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Fabio Quartararo: Ein Rookie als Moto3-Weltmeister?

Kolumne von Sharleena Wirsing
Er ist sehr jung, unglaublich schnell, wirkt völlig unbekümmert und hat das Weltmeister-Team hinter sich: Moto3-Rookie Fabio Quartararo hat die besten Voraussetzungen, um 2015 zu begeistern.

Mit seinen blonden Haaren, den grün-braunen Augen und den großen Lücken zwischen den breiten Zähnen sieht der 15-jährige Fabio Quartararo auf den ersten Blick wie der niedliche kleine Junge von nebenan aus. Wenn man jedoch in seine Augen blickt, während er von seiner Leidenschaft schwärmt, erkennt man, wie immer wieder Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und diese besondere Art von Spieltrieb aufblitzen.

Spieltrieb mag sich im Zusammenhang mit den über 230 km/h schnellen Moto3-Motorrädern zunächst falsch anhören. Doch genau das ist es, was all die großen Champions auszeichnet. Die aktuellen Stars Valentino Rossi und Marc Márquez wirken, trotz aller Professionalität, immer wie Kinder in einem Freizeitpark, wenn sie an der Rennstrecke sind. Sie lachen, strahlen, scherzen.

Der Spaß am Erfolg ist Quartararo anzusehen. Obwohl der erst 15-Jährige in Interviews noch etwas schüchtern wirkt, strahlt er große Freude aus. Beim Valencia-Test erhielt ich auf die Frage danach, wie es sich anfühlt, als Rookie schneller als die erfahrenen Piloten zu sein, eine vielsagende Antwort.

Quartararo huschte ein süffisantes Grinsen über das Gesicht, bevor er sagte: «Ich könnte noch mehr pushen und schneller sein, aber diese Zeiten sind gut für meinen Rhythmus.» Diese Aussage wirkte nicht wie die eines überheblichen Möchtegerns, sondern wie jene eines erfahrenen Sportlers, der einen genauen Plan vor Augen hat.

Das ist kein Zufall. Im Team Estrella Galicia 0,0 befindet er sich unter den Fittichen von Ex-Weltmeister Emilio Alzamora, der Manager der Márquez-Brüder ist. Für ihn trat Quartararo schon erfolgreich in der Spanischen Meisterschaft an.

Als wäre dies mit 15 Jahren selbstverständlich, stellt sich Quartararo ohne Unterstützung durch seine Pressedame Interviews auf Englisch. Auch wenn ihm manchmal noch der Wortschatz ausgeht, wirkt der Franzose souverän. Auf die internationale Medienpräsenz und professionellen Umgang mit der Presse legt Alzamora gesteigerten Wert. «Er ist ein sehr erfahrener Teammanager und ehemaliger WM-Pilot. In meinem ersten Jahr kann er mir viel erklären», weiß Quartararo.

Fabio Quartararo: Mit sieben Jahren nach Spanien

Für seinen Traum mussten Quartararo und seine Familie bereits früh Opfer bringen. «Mein Vater kaufte mir eine PW50, sobald ich Fahrrad fahren konnte. Mit vier Jahren nahm ich an meinem ersten Rennen teil. Schon beim ersten Lauf stand ich als Sieger auf dem Podest. Ich nahm zunächst an französischen Meisterschaften teil, doch bald entschieden wir uns, nach Spanien zu gehen. Als ich sieben Jahre alt war, zog ich mit meinen Eltern nach Spanien. Mittlerweile lebe ich dort mit meinem Manager.»

«Ich nahm an unterschiedlichen Meisterschaften in Spanien teil – 50 ccm, 70 ccm, 80 ccm und Pre-Moto3. Dann folgten die Titel in der CEV Moto3. Mein nächstes Ziel ist es, in der Weltmeisterschaft Spaß zu haben», grinste Quartararo.

In der Spanischen Meisterschaft lehrte er besonders 2014 seinen Gegnern das Fürchten. Der Franzose gewann neun der elf Rennen und stand bei den zwei weiteren als Zweiter auf dem Podest. Nur Maria Herrera und Jorge Navarro konnten ihm jeweils einen Laufsieg abjagen. Am Ende der Saison holte Quartararo sich den Titel mit 127 Punkten Vorsprung auf Navarro, der 2015 sein Teamkollege im Estrella Galicia 0,0-Team ist.

Bei den letzten beiden CEV-Läufen 2014 in Valencia demonstrierte der 15-Jährige endgültig, dass er reif für die Weltmeisterschaft ist. Er besiegte mit spielender Leichtigkeit WM-Piloten wie Alexis Masbou und John McPhee aus dem Racing Team Germany. Den 27-jährigen Masbou, Sieger des Tschechien-GP 2014, distanzierte er im ersten Rennen um satte 4,3 sec.

Bei den ersten Tests mit seiner WM-Maschine im November 2014 unterbot Quartararo die Pole-Zeit in Valencia um 0,3 sec. Auch den ersten Tag des IRTA-Test im Februar 2015 in Valencia dominierte der Rookie. Während des zweiten Testtages in Jerez (18. Februar) brach Quartararo den bisherigen Rundenrekord. Er fuhr eine Zeit von 1:45,918 min.

Lob von Stars wie Márquez oder Gardner

Auch MotoGP-Weltmeister Marc Márquez hält große Stücke auf den jungen Piloten aus Nizza. «Es wird seine erste Saison sein. Ich habe durch die Medien mitbekommen, dass viel Druck auf ihm lastet. Doch er ist sehr talentiert. Ich habe ihm gesagt, dass er in der ersten Saison nicht darüber nachdenken soll. Er soll es genießen. Wenn er das schafft, dann wird er auf dem Podest stehen und auch siegen», versicherte Márquez.

Wayne Gardner, 500-ccm-Weltmeister von 1987, erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com: «Er ist ein Ausnahmetalent. Zudem ist er in einem sehr guten Team und fährt das beste Bike. Er ist unglaublich, ich bin sehr beeindruckt. Für mich ist er einer der besten Rookies, die ich je gesehen habe. Fabio kann in diesem Jahr die anderen Piloten ein paar Mal ärgern, aber ich denke trotzdem nicht, dass er gleich die Weltmeisterschaft gewinnt. Doch man weiß nie...»

Moto2-Pilot Marcel Schrötter bremst die allgemeine Euphorie etwas. «Man kann sicherlich viel von ihm erwarten. Einige handeln ihn aber schon als den neuen Márquez. Das ist etwas weitgegriffen», gibt er zu bedenken.

Der «Teufel» aus der Spanischen Meisterschaft

Auch wenn noch nicht klar ist, ob der talentierte Franzose den hohen Erwartungen auch in der Weltmeisterschaft gerecht werden kann, so ist jedoch bereits zu erkennen, dass er eine essentielle Gemeinsamkeit mit Márquez und Rossi hat. Wenn er den Helm abnimmt, ist er ein höflicher und sympathischer Junge, doch auf der Strecke fürchten ihn die Gegner. Sein Spitzname im Fahrerlager der Spanischen Meisterschaft lautete nicht ohne Grund «El Diabolo», der Teufel.

Übrigens: Der letzte Rookie, der in der kleinsten Klasse auf Anhieb Weltmeister wurde, war Loris Capirossi 1990. Wäre es nicht langsam an der Zeit, dass ein neuer Held dieses Kunststück wiederholt?

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