wann Intuition wichtig ist und warum seine Mama weniger ängstlich ist als andere Rennfahrer-Mütter.

Sandro Cortese (22) krönte sich in der abgelaufenen Saison zum ersten Moto3-Weltmeister der GP-Geschichte. Der KTM-Werkspilot gewann fünf Rennen und stand je fünf Mal als Zweiter und als Dritter auf dem Podest, ausserdem erzielte der Berkheimer sieben Mal die Pole-Position. Im zweiten Teil des exklusiven Interviews spricht Cortese über seine technischen Fähigkeiten und die Anfänge mit dem Pocket-Bike. Im nächsten Jahr wird der Weltmeister im neuen Dynavolt-Intact-GP-Team in der Moto2-WM antreten.

Wie einfach oder schwierig ist es, die ganze Technologie der Moto3 zu durchschauen, mit Reifen, Motor und Bremsen?
Das ist überschaubar. Klar, eine Traktionskontrolle haben wir, aber ich verwende sie im Trockenen so wenig wie möglich. Im Regen ist sie ab und zu sehr hilfreich. Der Umstieg vom 125-ccm-Zweitakter auf den 250-ccm-Viertakter war auch keine Hexerei. Nach zwei, drei Testtagen hatte ich begriffen, wie man diese Moto3-KTM fahren muss. Das Motorrad an sich war halt so neu. Das war eine totale Neuentwicklung. Das Team und ich haben die KTM erst so hinbringen müssen, damit man damit Rennen gewinnen konnte.

Bei der ersten Runde mit diesem 55-PS-Viertakter ist dir vermutlich das Gesicht eingeschlafen.
Es ist natürlich schon schwierig, wenn man so lange einen Zweitakter gefahren ist. Ein Zweitakter ist einfach viel aggressiver am Gas. Ich kenne es vom Motocross, bei Viertaktern ist die Gasannahme so sanft, deshalb spürt man die Power nicht. Aber die Rundenzeiten waren meistens ähnlich wie bei den 125ern.

Hast du da technisches Gespür oder musst du dich auf den Renningenieur verlassen?
Ich kann viel dazu beisteuern, was der Techniker machen muss. Ich führe ihn dorthin… Ich kann jetzt nicht sagen, mache zwei Klicks an der Federung. Ich gebe einfach meine Informationen weiter und sage ihm, ob die Gabel zum Beispiel zu weich oder zu hart ist. Der Techniker weiss dann, wie er vorgehen muss.

Ist dieses Gespür auf deine lange Karriere zurückzuführen? Du fährst ja beinahe seit 20 Jahren Motorrad.
Es ist viel Talent dabei, aber auch viel Arbeit. Das Gespür fürs Motorrad hat sich über die Jahre aufgebaut.
 
Bist du ein Tüftler in Sachen Technik?
Nein.

Bist du also ein intuitiver Fahrer, der mit jeder Abstimmung schnell sein kann, weil sein Hintern die notwendigen Sensoren entwickelt hat?
Ich habe ein gutes Gespür, gerade auch im Regen. Gute Fahrer sind auch im Regen schnell. Das gewisse Arsch-Feeling braucht man, sonst ist ein Rennfahrer langsam. Man macht viel intuitiv, aber es gehört auch ein gewisser Plan dazu.

In der kleinen Klasse zählt jedes Detail noch mehr, weil die Maschine so wenig Leistung hat und man nichts kompensieren kann: Wie schaut es da mit dem Idealgewicht aus?
Mein Teamkollege Fahmi Khairuddin hat die perfekte Ausgangsposition. Er wiegt 54 kg, ich 61. Mein Schritt in die Moto2 ist deshalb richtig. Dort werde ich einer der leichtesten Fahrer sein.

Muss man Diät halten und Salat essen, um schnell zu sein?
In der Moto3 ja, in den grösseren Klassen spielen ein oder zwei Kilogramm mehr keine grosse Rolle.

Oder muss man mit leerem Magen antreten, um die entscheidenden Hundertstel zu finden?
Nicht wirklich. Das macht dann eher langsamer.

Papa Antonio und das Pocket Bike: Kannst du dich noch an deine Anfänge erinnern?
Natürlich, ich schaue mir immer wieder gern die Videos an, wie wir zwei zusammen zu den Rennen gefahren sind. Die ersten Schritte. Ich habe 1993 mit dreieinhalb Jahren die ersten Rennen bestritten.

Wo bist du gefahren – hinter dem Haus oder auf einer eigenen Strecke?
Ums Haus herum.

Was hat Mama gesagt?
Die Mama war immer ein begeisterter Fan. Mütter haben immer die Befürchtung, dass etwas passiert. Bei meiner Mama war das gering ausgeprägt. Sie hat mich immer aufgebaut.

Wo im Haus hing der Erste-Hilfe-Kasten?
Kann ich nicht sagen! Nie gebraucht, Gott sei Dank.

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