KTM-Rennchef Pit Beirer: «Gefährliche Entwicklung»
Pit Beirer in Jerez am Startplatz mit WM-Leader Jack Miller
KTM gewann in der Moto3-WM 2012 den Titel mit Sandro Cortese im Red-Bull-Ajo-Team, 2013 siegten den Österreicher bei allen Rennen, Honda gelang kein einziger Podestplatz, in der WM machten die drei KTM-Stars Salom, Rins und Maverick Viñales den Titelkampf unter sich aus.
In der Saison 2014 sitzen 17 Fahrer auf KTM und zwei auf den baugleichen Husqvarna-Maschinen, die schwedische Marke hat sich KTM vor einem Jahr einverleibt.
Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, ist vom riesigen Erfolg der Österreicher, überrascht. Seit 26 WM-Rennen hat KTM pausenlos Siege abgeräumt, wenn man die drei Kalex-KTM-Erfolge von 2012 dazu rechnet, sind es sogar 29.
Und jetzt liegt mit Jack Miller schon wieder ein KTM-Werkspilot an der Tabellenspitze – 30 Punkte vor Romano Fenati, der im Sky VR46-Team von Rossi ebenfalls für KTM fährt.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Pit Beirer über die aktuelle Saison unterhalten.
Pit, mit so einer Erfolgssträhne hat bei KTM vor dem Einstieg in die Moto3-Klasse wohl niemand gerechnet?
Nein, und das ist auch etwas, was uns fast überrumpelt und uns überrannt hat. Denn wir haben nur an den ersten Rennsieg gedacht und wollten einfach an die Spitze.
Wir haben in der Moto3-Klasse auch nicht das grossartige Kundengeschäft gesehen. Aber die Nachfrage war dann in sehr kurzer Zeit sehr gross.
Das hat uns natürlich auch Spass gemacht, weil wir gesehen haben: Wir können mit diesem Motorrad in dieser Klasse viele Teams beliefern und Material verkaufen und vielleicht wieder einen Teil der Entwicklungskosten zurückspielen.
Das macht dieses Engagement für uns als Firma natürlich attraktiver. Dieses System hält meine Budgets in Grenzen, weil wir die Einnahmen 1:1 wieder in die Entwicklung der Rennmaschinen investieren. Ich muss dann bei KTM nicht um neue Budgets anfragen, sondern kann die Einnahmen idazu m Fahrerlager selbst einsammeln. Das war eine ganz angenehme Begleiterscheinung.
Diese Kleinserienfertigung hat aber auch ihre Nachteile. KTM muss dadurch mehr auf die Kosten achten als Honda bei ihren sechs Werks-Prototypen. Ausserdem gab es viel höhere Vorlaufzeiten, die Entwicklung für 2014 stand ab Herbst still, weil das Material bestellt werden musste. Und die Entwicklung der Motoren ist ja ab dem ersten Grand Prix durch das Reglement sowieso erstmals eingefroren.
Ja, das ist eine gefährliche Entwicklung, weil wir schon sehr starke auf Masse und auf eine hohe Anzahl von Motorrädern getrieben wurden.
Der ursprüngliche Sinn, warum wir im Moto3-Fahrerlager sind, war der: Wir wollten mit dem Werksteam um Rennsiege kämpfen.
Das wird aber schwierig, wenn du daheim eine Serienproduktion von 150 Rennmotoren bauen musst.
Das Werksteam bildet der Red Bull Ajo-Rennstall von Aki Ajo, der ein wertvoller Partner von KTM geworden ist. Sein Team gewann den Titel 2012 mit Cortese, Salom war 2013 bis zum letzten Rennen WM-Leader, 2014 führt Jack Miller die WM an.
Ja, die Partnerschaft mit Aki Ajo funktioniert ausgezeichnet... Es ist alles so gekommen, wie man es sich gewünscht hat. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass wir uns den Aki nicht ganz freiwillig ausgesucht haben. ich möchte mich an dieser Stelle in dieser Hinsicht auch nicht als Hellseher rühmen.
Sondern es war der Aki selber, der den Telefonhörer in die Hand genommen und uns sehr früh angerufen hat. Zu einem Zeitpunkt, als wir das Motorrad noch gar nicht fertig gehabt haben. Er hat gesagt, er vertraut uns, dass wir in dieser Klasse ordentlich einmarschieren.
Deshalb wollte er mit uns reden. Er ist bald darauf in Mattighofen einmarschiert. Er war der Erste, der den Weg zu uns gefunden hat. Wir waren einander dann sofort sympathisch.
Wir haben uns deshalb sehr schnell geeinigt und gemeinsam mit Red Bull ein Paket geschnürt.
Im Nachhinein kann ich nur sagen: Das Wort von Aki zählt. Was versprochen wurde, wurde immer eingehalten. Das beruht auf Gegenseitigkeit, deshalb sind wir ein verdammt starkes Team und wollen das auch in Zukunft so beibehalten und so belassen.