Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Teamchef Aki Ajo: Hat er Jonas Folger unterschätzt?

Von Günther Wiesinger
Der Finne Aki Ajo hat in seinem Team schon viele Talente zum Erblühen gebracht. Doch mit Jonas Folger klappte es 2011 nicht nach Wunsch. «Jonas war damals vielleicht noch nicht reif genug», grübelt Ajo heute.

Drei WM-Titel hat das Team Ajo Motorsport in der kleinsten Klasse (125 ccm/Moto3) seit 2008 gewonnen, Mike di Meglio (2008), Marc Márquez (2010) und Sandro Cortese (2012) waren die Titelgewinner. In den letzten zwei Jahren kämpften Luis Salom und Jack Miller auf der Red-Bull-KTM jeweils bis zum letzten Rennen um den Titel, aber sie verloren gegen Maverick Vinales (Calvo KTM) und Alex Márquez (Estrella Galicia 0,0 Honda).

Teambesitzer Aki Ajo wird nachgesagt, er habe ein goldenes Händchen für unterschätzte Talente. Nur der Bayer Jonas Folger konnte sich im Red Bull-Ajo-Team 2011 nicht richtig entfalten, er wurde am Saisonende entlassen und fiel dann in die Hände von MZ und Emir-IodaRacing, ehe ihn Jorge Martinez im August von seinen Qualen erlöste und ihn für Indy auf eine Mapfre-Kalex-KTM setzte.

Folger erkämpfte bei Martinez einige Podestplätze, fiel aber 2012 beim Spanier in Ungnade und wechselte dann in die Moto2-WM. Hier entfaltet er sein ganzes Können – zwei Siege in den ersten vier Rennen 2015, dritter WM-Rang.

Beim Ajo-Team fiel Folger beim Brünn-GP 2011 sogar so schlimm in Ungnade, dass ihm der Teamchef die Werks-Aprilia für fünf Rennen wegnahm und sie seinem Teamkollegen Danny Kent zur Verfügung stellte. Folger hatte damals am Mittwoch in einer Brünner Disco an einer Pre-Race-Party teilgenommen und war am Donnerstag bei einer Streckenbesichtigung als Fussgänger zusammengeklappt.
Er bekam von Dr. Costa Startverbot.

Aki, Jonas Folger kam bei dir 2011 auf der Werks-Aprilia RSA 125 nicht richtig zur Geltung.

(Er wehrt ab). Nein, nein. Er hat bei mir ein Rennen gewonnen!

Aber du hast ihm vorgeworfen, er sei nur im Nassen richtig schnell.

Heute können wir sagen, Jonas ist immer schnell. Aber damals ?konnte er ?nur bei besonderen Verhältnissen gewinnen oder ufs Podest fahren, im Nassen oder bei gemischten Verhältnissen.
Seither hat er sich stark verbessert.
Mit dem heutigen Wissensstand kann ich sagen: Jonas war damals nicht bereit für die grossen Erfolge. Er war noch nicht reif dafür.
?Jonas hat keine einfache Karriere hinter sich. Er war sehr jung, also keine 13 Jahre alt, als er von Deutschland nach Barcelona in die MotoGP-Academy übersiedelt ist.
Alle diese Sachen schwirrten 2011 womöglich noch in seinem Kopf herum. Deshalb ist es ihm mit 17 Jahren nicht gelungen, in meinem Team sein ganzes Potenzial abzurufen.

Du hast damals auch Folgers mangelnde Bereitschaft zum Fitnesstraining kritisiert.

Wie gesagt: Vielleicht war Jonas damals zu jung, er war offenbar von der Einstellung her nicht bereit, genug für den GP-Sport zu opfern.

Jonas Folger hat inzwischen eingeäumt, dass er sich eine Zeit lang zu stark auf sein Talent verlassen hat.

Er ist ein wirklich talentierter Fahrer, kein Zweifel. Ich mag ihn als Person. Und was ich jetzt sehe: Jonas versteht ?mittlerweile, worum es geht, er strengt sich an.

Vielleicht hätte Jonas damals eher Zuckerbrot als Peitsche gebraucht? Er wirkte verunsichert, in der zweiten 125er-Saison bei Fiorenzo Caponera 2010 hat er viel Vertrauen verloren.

Mir fällt auch etwas anderes auf. Wenn Fahrer wie Sandro Cortese oder jetzt Johann Zarco zum zweiten Mal zu unserer Gruppe stossen, sind sie stärker, erwachsener.
Wir vollbringen in unserem Team keine Wunder. Ich behaupte nicht, dass wir besser sind als andere Teams. Vielleicht reicht ein Jahr manchmal nicht, um einen Fahrer ausreichend kennenzulernen und sein Können abzurufen. Manche brauchen ein zweites Jahr, um sich optimal entfalten zu können.
Wenn ein, zwei Jahre dazwischen liegen und wir dann wieder mit so einem Fahrer zusammenfinden, dann verstehen sich beide Parteien gegenseitig viel besser.
Das hat sich 2012 bei Sandro gezeigt und jetzt bei Zarco.

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