Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Philipp Öttl (Rang 6): «Ich habe heute viel gelernt»

Von Günther Wiesinger
Der 17-jährige Philipp Öttl schaffte in Aragón mit Platz 6 sein bestes GP-Ergebnis. Er zeigte vor WM-Leader Salom nicht den geringsten Respekt.

Am Samstagabend klopfte Philipp Öttl freundlich an die Motorhome-Türe von Stefan Bradl und begehrte Einlass. Der Moto3-Rookie wollte von seinem bayerischen Landsmann ein paar gute Ratschläge hören.

«Philipp hat mich gefragt, wie er die Nervosität am Startplatz am besten unterdrücken kann», schilderte Bradl. «Ich habe ihn darauf vorbereitet, dass es vom vierten Startplatz aus im Rennen auch ein bisschen nach hinten gehen kann...»

Aber der gute Philipp heftete sich nach dem Start gleich unerschrocken in den Windschatten von Viñales, Rins und Márquez und saugte sich an vierter Stelle fest. Nach vier Runden hatte er den Viertplatzierten Oliveira (Mahindra) bereits um 2 Sekunden distanziert.

Nach fünf Runden büsste Öttl auf der Kalex-KTM des Interwetten-TEC-Teams den Anschluss zum Führungstrio ein – er lag als Vierter 0,9 Sekunden hinter Alex Márquez.

In der achten Runde fuhr Öttl 0,5 Sekunden langsamer als die ersten drei, aber nur 0,2 Sekunden langsamer als seine Verfolger Oliveira und Salom.

10. Runde: Philipp Öttl hält sich noch 1,1 Sekunden vor Oliveira und 1,7 Sekunden vor Salom. Wenig später zeichnete sich der Verlust des vierten Platzes ab: Nach 13 Runden lag Salom nur noch 0,033 Sekunden hinter dem Bayern.

Als Salom und Oliveira vorbeischlüpften, gab der tapfere WM-Neuling keineswegs klein bei. Er versuchte in der drittletzten Runde sogar noch einen Angriff, musste aber die Maschine in der Bremszone aufrichten und einen Umweg fahren. Dann war er einsamer Sechster, Jonas Folger (7.) lag aber 4,5 Sekunden zurück.

Nach der Zieldurchfahrt brach an der Boxenmauer Jubel aus, Interwetten-Teambesitzer Dani Epp war hingerissen. «Philipp hat am Schluss sogar noch den Mut gehabt, Salom und Oliveira anzugreifen», stellte er begeistert fest. «Und das sind ja wahrlich keine Nasenbohrer! Er ist ein richtiger Racer.»

Papa Peter Öttl, selber fünffacher GP-Sieger, fand an der Leistung seines tüchtigen Sprösslings gar nichts auszusetzen. «Philipp ist ein Superrennen gefahren», lobte Peter Öttl. «Er hat einen kleinen Fehler gemacht, aber das ist verzeihbar. Perfekt! Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll... Er ist auch die schnellste Rennrunde gefahren. Das ist beachtlich. Einwandfrei!»

Und Interwetten-Teammanager Terrell Thien fiel auf: «Philipp hat McPhee in der Rookies-Wertung überholt, er ist jetzt auf Platz 2 hinter Alex Márquez. Sauber!»

«Das war ein echt gutes Rennen», seufzte ein erleichterter Philipp Öttl, kurz nachdem er in der Box Platz genommen hatte. «Mir hat es das Motorrad beim Anbremsen ein bisschen verschlagen, als ich Salom und Oliveira attackieren wollte. Aber ich bin total zufrieden, das Rennen war gut. Am Anfang habe ich dranbleiben können an den ersten drei. Aber dann habe ich abreissen lassen müssen, denn die waren einfach so viel schneller.»

Philipp Öttl fand nach dem vierten Startplatz erstmals in seiner jungen GP-Karriere (bisher 14 WM-Rennen gefahren) in der Spitzengruppe mit allen Stars Unterschlupf. «Ich habe ihren Speed fahren können. Ich kann jetzt nicht sagen, es hat sich normal angefühlt... Es hat sich schon ein bisschen besonders angefühlt. Aber ich weiss jetzt gar nicht, was ich sagen soll...»

«Ich habe in der Anfangsphase nach dem Start einen kleinen Rückstand gehabt auf Rins, Márquez und Viñales, den habe ich aber zufahren können», schilderte der 17-jährige Bayer. «Der Speed war gut, die Rundenzeit war gut. Das Motorrad hat gepasst. Alles war gut.»

Nach dem vierten Startplatz hatte sich Senkrechtstarter Öttl sogar etwas mehr ausgerechnet als einen sechsten Platz, wie er vorsichtig durchblicken liess. «Ja, ich habe sogar mit einem etwas besseren Rennergebnis spekuliert», gab er zu. «Aber ich bin zufrieden, wie es jetzt war. Ich habe gegen Oliveira und Salom gekämpft. Ich wollte am Schluss noch einen Angriff starten. Aber das ist ein bisschen in die Hosen gegangen. Ich denke, ich fahre aus dem Windschatten raus, ich wollte noch auf meine Linie ziehen, dann hat es mich verschlagen. Das war es halt dann. Aber ich habe auf jeden Fall viel gelernt.»

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