Philipp und Peter Öttl: Eine besondere Geschichte
Diese Konstellation ist im GP-Fahrerlager einmalig. Im Team TEC Interwetten arbeiten mit Fahrer Philipp Öttl und Data-Recording-Mann Peter Öttl nicht nur Vater und Sohn zusammen – Philipps Chefmechaniker Stefan Kirsch hat auch schon für Peter in derselben Funktion gearbeitet. Kirsch schraubte in den Neunziger Jahren an der 125-ccm-Aprilia von Peter, beim letzten seiner fünf GP-Siege spielte aber Philipp bereits eine Rolle. 1996 gewann Öttl in Mugello. «Philipp war zwei Wochen alt, es war grossartig, zwei Wochen nach der Geburt den GP zu gewinnen. Ich habe sofort nach dem Rennen jedem erzählt, dass es ein Geschenk für Philipp sei. Das waren zwei grosse Highlights in meiner Karriere», erinnert sich Peter in einem Interview mit «motoGP.com» zurück.
«Am Morgen hat mir unser Teammanager Harald Eckl gesagt: ‹das ist dein Tag›, und ich habe es auch gespürt. Im Rennen war ich dann einmal vorne und wollte flüchten, aber das war nicht möglich. Dann war ich wieder vorne und die Gelegenheit schien diesmal gut, denn die Fahrer hinter mir haben ein paar Fehler gemacht. Es entstand eine Lücke, was mir die Box anzeigte. Ich habe dann ein paar schnelle Runden gefahren und konnte gewinnen», erzählt Peter, der auf eine Besonderheit aus diesem Mugello-GP besonders stolz ist: «Speziell in Italien war die Konkurrenz gross. Auch Rossi war dabei, ich bin sehr stolz, ihn vor langer Zeit einmal geschlagen zu haben.» Der spätere Superstar wurde damals Vierter, Stefan Bradls heutiger Teamchef Lucio Cecchinello Sechster, Marc-Márquez-Förderer Emilio Alzamora Siebter.
Mit Tex Geissler als Zehnter schaffte neben Sieger Öttl ein zweiter Deutscher den Einzug in die Top-Ten. Aber die folgenden Jahre waren dürr. « Es war lange keine gute Zeit für die deutschen Fahrer», stellt Peter Öttl heute fest. «Aber dann haben Bradl und Cortese die WM gewonnen, zum Glück haben wir jetzt auch wieder ein paar junge Fahrer. Das ist gut für den Sport in Deutschland, der Sport wird populärer.»
Einer der aufstrebenden jungen Fahrer ist Sohn Philipp, dessen Berufswunsch rasch handfest wurde. «Ich habe alle seine Rennen gesehen, als ich vier Jahre alt war», berichtet «Phil» über die Erlebnisse mit dem rennfahrenden Vater. «Ich habe mich entschieden, dass ich auch Motorrad-Profi sein will. Mit fünf bekam ich mein erstes Motorrad.»
Chefmechaniker Kirsch als Schaltstelle
2013 ist Philipp erstmals als WM-Stammfahrer unterwegs, der Papa war 1987 erstmals als 80-ccm-Fahrer im GP-Sport aufgetaucht. 16 Jahre später sitzt Peter in der Box seines Sohnes und erzählt, warum die gerade im Leistungssport nicht immer einfache Vater-Sohn-Beziehung bei Öttls gut funktioniert. «Ich bin für das Data-Recoding und die Elektronik zuständig. In den Anfängen von Philipps Karriere war ich der einzige an seine Seite gewesen. Als er zehn, elf, zwölf Jahre alt war, habe ich ihm mehr oder weniger alleine geholfen. Aber in den letzten Jahren ist unser Team gewachsen, wir haben jetzt einen Chefmechaniker», erwähnt Öttl Stefan Kirsch. «So habe ich ein bisschen Distanz zu Phil, er diskutiert alles mit dem Chefmechaniker, dann kommt Stefan zu mir und erklärt mir die Situation. Daneben checke ich natürlich auch die Daten. Ein bisschen später, wenn die Lage in der Box etwas ruhiger geworden ist, spreche ich mit Philipp. Ich denke, das ist ein ziemlich guter Weg.»
Das sieht auch Philipp so: « Mein Vater unterstützt mich immer. Er drängt mich nicht zu etwas, was ich nicht will. Er hat akzeptiert, dass ich meine eigenen Schritte machen will.»